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Sport: Andere Darstellung

Wenn Herthas Manager Hoeneß sich in der Öffentlichkeit zurücknimmt, ist Preetz gefordert

Berlin - Die Fußballer von Hertha BSC nahmen ihre Arbeit gestern so früh auf wie schon lange nicht mehr. Um acht Uhr morgens begann Trainer Karsten Heine die Übungseinheit – die Pünktlichkeit hatten einige Spieler zuletzt nämlich vermissen lassen. Die Mitgliederversammlung am Abend zuvor wurde innerhalb der Mannschaft diskutiert, das Team war am Montag heftig ausgepfiffen worden. Ashkan Dejagah fand das „sehr verständlich“. Auch Trainer Karsten Heine konnte die Reaktionen der Mitglieder nachvollziehen. Der 20 Jahre alte Kevin-Prince Boateng aber wollte die Schmähungen der Fans nicht einfach so hinnehmen. „Dass ,Boateng raus’ gerufen wurde, fand ich zu krass“, sagte der Spieler. Am Sonntag war Boateng zwanzig Minuten zu spät zum Training erschienen, auch deshalb hatte Heine die Einheit von gestern auf acht Uhr vorverlegt. Die Disziplin der jungen Profis war ein Thema der Versammlung im ICC.

Boateng war allerdings nicht der Einzige, der Buhrufe ertragen musste. Manager Dieter Hoeneß wurden verfehlte Transferpolitik und mangelnde Kritikfähigkeit vorgeworfen. Im Internet hatten sich Fans zuvor zum Protest gegen den Manager verabredet. Zu Beginn seiner Rede musste dieser dann auch laut werden, um sich Gehör zu verschaffen. Besonders souverän wirkte das nicht. Schnell aber verstummte die Opposition wieder. „Ich hatte da eigentlich mehr erwartet“, sagte Christian Wolter, den die Mitglieder in den Beteiligungsausschuss wählten. Wolter fand, dass „die Fans gute Sachen gefragt haben und diese dann auch ganz gut beantwortet worden sind“.

Allerdings richtete sich die Wut und Kritik der Mitglieder am Anfang und in der Fragerunde am Ende der Veranstaltung vor allem gegen die Mannschaft – und kaum gegen den Manager, der auch deshalb im Laufe der Veranstaltung stärker wurde. Hoeneß räumte zwei Fehler ein. Trainer Falko Götz habe er zu spät entlassen, und die Außendarstellung des Vereins sei verbesserungswürdig. Und daran könne nur er selbst etwas ändern, sagte Manager Hoeneß.

In Zukunft soll Michael Preetz, Leiter der Lizenzspielerabteilung, vermehrt in der Öffentlichkeit auftreten. Intern war Manager Hoeneß mit sanftem Druck zu diesem Schritt bewegt worden. „Die Tatsache, dass ich zu allem Stellung genommen habe und für jeden Journalisten erreichbar war, hat den Eindruck erweckt, dass Dieter Hoeneß omnipräsent ist“, sagte Hoeneß. Dieser Eindruck sei falsch. In den Berliner Medien stand Hoeneß in den vergangenen Wochen heftig in der Kritik. Die Abgabe von Kompetenzen an Michael Preetz ist schon länger geplant. „Die Aufgabenteilung steht schon seit einer Weile fest“, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Werner Gegenbauer auf Nachfrage.

Neuigkeiten, etwa die Verpflichtung eines Spielers, präsentierte Hertha seinen Mitgliedern nicht. Immerhin konnte Hoeneß von einem Gespräch mit Adidas-Chef Herbert Hainer berichten. Zwar läuft der Vertrag mit Herthas jetzigem Ausrüster Nike noch bis 2009. Aber allein das Interesse von Adidas bestätige den Wert der Marke Hertha BSC, sagte Hoeneß.

Zudem sprach der Manager erstmals öffentlich über die Zeit nach seinem Wirken. „Ich will Hertha fit machen für die Zukunft“, sagte er. Der Vertrag von Hoeneß als Vorsitzender der Geschäftsführung läuft bis zum Sommer 2010, ebenso wie der von Ingo Schiller, dem zweiten Vorsitzenden der Geschäftsführung. Michael Preetz hat schon zuvor mit Hoeneß über die langfristige Zukunft gesprochen. „Es gibt die Perspektive 2010“, sagte Preetz.

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