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Sport: Andreas Köpke: Am Ende steht ein Aufstieg

Sportlich kann ein Fußballtorwart nicht mehr tun, um einen Konkurrenten zu verdrängen: Andreas Köpke hat nicht nur jahrelang mindestens so gut gehalten wie Bodo Illgner, er hat 1992 bei einem 2:1-Sieg des 1. FC Nürnberg gegen den 1.

Sportlich kann ein Fußballtorwart nicht mehr tun, um einen Konkurrenten zu verdrängen: Andreas Köpke hat nicht nur jahrelang mindestens so gut gehalten wie Bodo Illgner, er hat 1992 bei einem 2:1-Sieg des 1. FC Nürnberg gegen den 1. FC Köln sogar einen Elfmeter gegen ihn verwandelt. Würde Jens Lehmann ein Tor gegen Oliver Kahn erzielen, er würde sich heute wahrscheinlich nicht wie Köpke ohne zu murren wieder auf die Ersatzbank setzen. Schon gar nicht, wenn er 1993 Fußballer des Jahres geworden wäre. Doch zwei Jahre später bei der WM 1994 in den Vereinigten Staaten war Köpke erneut nur zweite Wahl.

Seine Bescheidenheit ist typisch für Andreas Köpke. Inzwischen, da seine aktive Karriere mit dem Abschiedsspiel am Sonntag mit dem 1. FC Nürnberg gegen eine All-Star-Auswahl vor ihrem Ende steht, hat der Torhüter festgestellt, dass er seiner Beharrlichkeit die meisten seiner 59 Länderspiele zu verdanken hat. Seine Loyalität wurde belohnt: Bei der Europameisterschaft 1996 hielt endlich Köpke für das deutsche Team, und das, obwohl er gerade mit Eintracht Frankfurt wieder abgestiegen war. Im Halbfinale wehrte er einen Elfmeter gegen Gastgeber England ab und wurde mit Deutschland Europameister. Köpke avancierte zum Helden von Wembley und wurde zum Welttorhüter des Jahres gewählt. Als solcher wechselte er zu Olympique Marseille, doch dort wiederholte sich das Drama. Durch Leistung überzeugte er die Fans, aber nicht den Trainer - und natürlich stieg die Mannschaft ab.

Mit 36 Jahren wechselte Köpke zurück zu dem Verein, bei dem er groß geworden ist. Dass er dem Club sogar in der Zweiten Liga die Treue hielt, sicherte ihm in seiner fränkischen Wahlheimat endgültig den Status als Fußballheld. Und er durfte zum Abschluss seiner Karriere noch eine Premiere erleben: Andreas Köpke stieg mit Nürnberg auf. Ein guter Zeitpunkt, um die Karriere zu beenden. In Zukunft bekommt er beim Club ein Büro und einen repräsentativen Job. Doch der Club ist nicht Bayern München, wo man das Geld hat, für jeden alten Helden eine Planstelle als Stürmertrainer, Chefscout oder Trikotbeflocker einzurichten. Die wichtigen Posten in Nürnberg waren bereits besetzt, was Michael A. Roth im Frühjahr veranlasste, sich in einem Interview Gedanken darüber zumachen, ob ein weiterer Mitarbeiter wirklich nötig sei. Zumal in der Geschäftsstelle kein Zimmer frei ist. Allerdings hat man beim Club schnell eingesehen, dass man sich gegenüber einem verdienten Mitarbeiter doch dankbarer zeigen muss. Schließlich fand sich ein Büro. Das befindet sich zwar nicht im Vereinsheim am Valznerweiher, sondern beim Vermarkter Ufa-Sports. Köpke sagte zwar inzwischen, dass er sich so einen Posten schon lange gewünscht habe und dass es eine tolle Möglichkeit sei, etwas Neues auszuprobieren. Trotzdem ist seine neue Beschäftigung ungewöhnlich. Köpke muss jetzt genau das tun, was er in eigener Sache so oft unterlassen hat: werben.

Heinrich Geiselberger

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