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Sport: Angst vor dem Abschluss

In der Psyche liegt ein Teil von Dortmunds Schwäche

Anspruch und Wirklichkeit sind oft zwei Pole, die Spannung erzeugen – auch im Fußball. In diesem Spannungsfeld bewegen sich derzeit die Spieler von Borussia Dortmund. Zwischen wortreichen Ankündigungen und der Fähigkeit, diese in die Tat umzusetzen, „besteht eine Diskrepanz“, sagte Vereinspräsident Reinhard Rauball nach dem 1:2 in Mönchengladbach. Ein für Dortmund ernüchternder Befund. Mit dem beinahe glamourösen Auswärtssieg über den Hamburger SV hatten die Westfalen sich eine Woche zuvor einen vorderen Startplatz im Rennen um die Qualifikation für den Uefa-Pokal erkämpft. Prompt sind sie wieder zurückgefallen und haben nun drei Punkte weniger als der Tabellenfünfte Hertha BSC.

Woran liegt das? Spielerische Qualität ist vorhanden, das war nicht nur in Hamburg zu sehen, sondern zeitweise sogar in Mönchengladbach. Wider den Bundesliga-Trend haben die Dortmunder fußballerisch sogar an Klasse gewonnen. In dieser Hinsicht haben sie ihren Konkurrenten aus dem Mittelfeld (Hertha, Leverkusen, Gladbach) etwas voraus. Ihr Bemühen erweist sich jedoch (zu) oft als wirkungslos. Gegen die eifrigen Gladbacher gelang ihnen nur ein Elfmetertor. Tomas Rosicky nutzte den Strafstoß, den Verteidiger Strasser bei einem Foul an Wörns verursacht hatte, zum 1:1. Der Rest war aus Dortmunder Sicht torlose Kunst – zu wenig, um die beiden Treffer des früheren Berliners Nando Rafael auszugleichen.

Das Defizit hat vor allem zwei Ursachen: Die beiden Flügelstürmer Buckley und Odonkor sind zwar flink, aber im Abschluss zumeist harmlos. Buckley vergab die große Chance zum Ausgleich aus fünf Metern kläglich. Die Vollstreckungsaufträge bleiben zumeist an Ebi Smolarek hängen. Als Verlegenheitslösung im Angriffszentrum hat der Pole schon 13 Tore erzielt, ohne die Statur eines Strafraumstürmers zu besitzen. Der Sturm ist der schwächste Teil der Mannschaft.

Diese Erkenntnis weckt Begehrlichkeiten auf dem Transfermarkt. Die Dortmunder haben ein Auge auf den Werder-Stürmer Nelson Valdez geworfen. Da sein Vertrag bis Juni 2008 läuft, dürfte er für Dortmund zu teuer sein, selbst wenn der BVB beim Verkauf Rosickys im Sommer die erhofften zehn Millionen Euro erlösen sollte, die von Rechts wegen Gläubigern des hochverschuldeten Klubs zustehen.

Die andere, im Innern verborgene, Seite der Dortmunder Schwäche ist die Psyche. Die Siegermentalität des Teams wächst nicht proportional zum Zugewinn an Punkten. Vermutlich deshalb nicht, weil wohl bei den Angriffskombinationen die Angst vor dem Abschluss mitspielt. Wer sich für den Uefa-Pokal qualifizieren wolle, müsse auch im Kopf Fortschritte machen, sagt Trainer Bert van Marwijk.

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