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Sport: Ankunft in der Heimat

Frankfurts Michael Thurk überzeugt per Hattrick

Vielleicht hätte Friedhelm Funkel diesen Satz etwas besser erläutern sollen. „Michael Thurk hat gezeigt, dass er endgültig in Frankfurt angekommen ist“, sagte der Trainer von Eintracht Frankfurt. Eigentlich aber kann Thurk gar nicht richtig in Frankfurt ankommen, denn er stammt ja aus eben dieser Stadt. Er ist dort geboren, kickte einst für die Sportfreunde Frankfurt sowie im Stadtteil Oberrad und schwärmte schon als Kind für die Eintracht. Sportlich hingegen kann er eher in Frankfurt ankommen, wechselte er doch erst vor dieser Saison von Mainz 05 zu Eintracht Frankfurt.

Nach seinem Hattrick beim 4:0 über Bröndby IF Kopenhagen im Hinspiel der ersten Uefa-Cup-Runde kann man allerdings getrost davon sprechen, dass Michael Thurk beim Frankfurter Publikum und den Medien angekommen ist. Und wie. 40 000 Fans feierten den Frankfurter Jungen beim Comeback des Uefa-CupSiegers von 1980 im Europapokal nach elf Jahren Abstinenz. Assistenztrainer Armin Reutershahn musste den Helden des Abends aus der Mixed Zone loseisen und daran erinnern, dass auch ein dreifacher Torschütze auslaufen muss.

Thurk genoss die Aufmerksamkeit. In der turbulenten 50. Minute hatte er eine Kopfnuss erhalten und war trotzdem kühl geblieben. Nach dem doppelten Rot für den Dänen Kildentoft wegen Handspiels und den Engländer Howard für dessen anschließenden Kopfstoß verwandelte Thurk den Elfmeter zum 1:0. „Die anderen haben mir gesagt: Schieß du!“, berichtete Thurk. „Ich habe gesagt: Wenn ihr unbedingt wollt.“ Beim zweiten Strafstoß hat es dann keinen Wortwechsel gegeben. „Da habe ich mir den Ball gleich genommen.“ Die Kaltschnäuzigkeit bei den beiden Elfmetern wurde noch übertroffen vom perfekten Kopfball Thurks zum 3:0. Den Ball des Spiels warf ihm der souveräne englische Schiedsrichter Robert Styles nach dem Schlusspfiff zurück, wohl ahnend, dass das Erinnerungsstück, so Thurk, „ein besonderes Plätzchen bei mir bekommen wird".

Wie der Trainer und die offenbar von ihm gebrieften Spieler warnte auch Thurk davor, dass das 4:0 noch nicht die Qualifikation für die Gruppenphase bedeute. „In Bröndby gab’s ja schon mal eine deftige Niederlage“, sagte Thurk und meinte das 0:5 vor 16 Jahren mit den damaligen Stars Stein, Körbel, Bein, Möller, Yeboah. Ein Eintracht-Fan vergisst so etwas offenbar nicht.

Auch gegen nur noch neun Gegenspieler hieß Funkels oberstes Gebot, zu null zu spielen. Die Mannschaft befolgte das mit Geduld und Disziplin. Bis zum doppelten Rot hatte Bröndby kompakt gestanden. „Aber nach den zwei Platzverweisen konnte ich die taktischen Pläne aus dem Fenster werfen“, sagte Kopenhagens Trainer Rene Meulensteen. Vor dem Rückspiel am 28.September in Kopenhagen weiß sein Berufskollege Friedhelm Funkel allerdings aus eigener Spielererfahrung ganz genau, was im Europapokal alles möglich ist. Im Viertelfinale der Pokalsieger 1986 hatte Funkel mit Bayer Uerdingen gegen Dresden einen 1:3-Rückstand noch in ein 7:3 gedreht.

„Kopenhagen wird die Hölle“, sagte Eintrachts Kapitän Weissenberger. Die Dänen gingen fast schon brutal in die Zweikämpfe. Mit Folgen für die Bundesliga. Der Einsatz der beiden Griechen Amanatidis (ausgeschieden mit einer schweren Prellung auf dem rechten Spann) und Kyrgiakos (Steißprellung) ist für das Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen fraglich. „Ich gehe davon aus, dass beide nicht spielen können“, sagte Funkel. Da Spycher und Vasoski gesperrt sind, gerät Funkel in Personalnot. Ihm bleibt die Hoffnung, dass Thurk jetzt in der Bundesliga in Frankfurt ankommt.

Hartmut Scherzer[Frankfurt]

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