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Sport: Annährung auf dem Platz

Benedikt Voigt über die Möglichkeiten der Sportdiplomatie Welche Farbe hat Deutschland? Schwarz-Rot-Gold wie die Nationalflagge oder vielleicht doch Weiß wie die Trikots der deutschen Fußball-, Basketball- oder Hockeynationalmannschaften?

Benedikt Voigt über die

Möglichkeiten der Sportdiplomatie

Welche Farbe hat Deutschland? Schwarz-Rot-Gold wie die Nationalflagge oder vielleicht doch Weiß wie die Trikots der deutschen Fußball-, Basketball- oder Hockeynationalmannschaften? Im Falle Südkoreas lässt sich diese Frage leichter beantworten. Südkorea ist Rot, das weiß seit der Fußball- Weltmeisterschaft jeder. Bei den Feierlichkeiten der Südkoreaner nach den Siegen ihrer Nationalmannschaft trug das ganze Land nur eine Farbe: Rot. Moskaus Roter Platz war plötzlich nicht mehr einzigartig, sondern bekam Konkurrenz durch die roten Plätze von Seoul. Millionen Fans in roten Trikots hatten sich versammelt, um die Erfolge ihres Teams zu feiern. Am kommenden Samstag spielt Südkorea wieder Fußball im World-Cup-Stadion von Seoul, doch diesmal wird vieles anders sein. Die Stadt verbot alle Feierlichkeiten auf dem Rathausplatz. Offizieller Grund: Es könnte ein Verkehrschaos geben.

Das ist, mit Verlaub, erstaunlich, weil die Behörden ja auch während der Fußball-Weltmeisterschaft auf diese Idee hätten kommen können. Wahrscheinlicher ist, dass der Verdacht einer Oppositionsgruppe zutrifft. „Die Behörden fürchten, dass sich die Veranstaltung zu einer politischen Kundgebung ausweiten könnte“, sagt ein Sprecher. Die Gruppe will für die Wiedervereinigung demonstrieren. Am Samstag nämlich spielt Südkorea gegen Nordkorea, und da geht es um mehr als nur Fußball. Es geht darum, die innerkoreanischen Beziehungen zu verbessern. Das Spiel am Samstag ist das erste zwischen beiden Ländern seit zwölf Jahren. Ganz vorsichtig nähern sich die seit 1945 getrennten Länder auf dem Fußballplatz wieder aneinander an. Am Samstag werden weder Nationalhymnen gespielt noch Flaggen gehisst, dafür soll ein koreanisches Volkslied gespielt werden.

Vor der WM hatte Nordkorea demonstrativ die WM-Qualifikationsspiele boykottiert. Das kommunistische Land wollte nichts mit der Veranstaltung des Südens zu tun haben. Nun spielen sie wieder miteinander. Bei den kommenden Asienspielen werden beide Länder sogar unter einer gemeinsamen Flagge einmarschieren. So kann es weitergehen.

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