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Anschlag

© dpa

Anschlag in Xinjiang: Ruhig ist nur Peking

Die friedliche Stimmung in der Hauptstadt ist Fassade. In Wahrheit nehmen die Spannungen zu. Ein Kommentar unseres China-Korrespondenten Harald Maass.

Über die Hintergründe des Anschlags in Xinjiang, bei dem nach offiziellen Angaben 16 Polizisten getötet wurden, kann nur gerätselt werden. Chinas Staatsmedien mutmaßen einen Terroranschlag muslimischer Uiguren. Doch China ist in dem Konflikt nicht glaubwürdig. 2001 nutzte Peking die weltweite Terrorangst, um gegen die Uiguren im eigenen Land vorzugehen. Kritiker wie Rabiya Kadeer wurden verhaftet und ihre Familien unter Druck gesetzt. Unter dem Deckmantel des Antiterrorkampfes baute Peking sein Regime aus Folter und willkürlichen Todesstrafen in Xinjiang aus. Möglicherweise hat der Anschlag auch ein ganz anderes Motiv: Chinas Behörden zählen jedes Jahr schließlich tausende Unruhen und Proteste, ausgelöst durch korrupte Funktionäre, Landnahmen und Umweltskandale. Aufgebrachte Chinesen stürmen Polizeistationen, blockieren Eisenbahnverbindungen oder zünden Autos an. Die scheinbar friedliche Stimmung, die Sportler und Besucher derzeit in der Olympiastadt Peking erleben, ist nur eine Fassade, geschützt durch 100 000 Sicherheitsbeamte. In Wirklichkeit nehmen in China die Spannungen zu.

Harald Maass[Peking]

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