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Sport: Arbeitsverweigerung auf der Baustelle

Nach dem 0:2 in Bremen muss Dortmund auch einen finanziellen Rückschlag hinnehmen

Bert van Marwijk saß erst mit verschränkten Armen und versteinerter Miene auf dem Podium, dann aber konnte er sich nicht mehr zurückhalten. „Nur fünf meiner Akteure haben ihr gewohntes Niveau erreicht. Jensen, Weidenfeller, Wörns, Kehl und Brzenska“, knurrte der Trainer von Borussia Dortmund. Dass der Rest Dienst nach Vorschrift gemacht hatte, erkannte man am Ergebnis. 0:2 hatte Dortmund gegen Werder Bremen verloren. Die Versager waren gemäß van Marwijks Definition Kringe, Koller, Rosicky, Dede, Madouni und Senesie. „Wenn mehr als die Hälfte des Teams ausfällt“, sagte der Niederländer bei seiner schonungslosen Abrechnung, „hast du hier nicht viel zu suchen.“ Mit einem sehnsüchtigen Blick zu dem Bremer Coach Thomas Schaaf fügte van Marwijk hinzu: „Ich bin ein bisschen eifersüchtig auf meinen Kollegen.“

Bremens Trainer konnte sich nämlich vor 40 000 Zuschauern auf seine Leistungsträger verlassen. Die gaben bis zum Schluss nicht auf. Nationalstürmer Miroslav Klose erklärte: „Ich habe meinen Augen nicht getraut, als ich mal auf die Anzeigentafel schaute. Ich habe mich gefühlt, als ob schon die 88. Minute laufen würde. Dabei waren erst 65 Minuten gespielt.“ Klose steckte wie seinen Kollegen auch noch das Champions-League-Spiel vom vergangenen Mittwoch in den Knochen. Und so konnte Spielmacher Johan Micoud auch stolz verkünden: „Wir hatten heute eine Siegermentalität.“ Das war in den vergangenen Wochen nicht immer so, nach vier sieglosen Partien in Folge stand Werder vor der Frage: Spitze oder Mittelmaß?

Antwort: Spitze. Die Dortmunder halfen da gerne mit. „Wir haben viel zu wenig getan“, räumte Sebastian Kehl ein. Symptomatisch für das lethargische Auftreten der Dortmunder war der Treffer von Valerien Ismael, der nach dem Führungstreffer durch Micoud (23.) nach einer knappen Stunde für die Entscheidung sorgte. Der Franzose sprang bei einem Freistoß höher als der 2,02-m-Mann Jan Koller und kam an den Ball. Der Tscheche bewegte sich kaum in die Höhe. Ein symptomatisches Bild: Höhenflüge sind von den Dortmunder derzeit nicht zu erwarten.

Zudem musste der Krisenklub aus dem Ruhrgebiet offenbar auch beim Kampf gegen die finanziellen Abstieg einen herben Rückschlag hinnehmen. „Der Spiegel“ berichtet, dass die US-Firma Blackstone den geplanten Rückkauf des Westfalenstadions nicht mitfinanzieren werde. Dortmunds Manager Meier sagte dazu: „Eine schriftliche Absage gibt es nicht.“ Der BVB will das an einen Immobilienfonds verkaufte Stadion zurückerwerben, um von den hohen Belastungen herunterzukommen, die jährlich mehr als 15 Millionen Euro betragen. Außerdem würde durch den Rückkauf ein Depot von etwa 50 Millionen Euro frei, das für den bislang für 2017 vorgesehenen Rückkauf angelegt ist.

Nach einem Bericht der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ galt Blackstone als Wunschkandidat für das Investment. „Der Spiegel“ berichtet zudem, dass etwa 23 Millionen Euro, die nach der Anfang Oktober vorgenommenen Kapitalerhöhung in die Kassen geflossen sind, schon wieder ausgegeben seien. Gerd Niebaum, Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH KGaA, hatte die Kapitalerhöhung als „Trendwende“ bei der Umsetzung des Sanierungskonzeptes bezeichnet. Da hat der Jurist aber offensichtlich vorschnell geurteilt: Borussia Dortmund bleibt eine Baustelle.

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