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Seit dem Finale ist Elnas Rekabi nicht mehr erreichbar.

© Foto: Screenshot/ Youtube/KAFTV

Update

Iranische Kletterin Elnas Rekabi: Erzwungenes Geständnis im Internet aufgetaucht

Die iranische Sportlerin Elnas Rekabi trat ohne Kopftuch bei einem Wettkampf an. Sie wurde vorzeitig in ihre Heimat gebracht. Medienberichten zufolge erwartet sie dort der Arrest.

Nachdem sie bei der Asienmeisterschaft in Seoul ohne Kopftuch geklettert war, musste die iranische Sportlerin vorzeitig zurück in den Iran fliegen. Angehörige erreichten sie nicht mehr, ihr Pass und Handy seien konfisziert worden, wie BBC Persian berichtet.

Demnach war die Rückkehr des Teams nach Teheran für Mittwoch geplant gewesen. Rekabi habe jedoch schon am Montag aus dem Hotel ausgecheckt. Der internationale Kletterverband IFSC bestätigte in einem Statement, dass sie auf dem Weg zurück in den Iran sei.

Auf dem Instagram-Account der Athletin wurde derweil eine offizielle Entschuldigung veröffentlicht. Darin entschuldigt sie sich für ihr Verhalten und das „unpassende Timing“ bei dem Wettkampf-Finale in Seoul. Die vorzeitige Rückkehr in den Iran begründet sie mit ihrem Trainingsplan. „Ein erzwungenes Geständnis“, schreibt die österreichische Diplomatin Shoura Hashemi auf Twitter.

Rekabi war ohne Kopftuch angetreten

Rekabi werde vom Flughafen direkt in das Gefängnis Evin gebracht, wo auch zahlreiche Demonstranten bei den Protesten im Iran inhaftiert sind. Das berichtet das Nachrichtenportal IranWire mit Verweis auf Quellen aus dem Flughafen.

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„Sie hat nicht um Asyl gebeten, weil ihr Ehemann im Iran ist und sie nach dem Wettkampf zurückkehren wollte“, zitiert das Portal eine unbenannte Quelle. IranWire wurde vom iranisch-kanadischen Journalisten Maziar Bahari gegründet, der selbst schon im Evin-Gefängnis saß.

Weitere Medien außerhalb des Iran berichteten, Rekabi sei zur Ausreise gezwungen worden, ihr drohe im Iran Arrest, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Teheran dementierte dies.

Elnas Rekabi war im Finale der Asienmeisterschaft in Seoul am Sonntag ohne das für iranische Sportlerinnen vorgeschriebene Kopftuch angetreten. Im Iran löste dies sofort Kritik in regierungsnahen Medien aus. So schrieb die Zeitung „Hamshahri“: „Bleibt abzuwarten, wie das Sportministerium auf die Aktion reagieren wird.“

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In den sozialen Medien jedoch wurde die Sportlerin auch von den Iranern gefeiert. „Wir sind stolz auf dich“, hieß es in einer der zahlreichen Reaktionen auf Twitter. Die Aktion sei eine „sehr starke Aussage“, schrieb die iranische Journalistin Sima Sabet auf Twitter. „Sie darf vielleicht nicht wieder Teil der Nationalmannschaft sein oder wird bestraft, aber sie hat der Welt gezeigt, wie eine iranische Frau aussieht.“

Rekabi droht auch der Ausschluss aus dem Nationalteam

Natalie Amiri, ehemalige ARD-Korrespondentin in Teheran, schrieb: „Das ist eine Revolution im iranischen Profisport. Elnaz Rekabi tritt beim Finale der Asienmeisterschaften im Bouldern als Nationalsportlerin der islamischen Republik OHNE Kopftuch an. Die Frage ist, ob sie jetzt wieder zurückkehren kann oder wird.“ BBC-Korrespondent Bahma Kalbasi sprach von einem „unglaublichen Moment“.

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Seit der islamischen Revolution von 1979 müssen die iranischen Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch und lange Jacken tragen, um so Haare und Körperkonturen zu verbergen. Dieses Gesetz gilt auch für alle Sportlerinnen des islamischen Landes, insbesondere bei Wettbewerben im Ausland.

Proteste gegen das Regime

Demnach hätte Rekabi eindeutig gegen das Kopftuchgesetz verstoßen. Ihr droht voraussichtlich der Ausschluss aus der Nationalmannschaft. Laut Beobachtern war ihre Aktion in Seoul auch im Zusammenhang mit den anhaltenden Frauenprotesten gegen den Kopftuchzwang im Iran zu sehen, als ein Signal für ihre Solidarität mit der Frauenbewegung.

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Seit Wochen protestieren tausende Menschen, darunter vor allem Frauen, gegen das Regime und insbesondere gegen die Bekleidungsvorschriften. Auslöser der Proteste war der immer noch unaufgeklärte Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam.

Das ist eine Revolution im iranischen Profisport.

Natalie Amiri

Die junge Frau war im vergangenen Monat von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil ihr Kopftuch leicht verrutscht war und ein paar Haarsträhnen zu sehen waren.

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Elnas Rekabi hatte im letztjährigen Wettbewerb der Asienmeisterschaft eine Bronzemedaille im Bouldern gewonnen, im Laufe ihrer Karriere hat sie mehr als 80 Medaillen gewonnen.

Die Boxerin Sadaf Khadem war 2019 die erste und bisher einzige Sportlerin aus dem Iran, die ohne Kopftuch antrat. Khadem flog nach dem Boxkampf nicht nach Teheran zurück, nachdem ein Haftbefehl gegen sie erlassen worden war.

Die iranische Regierung, ausschließlich aus Männern bestehend, hatte den Sport erst kürzlich für Frauen geöffnet, unter der Bedingung, dass Sportlerinnen von einer Frau trainiert werden und mit Kopftuch antreten. (Tsp, dpa)

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