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Sport: Ass im Ärmel

Nach dem gewonnenen WM-Titel pokern deutsche Handballprofis jetzt um lukrative Verträge

Berlin - Nachhilfe im Pokern haben die Spieler des HSV Hamburg nicht mehr nötig. Schon gar nicht Pascal Hens, dem eine besondere Begabung für das Glücksspiel, bei dem es vor allem um die Ehre geht, nachgesagt wird. Dass der bei den Handballern sehr beliebte Zeitvertreib demnächst auf hohem Niveau stattfinden kann, dafür sorgt ein HSV-Sponsor. Für das Erreichen des Final Four soll jeder Spieler einen exklusiven Poker-Koffer mit Karten und Chips erhalten. Ob damit auch ihre Lust geweckt wird, künftig in Vertragsverhandlungen mit verdeckten Karten zu spielen, wird sich noch zeigen müssen. Die zwei frisch gekürten Weltmeister im Team haben darauf bislang nicht gesetzt. Hens hatte bereits vor der WM seinen Vertrag bis 2011 verlängert. „Mir gefällt es in Hamburg, und mit dem HSV will ich in den kommenden Jahren einige Titel gewinnen“, sagte der lange Rechtshänder, dessen Berater Wolfgang Gütschow deshalb vor keiner besonders schwierigen Aufgabe stand.

Vielleicht wären die Verhandlungen nach der WM etwas anders verlaufen, denn Weltmeister werden als Stars höher bewertet. Diesen Vorteil könnte Torsten Jansen für sich verbuchen. Der 30 Jahre alte Linksaußen des HSV hatte bei der WM im Angriff und in der Deckung in der Nationalmannschaft nicht nur ein Spiel im Stile eines Weltklassespielers geboten. Da sein Vertrag nur bis 2008 datiert ist, könnte ihm die Kunst des Pokerns sehr zugute kommen. Hilfe bekommt er nunmehr durch eine Agentur aus Burscheid, die Jansen in allen Fragen rund um das Thema Sponsoring beraten wird. Der erste Vertrag mit Jansen und einer jungen Automobilmarke soll bereits zur Unterschrift vorliegen.

Von den 21 mit WM-Gold ausgezeichneten Spielern ist nur eine Personalie noch völlig offen: die des Nationalmannschafts-Kapitäns Markus Baur. Nachdem der 36-Jährige beim TBV Lemgo keinen neuen Vertrag erhielt, lässt er sich Zeit mit der Entscheidung, wo er seine Karriere beenden wird. Dass es bereits einen Vertrag mit Frisch Auf Göppingen gebe, dementierte Baur. Dagegen nimmt ein zweiter Routinier, den Lemgo sehr gern noch ein Jahr verpflichtet hätte, von sich aus Abschied: Christian Schwarzer. Der 37 Jahre alte Kreisläufer wechselt zu Beginn der neuen Saison zum Ligakonkurrenten SG Kronau/Östringen. Schwarzer erhält dort einen Zweijahresvertrag. Damit kehrt der Weltmeister früher als erwartet zurück in seine saarländische Heimat. „Der TBV Lemgo war in all den Jahren eine Herzensangelegenheit für mich, und ich habe mich hier mit meiner Familie sehr wohlgefühlt. Aber der Entschluss, wieder ins Saarland zu gehen, stand nie zur Disposition“, sagte Schwarzer, der zukünftig ein Handball-Projekt leiten wird und in die Leitung des Olympiastützpunktes integriert werden soll.

„Wir haben alles versucht, um Christian Schwarzer beim TBV zu halten, müssen seine Entscheidung aber letztlich respektieren“, sagte Lemgos Manager Fynn Holpert. Schwarzer hatte bei der WM auf Wunsch von Bundestrainer Heiner Brand sein Comeback in der Nationalmannschaft gegeben. Seinem Auftreten im Team wurde letztlich der überraschende WM-Sieg zugesprochen.

Dass bis jetzt noch kein Spieler aus dem deutschen WM-Team seinen Wechsel zu einem ausländischen Spitzenklub angekündigt hat, obwohl es für die Stars genügend Angebote geben soll, hat wenig mit den vertraglichen Bindungen zu tun. Es gibt genügend Möglichkeiten, Spieler aus ihren Verträgen herauszukaufen. Innerhalb der Bundesliga könnte das im Falle von Oleg Velyky aus Kronau/Östringen immerhin bald passieren, der bereits mit dem HSV Hamburg in Verbindung gebracht wird. Beim Final Four im April wird er aber auf jeden Fall noch für die Kronauer spielen, und dann auch die Übergabe der Poker-Koffer an die Hamburger Spieler miterleben. In seinem Fall ist es gut vorstellbar, dass der HSV-Sponsor ihn damit erst nach der Vertragsunterzeichnung beschenkt. Manchmal ist es eben von Vorteil, wenn nicht jeder Handballer ein geübter Zocker ist.

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