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Sport: Atemberaubender Schwenk

Nur dass es nicht in Vergessenheit gerät: Eine Razzia ist noch kein Schuldspruch, nicht jede weggeworfene Spritze führt zu einem Dopingskandal. Der Arzt, dessen Wohnung durchsucht wurde, hat unverändert als unschuldig zu gelten, und die Arzneimittelfunde in Göteborg nach der Leichtathletik-EM sind, derzeitiger Stand, offenbar harmloser als ursprünglich gedacht.

Nur dass es nicht in Vergessenheit gerät: Eine Razzia ist noch kein Schuldspruch, nicht jede weggeworfene Spritze führt zu einem Dopingskandal. Der Arzt, dessen Wohnung durchsucht wurde, hat unverändert als unschuldig zu gelten, und die Arzneimittelfunde in Göteborg nach der Leichtathletik-EM sind, derzeitiger Stand, offenbar harmloser als ursprünglich gedacht.

Andererseits, solche Hinweise sind ja auch ermutigend. Noch nie hat das Thema Doping übergreifend Medien, Fans, Politiker und Sport so sensibilisiert wie jetzt. Kurios genug, an Dopingskandalen hatte es ja nie gemangelt. Aber erst seit das Fernsehen den harten Anti-Doping-Kampf entdeckt hat, seit also Jan Ullrich entmystifiziert wurde, ist das Thema Sportbetrug auf der größtmöglichen medialen Plattform. Erstmals geraten Sponsoren massiv unter Druck. Ohne TV-Übertragung keine flächendeckende Werbung, ohne Millionenpublikum ist Sponsoring sinnlos. Dopingdiskussionen bei „Christiansen“, Anti-Doping-Kommentare in den „Tagesthemen“, bohrende Fragen bei ansonsten handzahmen TV-Reportern – ein atemberaubender Schwenk.

Die ARD hatte jahrelang Ullrich verhätschelt, Tour-de-France Experte Herbert Watterott schwafelte stundenlang über Käse und Landschaften, und das ZDF hatte das Thema Doping in Politmagazine abgeschoben. Watterott zog sich nach der Tour 2006 vom Mikrofon zurück. Das war zwar lange geplant, aber man kann es als Symbol betrachten: Die Zeitenwende hat eingesetzt. Unklar nur, wie lange sie Bestand haben wird.

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