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Geschwächter Favorit. Vor der am Samstag beginnenden Traberwoche in Mariendorf konnte Hengst Dream Magic BE nur eingeschränkt trainieren. Ein Grippeinfekt machte ihm zu schaffen. Foto: Imago

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Sport: Athlet auf vier Beinen

Hengst Dream Magic BE ist Favorit in Mariendorf.

Berlin - Als der Hengst Bambus im Jahr 1895 das erstmalig ausgetragene Deutsche Traberderby gewann, konnte noch niemand ahnen, welch Tradition eines Tages aus diesem Erfolg erwachsen würde. Obwohl Bambus verglichen mit den heutigen Rennpferden langsam war. Denn der erste deutsche Derbysieger aller Zeiten rannte damals nur mit einer Geschwindigkeit von 37 Stundenkilometern über die Sandpiste. Das entsprach nahezu exakt dem aktuellen 100-Meter-Weltrekord des Sprinters Usain Bolt. Am Samstag (12.30 Uhr) beginnt auf der Mariendorfer Trabrennbahn die Derbywoche, die Traber dort laufen deutlich schneller als zu Bambus’ Zeiten. Heute erreichen die Besten Geschwindigkeiten von über 55 Stundenkilometern.

Die Derbygeschichte ist ein Auf und Ab, das mit Schicksalen, glücklichen Gewinnern und tragischen Verlierern verbunden ist. Denn manchmal ist der Traum vom Derbytriumph innerhalb weniger Sekunden zerplatzt. Heinz Wewering, mit 16 595 Siegen der erfolgreichste Sulkyfahrer der Welt, gewann das wichtigste deutsche Trabrennen bisher acht Mal und hat genauso oft herbe Niederlagen eingesteckt. Er sagt: „Manchmal reicht eine einzige kleine Behinderung durch einen Konkurrenten und alles ist vorbei.“

Oder man hat schon im Vorfeld Pech wie die Besitzer des Hengstes Ifram, der in seinem Derbyjahrgang weit über allen Gegnern stand. Am Morgen des Derbytages lag der große Favorit krank in seiner Stallbox – eine Kolik hatte alle Erwartungen zunichtegemacht. Ein Schicksal, das auch einem der diesjährigen Favoriten der Derbywoche drohte, dem Hengst Dream Magic BE. Just in dem Moment, als sich alle Experten in ihren Prognosen auf den dreijährigen Hengst und seinen Fahrer Josef Franzl festgelegt hatten, erlitt der muskulöse Traber einen Rückschlag. Beim Buddenbrock-Klassiker, der Generalprobe für die mit rund einer Million Euro Preisgeld dotierten Rennen der Derbywoche, erlitt der Topfavorit nach Zielfoto eine unerwartete Niederlage, und seinem Fahrer wurden heftige Vorwürfe gemacht, aufgrund einer falsch gewählten Taktik für den Misserfolg mitverantwortlich zu sein.

Doch der aus dem bayrischen Sauerlach stammende Trabrennfahrer wurde schon am Folgetag entlastet. Denn tierärztliche Untersuchungen ergaben, dass sein Pferd bei der Niederlage nicht im Vollbesitz aller Kräfte gewesen ist. Ein Grippeinfekt hatte Dream Magic BE geschwächt. Mittlerweile ist die Krankheit zwar überstanden, doch sie stellt für das Stallteam des Favoriten dennoch ein großes Handicap dar. Denn Dream Magic BE, der sich am Wochenende in seinem Derbyvorlauf zunächst für das am 5. August ebenfalls in Mariendorf ausgetragene Finale qualifizieren muss, konnte nicht optimal auf seine Aufgabe vorbereitet werden.

„Wir mussten sein Training eine Zeit lang aussetzen“, sagte Franzl. „Das ist natürlich ein erheblicher Nachteil. Denn obwohl sich in jedem Derbyvorlauf die beiden Erstplatzierten für das Finale qualifizieren, muss man auf Sieg fahren und kann sich nicht darauf verlassen, Zweiter zu werden.“ Dass Franzl aber unabhängig vom Ausgang des Rennens zu seinem Pferd hält, steht außer Frage. „Dream Magic BE ist der beste Traber, den ich jemals trainiert habe. Er ist nicht nur ein vierbeiniger Topathlet, sondern eine Persönlichkeit“, sagt Franzl.

Heiko Lingk

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