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Sport: Athleten am Steuer

AUSGEBREMST Christian Hönicke erklärt, warum die Formel 1 Sport ist Michael Schumacher ist Weltmeister, er wurde gebührend gefeiert und bereitet sich schon auf die nächste Saison vor. Da wird es Zeit, mal die ganz großen Fragen anzugehen.

AUSGEBREMST

Christian Hönicke erklärt,

warum die Formel 1 Sport ist

Michael Schumacher ist Weltmeister, er wurde gebührend gefeiert und bereitet sich schon auf die nächste Saison vor. Da wird es Zeit, mal die ganz großen Fragen anzugehen. Zum Beispiel eine, die so alt ist wie Autorennen selbst: Ist das denn überhaupt Sport? Nun kann man darüber geteilter Meinung sein, ob ein lautes und stinkendes Autorennen in einer Rubrik mit Tennis oder Fußball behandelt werden sollte. Die sportlichen Leistungen der Piloten aber sind heute über alle Zweifel erhaben.

Die Formel 1 ist Wettkampf, harter Wettkampf, und erfüllt damit eine der Grundvoraussetzungen des Sports. Und sie ist athletischer Wettkampf. Wer ein Formel-1-Rennen mit einer gemütlichen Sonntagsfahrt im Familienauto vergleichen will, der irrt. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Frührentner mit Schmerbauch wie der Argentinier Froilan Gonzalez oder rauchende Playboys wie der Brite James Hunt hinterm Steuer saßen. Es gibt kaum Sportler, die austrainierter sind als Formel-1-Fahrer. Kein Pilot kann sich heutzutage erlauben, in körperlich schlechtem Zustand ins Rennen zu gehen. Denn die Anforderungen, vor allem an die Kondition, sind enorm. Allein die Lenkbewegungen kosten so viel Kraft, als wenn man in beiden ausgestreckten Armen je einen Ziegelstein halten würde. Und das fast zwei Stunden lang.

In den Kurven müssen die Grand-Prix-Fahrer teilweise mehr als das Vierfache ihres eigenen Körpergewichts aushalten. Am meisten leidet dabei der Hals. Selbst der Kopf eines relativ gut trainierten Leichtathleten würde bei einer Fahrt mit einem Formel-1-Auto wie eine Flipperkugel hin- und herpendeln, weil seine Nackenmuskulatur den enormen Querbeschleunigungskräften in den Kurven nicht standhalten könnte. Deswegen stärken die Piloten sie mit speziellen Trainingsgeräten.

Doch die Fitness der Fahrer hört nicht an der Schulter auf. Faktoren wie Ausdauer und Hitzebeständigkeit entscheiden gegen Ende eines Rennens über Sieg oder Niederlage, denn nur wer nicht ausgepumpt ist, kann sich noch voll konzentrieren. Jede kleine Unaufmerksamkeit kann einen Fahrfehler nach sich ziehen. Auch deswegen ist Michael Schumacher im Moment der dominierende Fahrer in der Formel 1.

Natürlich kann er gut Auto fahren, aber davon abgesehen ist er zudem der fitteste Mann im Feld. Selbst bei extremsten Bedingungen hat er keine Konditionsprobleme und kann sich vollkommen aufs Fahren konzentrieren. Wie vor drei Jahren beim Hitzerennen von Malaysia, nach dem Schumacher fast ausgeruht wirkte, während der zweifache Weltmeister Mika Häkkinen beinahe vor Erschöpfung zusammenbrach. Selbst heute, mit 33 Jahren, ist Michael Schumacher anderen, weit jüngeren Fahrern in dieser Hinsicht überlegen. Die einzige Hoffnung seiner Gegner wäre, wenn der Deutsche demnächst anfinge zu rauchen.

Selbst dann könnte er sich vielleicht noch auf sein Team verlassen. Denn die Formel 1 ist kein Individualsport. Auf die Mannschaft kommt es hier vielleicht noch mehr an als bei anderen Sportarten. Im Kleinen wie im großen Ganzen. Sekunden- und millimetergenau muss jeder Griff sitzen, wenn die Fahrer an die Box kommen, um zu tanken oder Reifen zu wechseln. Das klappte bei Ferrari oft besser als bei den anderen. Auch deshalb ist Schumacher schon jetzt Weltmeister.

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