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Palästinas Nationalelf im ersten Turnierspiel des Asien-Cups gegen Japan.

©  Imago

Fußballnationalmannschaft von Palästina: Auch beim Asien-Cup spielt die Politik immer mit

Die Teilnahme der Fußballnationalmannschaft von Palästina am Asien-Cup ist eine sportliche Sensation, für die Spieler kommt das Turnier einem großen Abenteuer gleich.

Das Lachen der Spieler in dem kleinen Sportpark ist nicht zu überhören. Die Stimmung bei der palästinensischen Fußball-Nationalmannschaft während der vormittäglichen Trainingseinheit im „Magic Park“ von Newcastle ist augenscheinlich glänzend. Hier, in der australischen Arbeiterstadt, rund 170 km nördlich von Sydney gelegen, bestritt Palästina am Montag sein erstes Gruppenspiel beim 16. Asien-Cup. Gegner ist Favorit Japan – es war das klassische Duell zwischen David und Goliath, das mit einem klaren 4:0 für die Japaner endete.

Doch allein die Teilnahme Palästinas beim größten asiatischen Fußballevent ist eine sportliche Sensation. Erst seit 1998 als Fifa-Mitglied anerkannt, konnte der international nur bedingt legitimierte Staat lange keinerlei größere Erfolge vorweisen. Bis zum Mai 2014 – da gewann das Team völlig überraschend den AFC-Challenge-Cup, ein alle zwei Jahre stattfindendes Turnier für die leistungsschwächeren Länder Asiens. Und weil der Sieger automatisch für die Asienmeisterschaft qualifiziert ist, darf Palästina plötzlich dabei sein beim Turnier der Großen.

Doch dass für sein Team in Australien allenfalls die Rolle als Verlierer vorgesehen ist, davon will Ahmed Al Hassan nichts wissen. Der palästinensische Nationaltrainer, der das Amt erst vor zwei Monaten von seinem überraschend zurückgetretenen Vorgänger Jamal Mahmoud übernommen hat, setzt voll und ganz auf den Teamgeist seiner Spieler: „Wir haben natürlich keine Stars, die in Europa spielen. Aber für meine Jungs ist das hier auch eine Frage der Ehre. Sie wollen zeigen, dass Palästinenser eine ganze Menge leisten können. Wenn man sie denn lässt.“

Gastgeber Australien erkennt Palästina nicht als eigenständigen Staat an

Natürlich hat Palästinas Auftritt auf der großen Fußballbühne auch eine beträchtliche politische Komponente. Zumal das Turnier ausgerechnet in Australien stattfindet – einem der Länder, das Palästina nicht als eigenständigen Staat anerkennt. Darüber allerdings will Trainer Hassan nicht sprechen. Er berichtet lieber von den Schwierigkeiten, die sein Job so mit sich bringt. „Unsere Vorbereitung auf das Turnier war sicher mit keiner der anderen Teilnehmer zu vergleichen. Die ständigen Grenzschwierigkeiten beim Transfer vom Gazastreifen ins Westjordanland und andersherum sorgten ja allein schon dafür, dass wir nur hin und wieder mal miteinander trainieren konnten. Testspiele waren gar nicht möglich.“

Mittelfeldspieler Abdul Abu Hamid, der in Gaza geboren wurde, die Region aber vor sechs Jahren verlassen hat, berichtet von abenteuerlichen Erlebnissen. „Wenn ich vom Gazastreifen rüber will, muss ich die Grenze nach Ägypten überqueren und über einen Teil von Jordanien fahren, ehe ich über die Allenby Bridge endlich ins Westjordanland komme. Wahrscheinlich wäre es leichter für mich, nach Hawaii zu reisen“, scherzt er. Nach Witzen steht dem 25-Jährigen allerdings nur gelegentlich der Sinn. „Jedes Mal, wenn ich im Gazastreifen bin, habe ich Angst, dass ich nicht wieder rauskomme.“

Palästina gewann überraschend den AFC-Challenge-Cup - und ist deshalb beim Asien-Cup dabei

Abu Hamid spielt für einen Klub in der höchsten Liga des Westjordanlands, wie das acht weitere seiner Teamkollegen tun. Sieben Spieler kommen aus dem Gazastreifen, vier leben auf israelischem Staatsgebiet, drei kommen aus Europa oder Südamerika. Wie der talentierte Angreifer Matias Jadue, ein gebürtiger Chilene. Dessen Vater ist Palästinenser, bis zuletzt hatte man beim Fußballverband um seine Spielberechtigung für Palästina gekämpft. Weil der 21-Jährige vor einigen Jahren allerdings für chilenische Jugend-Auswahlteams gespielt hat, verweigerte der Weltverband Jadue vorerst die Spielberechtigung für den Asien-Cup.

Jadues Fehlen trifft Palästinas Team schwer, gerade im Angriff fehlen Leute von Format. Top-Torjäger Imad Khalili, ein in China spielender schwedisch-palästinensischer Profi, wurde rätselhafterweise nicht nominiert. So wird wieder Ashraf Numan vorne den Alleinunterhalter geben. Der technisch starke Mittelfeldspieler wurde im vergangenen Jahr aus der Not heraus zum Angreifer umfunktioniert und traf seitdem schon 13 Mal für sein Team. Unter anderem beim 1:0-Sieg über die Philippinen im Finale des AFC- Challenge-Cups. Die Stärke der Mannschaft liegt aber ohnehin in der Defensive. Trainer Hassan formuliert das mit einem doppeldeutigen Lächeln: „Uns verteidigen – das liegt uns offensichtlich irgendwie im Blut.“

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