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Sport: Auf dem Platz gelassen

Berlin Kurz nach der Halbzeit sprintet Nando Rafael Richtung Schiedsrichter, gerade ist Billy Reina im Strafraum des FC Bayern zu Fall gekommen. Doch der Stürmer von Hertha BSC fordert keinen Elfmeter, er läuft am Schiedsrichter vorbei und versucht, den Gegenangriff an der Außenlinie zu unterbinden.

Berlin Kurz nach der Halbzeit sprintet Nando Rafael Richtung Schiedsrichter, gerade ist Billy Reina im Strafraum des FC Bayern zu Fall gekommen. Doch der Stürmer von Hertha BSC fordert keinen Elfmeter, er läuft am Schiedsrichter vorbei und versucht, den Gegenangriff an der Außenlinie zu unterbinden. Nando setzt sich ein, kurz darauf versucht er, seinen Teamkollegen Yildiray Bastürk vor einer Gelben Karte bei einer Auseinandersetzung mit Hasan Salihamidzic zu bewahren. Der 21-jährige Angolaner macht seine Arbeit für die Mannschaft.

Einen Tag vor dem Spiel hatte Rafael noch zu Manager Dieter Hoeneß gesagt, dass er „völlig geschockt“ sei. Er habe gedacht, dass „so etwas nur in Angola, nicht aber in Deutschland möglich“ sei. Rafael meinte die Lawine, die am Samstagmorgen über ihn und seine Teamkollegen Josip Simunic und Alexander Madlung hereingebrochen war. Nachdem sie laut einer Meldung des Nachrichtenmagazins „Focus“ von einer der bei der Razzia im Café King verhafteten Personen „schwer belastet“ worden seien, weil sie in dem Lokal zu Gast waren, gaben die drei Spieler eidesstattliche Versicherungen ab, nichts mit dem Wett-Skandal zu tun zu haben. „Nando wusste gar nicht, worum es geht. Er war nie in dem Lokal“, sagte Manager Dieter Hoeneß, der nach dem Spiel rechtliche Schritte gegen „die Verleumdungen“ ankündigte und „Focus“-Chefredakteur Helmut Markwort zu einer „Richtigstellung“ aufforderte. „Markwort ist im Aufsichtsrat des FC Bayern, so etwas würde er für seinen Verein auch nicht zulassen. Die Spieler waren außer sich.“

Auf dem Platz war davon nichts zu sehen. „Wir haben ihnen im Trainingslager gesagt, dass wir von ihrer Unschuld überzeugt sind“, sagte Mannschaftskapitän Arne Friedrich. „Die waren ja auf den Titelseiten wie Straftäter. Mein Kompliment, wie die beiden das gemeistert haben“, sagte Niko Kovac.

Alexander Madlung saß wie in der Woche zuvor auf der Bank, Verteidiger Josip Simunic zeigt eine souveräne Leistung gegen den Bayern-Sturm, er hatte die besten Zweikampfwerte aller Herthaner. Äußerlich unbeeindruckt köpft er in Bedrängnis den Ball mit dem Hinterkopf zu Torwart Christian Fiedler, gefährlich erscheinende Querpässe finden immer den Mitspieler. Auf einem Transparent steht „Simunic–Fußballgott“, besondere Aktionen und Reaktionen der Fans zu den Anschuldigungen sind nicht zu entdecken. Als Nando Rafael in der 81. Minute ausgewechselt wird, hebt er die Arme und applaudiert in Richtung Fankurve. Den Applaus bekommt er zurück.

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