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Auf halber Strecke stehen geblieben: Doping-Studie bringt zu wenig neue Erkenntnisse

Die Präsentation der letzten Ergebnisse endete für das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) am gestrigen Dienstag wie erwartet in einem Debakel. Denn ihr ambitioniertes, und vom Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) initiiertes Forschungsprojekt „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“ wurde nur unzulänglich bearbeitet.

Die Präsentation der letzten Ergebnisse endete für das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) am gestrigen Dienstag wie erwartet in einem Debakel. Denn ihr ambitioniertes, und vom Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) initiiertes Forschungsprojekt „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“ wurde nur unzulänglich bearbeitet. Es konnte daher keineswegs für die „vorbehaltlose Aufklärung“ sorgen, wie sie BISp-Direktor Jürgen Fischer vor drei Jahren zum Start der 500 000 Euro teuren Untersuchung noch versichert hatte.

Aber wie denn auch? Von den zwei beauftragten Universitäten, im Übrigen auch die einzigen beiden Bewerber auf die damalige Ausschreibung, war gestern im Berliner Bundespresseamt ja nur noch eine zugegen, die Forschungsgruppe der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) aus Münster. Die andere, von der Humboldt-Universität (HU) in Berlin, hatte im März 2012 ihre Arbeit nicht ganz freiwillig eingestellt. Offiziell heißt es von Seiten des BISp, die Gruppe um Giselher Spitzer habe bei der HU keine Anträge auf die Verlängerung ihrer Arbeitsverträge eingereicht, die am 31. März ausliefen. Eine andere Sichtweise wird man womöglich am morgigen Donnerstag erfahren, wenn die Berliner ihre Erkenntnisse aus dem zurückliegenden Projekt im Rahmen eines Symposiums in Frankfurt (Oder) präsentieren.

Ziel der Untersuchung „Doping in Deutschland“ war eine vorbehaltlose und umfassende Aufklärung und Systematisierung des Phänomens Doping in Deutschland. Doch was die Gruppe aus Münster um Michael Krüger am Dienstag dann präsentierte, versetzte die Anwesenden im Bundespresseamt in Berlin in einen Schock- beziehungsweise Lachzustand. Es wurde vornehmlich davon berichtet, wie Medien im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte über Doping berichtet haben. Zu verschiedenen Anlässen (beispielsweise Olympia 1992 als die ersten Spiele eines vereinten Deutschlands) wurde die Berichterstattung der „Bild“, „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und „Süddeutsche Zeitung“ auf das Thema Doping hin untersucht. Herausgefunden wurde dabei nichts Neues oder Weltbewegendes; aber zum Beispiel, dass das Thema Doping heute um ein Vielfaches häufiger behandelt wird als noch vor 20 Jahren.

Da hatten die Berliner Forscher doch für weitaus mehr Furore gesorgt, als sie im vergangenen Jahr bei der Präsentation der Ergebnisse für die Siebziger und Achtziger Jahre von „systemischem Doping“ in Westdeutschland berichteten und gleichzeitig BISp, Innenministerium und DOSB beschuldigten, in diesem Zeitraum von Doping gewusst, es sogar geduldet und teils gefördert zu haben. Diese Enthüllungen hatten den Initiatoren und Auftraggebern des Forschungsprojekt damals natürlich nicht gepasst. Dass ihre Rechercheergebnisse und ihr Ausscheiden nun aber in Verbindung gebracht werden, dass gefiel in der anschließenden Pressekonferenz gestern niemanden der Anwesenden. Sowohl DOSB-Generaldirektor Michael Vesper als auch Fischer wiesen solche Vorwürfe entschieden von sich, letzter schob stattdessen die HU als Verantwortlichen in den Lichtpunkt. „Warum die Verträge nicht verlängert wurden, müssen sie die Humboldt-Universität fragen“, so der BISp-Direktor. „Es gab so viele Widersprüchlichkeiten im Gebahren der HU, dass es mir nicht gelungen ist, diese aufzuklären.“

Zumindest seine eigenen Gebahren will Fischer nun aber gemeinsam mit Vesper zu Ende bringen: „Es ist unser fester Wille, das Projekt abzuschließen, mit wem und wie auch immer. Ich bin kein Typ, der auf halber Strecke stehen bleibt.“ Fischer will ein letztes Mal den Kontakt zur Humboldt-Universität suchen und den Restforschungsbedarf besprechen. Eventuell wird daraufhin der Aspekt, den die Berliner schuldig blieben, ein weiteres Mal ausgeschrieben und vergeben werden.

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