zum Hauptinhalt

Sport: Auf Schnupperkurs

Verteidiger Christian Pander gilt bei Schalke und in der Nationalmannschaft als Nachfolger von Jörg Böhme – er ist nur noch besser

Manchmal wird einem die Wertschätzung für die eigene Person auf eher indirektem Wege vor Augen geführt. Dem 21 Jahre alten Christian Pander ist das im vergangenen Halbjahr so ergangen. Im Sommer noch hat sich sein Verein, der FC Schalke 04, geweigert, dem Linksfuß Jörg Böhme die Freigabe für einen Wechsel zu erteilen. Jetzt im Winter hat Schalke den früheren Nationalspieler an Borussia Mönchengladbach abgeben. Im Sommer hat niemand damit gerechnet, dass der Amateurspieler Pander schon innerhalb kürzester Zeit im Verein ein adäquater Ersatz für Böhme sein könnte. Jetzt im Winter besitzt der Nachwuchsspieler bereits einen Stammplatz bei den Profis. „Er hat in den letzten beiden Jahren einen Riesensprung gemacht, was nicht unbedingt zu erwarten war“, sagt Schalkes Manager Rudi Assauer. „Aber er hat es gepackt.“

Im ersten Spiel dieser Saison kam Pander zu seinem Debüt in der FußballBundesliga, seitdem hat er mehr als 30 Pflichtspiele für Schalke und die deutsche U-21-Nationalmannschaft bestritten. Er ist Schalkes einziger Nachwuchsspieler in der Stammelf. Die anderen hoffnungsvollen Talente des Vereins, Hanke, Michael Delura, Fabian Lamotte und Hamit Altintop, hat Pander inzwischen deutlich hinter sich gelassen. Und wo die Entwicklung des linken Außenverteidigers noch hinführen wird, ist seit dem gestrigen Dienstag klar. Da gehörte er zum Kader der A-Nationalmannschaft, die in Gelsenkirchen das Benefizspiel für die Opfer der Flutkatastrophe bestritt (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). „Solchen Spielern muss man eine Chance geben“, sagt Assauer. „Wenn es in so einem Spiel ist, umso besser.“

Pander selbst hatte „gehofft, dass ich dabei bin, aber nicht unbedingt damit gerechnet“. Seine Nominierung für die sportlich belanglose Begegnung ist jedoch keineswegs als Konzession des Bundestrainers Jürgen Klinsmann an das Schalker Publikum zu verstehen. Pander war schon für die Asienreise der Nationalmannschaft am Ende des vergangenen Jahres berufen, musste dann aber kurzfristig wegen einer Rückenverletzung die Teilnahme absagen. Insofern, so sagt Klinsmann, habe sich die Nominierung „eigentlich automatisch“ ergeben.

Pander jedenfalls passt genau ins Beuteschema des Bundestrainers. „Er gehört zu der Kategorie Talente, die sich in den letzten Monaten aufgedrängt haben“, sagt Klinsmann. Pander ist jung, und seine Stärken liegen – obwohl formell Außenverteidiger – in der von Klinsmann geschätzten Offensive. Der 21-Jährige kann alles, was auch der zehn Jahre ältere Jörg Böhme mit seinem linken Fuß kann – präzise flanken und schießen –, aber immer besser kann er auch das, was Böhme in der Defensive nie richtig konnte: Zweikämpfe bestreiten und gewinnen. Schalkes Manager Rudi Assauer sagt: „Er besitzt ein Riesenpotenzial, das er noch nicht abgerufen hat.“

Der Aufenthalt im Kreis der Nationalmannschaft ist für Pander eine Art Schnupperkurs. „Er soll ein Gefühl dafür bekommen“, sagt Klinsmann. Für das Länderspiel gegen Argentinien in zwei Wochen werde die Begegnung in der Arena Auf Schalke jedoch noch keine sportlichen Schlüsse zulassen. Trotzdem hat Pander gute Chancen, schon bald richtiger Nationalspieler zu werden.

So ist es auch dem Angreifer Benjamin Lauth ergangen, der vor zwei Jahren ebenfalls in einem Benefizspiel erstmals das Trikot der A-Nationalmannschaft tragen durfte. Inzwischen kämpft der lange verletzte Stürmer um seine Rückkehr in die Stammelf beim Hamburger SV und in der Nationalmannschaft. Ihm gegenüber besitzt Christian Pander einen entscheidenden Vorteil. Da Philipp Lahm noch verletzt ist, gibt es gegenwärtig auf seiner Position in der Nationalelf im Moment keine echte Konkurrenz.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false