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Sport: Aufbauspiele

Bobic ist angeschlagen, Luizao verletzt, Wichniarek gesperrt – wer für Hertha BSC heute stürmen könnte

Berlin. Die Vorgabe von Huub Stevens beschränkte sich auf zwei Sätze: „Wir müssen punkten. Und da wir zu Hause spielen, müssen wir drei Punkte holen.“ Mehr wollte der Trainer des Bundesligisten Hertha BSC vor dem heutigen Spiel gegen den SC Freiburg im Olympiastadion (15.30 Uhr) nicht sagen. Also kramte Manager Dieter Hoeneß einen Zettel hervor und verkündete die Nachricht, dass gegen Freiburg „erstmals wieder Vollbier für unsere Fans ausgeschenkt wird“.

Vielleicht lässt sich der Frust so verdrängen. Hertha BSC ist trotz der Verpflichtung der beiden neuen Stürmer Artur Wichniarek und Fredi Bobic der einzige Fußballverein im Profigeschäft, dem in dieser Saison noch kein Tor gelungen ist. Die Berliner haben in den beiden Spielen gegen Bremen und Stuttgart 29-mal aufs Tor geschossen. Dabei sagt die Statistik wenig darüber aus, wie klar diese Chancen wirklich waren. Fredi Bobic jedenfalls hat festgestellt, dass „wir alle torgefährlicher werden müssen“. Das ist leichter erkannt als umgesetzt.

Bobic wird heute mit Rückenschmerzen am Arbeitsplatz erscheinen, der Brasilianer Luizao ist immer noch verletzt, er leidet unter Knieproblemen. Und der dritte Stürmer, der polnische Nationalspieler Artur Wichniarek, ist für zwei Spiele gesperrt wegen seiner Roten Karte, die er am vergangenen Wochenende beim 0:0 in Stuttgart sah. Trainer Stevens fordert, dass „wir unser Spiel 30 Meter nach vorn verlagern“. Nach dieser angekündigten Offensive müsste Stevens wie schon in Stuttgart mit einer Dreierkette in der Abwehr spielen, um die fußballerisch durchaus guten Freiburger schon kurz vor der Mittellinie zu attackieren. In Stuttgart setzte die Mannschaft diese Vorgabe um. „Nur im Aufbauspiel hatten wir unsere Schwächen“, sagt Stevens. „Wir haben im Mittelfeld zu viele Bälle verloren.“

Um das Offensivspiel zu stärken, stehen Stevens zwei Varianten zur Verfügung. Nach der ersten wird Nando Rafael nicht neben Bobic spielen, sondern um ihn herum. Der 19 Jahre alte Angolaner ist von der Spielweise das Gegenteil des deutschen Nationalspielers: Rafael ist athletisch stark, schnell in seinen Bewegungen und besitzt eine gut ausgebildete Technik, die er sich bei Ajax Amsterdam angeeignet hat. Durch seine Laufbereitschaft würde er Wichniarek ähneln, der bislang rechts neben Bobic spielte und sich oft nach hinten fallen ließ. Da Rafael aber wegen seines besseren Antritts überraschender spielen kann als Wichniarek, bieten sich dem Mittelfeld im Aufbauspiel bessere Anspielmöglichkeiten. Zumal auch die Abwehrreihe der Freiburger technisch guten Fußball spielt und ein Spieler wie Rafael dort mehr Verwirrung stiften könnte.

Das Spielsystem der Mannschaft von Trainer Volker Finke ist stark zentral ausgerichtet. Für die Berliner dürften sich so Räume auf den Außenpositionen ergeben. Bobic wird diese nicht nutzen, er ist ein klassischer Mittelstürmer. Deshalb bietet sich für Stevens eine andere Variante, um einerseits das Aufbauspiel im Mittelfeld zu stärken und zeitgleich den Druck über die Flügel zu erhöhen. Er könnte Bobic allein stürmen lassen, unterstützt über die rechte Außenbahn vom Polen Bartosz Karwan und über die linke, wie schon in Stuttgart, vom Belgier Bart Goor.

„Karwan ist vom Bewegungsablauf nicht so gut wie Rafael“, sagt Stevens, „aber er spielt körperbetonter und ist stärker im Kopfballspiel.“ Als Stevens den polnischen Mittelfeldspieler am vergangenen Wochenende nach einer Stunde für Bobic ins Spiel brachte, überzeugte er den Trainer derart, dass Stevens bei Karwans Aktionen begeistert von seiner Bank aufsprang und applaudierte. Karwan sammelte in der vergangenen Saison einige Erfahrungen im Sturm, obwohl ihn Hertha einst für die rechte Außenbahn eingekauft hatte, er dort aber genau so wenig überzeugte wie Roberto Pinto. Aufgrund der schwachen Besetzung dachte Hertha deshalb im Sommer über die Verpflichtung des Schalkers Gerald Asamoah nach.

Für Karwan bietet sich die Chance, sein Image als „Trikot-Trottel“ zu korrigieren. So wird er in der Öffentlichkeit gern bezeichnet, nachdem er in einem Bundesligaspiel nicht eingewechselt werden konnte, weil er sein Trikot in der Kabine vergessen hatte.

Zwei Spieler auf den Außenpositionen würden für Bobic den Vorteil bringen, dass sie erstens die Freiburger Abwehr auseinander ziehen. Und zweitens, dass Bobic wieder die Alleinherrschaft im Strafraum besäße. Als einzelne Sturmspitze erzielte er so in der vergangenen Saison14 Tore für Hannover.

Ob Bobic aufgrund seiner hartnäckigen Rückenverletzung überhaupt gegen Freiburg auflaufen kann oder Stevens sein Spielsystem umstellen muss, entscheidet sich erst vor dem Spiel. Sonderlich fit wirkte Bobic zuletzt nicht. Fällt er aus, wird Rafael auflaufen. Dass Bobic seine Form findet, daran glaubt Manager Dieter Hoeneß fest: „Fredi muss einmal treffen, dann ist er der Alte.“

André Görke

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