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Schützt das Winterwunderland! Die Wintersportverbände fürchten um ihr Geschäft, wenn ihnen der Fußball in die Quere kommt. Foto: Reuters

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Sport: Aufstand gegen die Götter

Die olympischen Wintersportarten planen eine Resolution gegen eine Winterfußball-WM in Katar.

Berlin - Die Wintersportler rüsten sich zum gemeinsamen Kampf gegen die Fifa. Im Streit um die Verlegung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in die Monate Januar bis März fordert der Ski-Weltverband Fis eine gemeinsame Resolution aller sieben olympischen Wintersportorganisationen. Im Duell mit dem Fußball-Weltverband wissen die Verbände das Internationale Olympische Komitee (IOC) hinter sich, das die „Einzigartigkeit Olympischer Spiele“ schützen will.

„Ich bin überzeugt, dass sich alle olympischen Wintersportverbände der Resolution anschließen, für meinen Verband kann ich das zu 100 Prozent garantieren“, sagte Josef Fendt, der Präsident des Internationalen Rodelverbandes Fil. „Die zwei größten Sportereignisse zeitnah voneinander auszutragen, wäre eine Wahnsinnstat. Damit würde sich auch die Fifa keinen Gefallen tun. Für den Wintersport wäre es schlimm.“ Auch Biathlon-Chef Anders Besseberg unterstützt den Vorstoß von Fis-Präsident Gian Franco Kasper. Dieter Kolb, der Präsident des Deutschen Curling-Verbandes, sieht in einer Verlegung einen „Affront“.

Der Fußball-Weltverband reagierte gelassen. „Für uns hat sich nichts geändert“, sagte eine Fifa-Sprecherin am Montag. „Es gibt ein Konsultierungsverfahren, wir sprechen mit den verschiedensten Parteien. Vor der WM 2014 wird es keine Entscheidung geben.“ Die Fifa will spätestens Anfang 2015 über den Zeitpunkt der WM 2022 beratschlagen. Aufgrund der Sommerhitze in Katar spricht sich der Großteil der Experten für eine Verlegung des Turniers in die kältere Jahreszeit aus.

Die Spitzen der sieben Wintersportweltverbände beraten noch bis Mittwoch in Lausanne auch über den von der Fis eingebrachten Vorschlag. Fis-Generalsekretärin Sarah Lewis berichtete am Montag, dass man ein gemeinsames Vorgehen von Biathlon, Bob/Skeleton, Rodeln, Curling, Eishockey, Eislauf und Ski ausloten will. Voraussichtlich während der Olympischen Winterspiele in Sotschi soll die Resolution in Umlauf gebracht und der Druck auf die Fifa erhöht werden.

Auch im IOC beobachtet man die Entwicklung um die Fußball-WM 2022 mit Sorge. Bei einem Gipfeltreffen von hochrangigen Sportfunktionären unter Führung des neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach teilte die Organisation mit, dass das „olympische Programm in keiner Weise negativ beeinträchtigt werden sollte“. Fifa-Präsident Blatter war pikanterweise Teilnehmer der Sitzung.

Bisher hatte vor allem Fis-Präsident Kasper vor der Verlegung der Fußball-WM in den Winter gewarnt, dabei aber auch die Allmacht der Fifa kritisiert. Die Fifa werde sicher „keine Rücksicht nehmen auf so Kleinigkeiten wie Olympische Winterspiele oder Winter überhaupt“, so Kasper. „Sie sind die Götter der Welt, zumindest glauben sie das.“ Einen Einfall in ihr Revier wollen sich die Wintersportler aber nicht gefallen lassen. Curling-Präsident Dieter Kolb äußerte auch mit Hinblick auf die umstrittenen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen einen ziemlich radikalen Vorschlag: „Bei dem, was man im Moment von Katar hört, müsste eigentlich die gesamte Fußball-WM anderweitig vergeben werden.“ dpa

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