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Sport: Aufstieg der Aufsteiger

Hannover 96 überrascht mit einem 3:1 in Leverkusen – und Bayer bietet eine erbärmliche Leistung

Von Erik Eggers

Leverkusen. Am Ende waren sie wieder mal traurig in der Bayarena, die Fans und die gastgebenden Spieler, die hoch favorisierten. Mit 1:3 (1:1) verlor die Mannschaft von Trainer Klaus Toppmöller sensationell gegen den bisher punktlosen Aufsteiger Hannover und sind damit weiterhin ohne Sieg im heimischen Stadion. Und wie beim vergangenen Heimspiel hätte sich niemand darüber beschweren können, wenn die Gäste noch drei Tore mehr geschossen hätten.

Überhaupt glich dieses Spiel in vielen Details der 2:4-Pleite vor drei Wochen gegen einen anderen Aufsteiger, den VfL Bochum. Wieder waren die Leverkusener früh 1:0 in Führung gegangen, als Bastürk nach Vorlage von Neuville einen schönen Rechtsschuss aus 18 Metern im linken unteren Eck unterbringen konnte. Doch obwohl die Gäste sich danach ziemlich ängstlich verhielten, schossen die Leverkusener nicht das erlösende 2:0. Und so erzielte Fredi Bobic kurz vor der Pause mit einem Kopfball den 1:1-Ausgleich, weil Jörg Butt wieder einmal eine Flanke falsch einschätzte. Der Neuzugang bei 96 traf zehn Minuten vor Schluss auch zur verdienten 2:1-Führung, kurz darauf schob der Kameruner Idrissou aus halblinker Position den Ball lässig vorbei am diesmal machtlosen Butt.

Nicht einmal das „alte Gewehr“ konnte da Abhilfe schaffen. So nannten französische Zeitungen im vergangenen Jahr den routinierten Stürmer Ulf Kirsten, mit 181 Toren Rekordschütze in Leverkusen und in dieser Spielzeit als „Stand-by-Profi“ klassifiziert. Der 37-Jährige spielte, da sich auch noch Brdaric beim Sieg in Rostock verletzt hatte, von Anfang an, vergab jedoch kläglich die zwei größten Chancen seines Teams. In der ersten Halbzeit rutschte er knapp vorbei an einem Pass von Balitsch, und in der zweiten Hälfte scheiterte er aus kurzer Distanz am guten Hannoveraner Keeper Sievers. Diese beiden Tormöglichkeiten, und das ist bezeichnend für die derzeitig miserable Verfassung von Bayer Leverkusen, waren die beiden einzigen ernsthaften Bayer-Möglichkeiten während des Spiels. Ein Offenbarungseid.

Dieser Zustand lässt sich personalisieren: Die Form von Kirstens Sturmpartner Neuville ist beängstigend, und die offensiven Mittelfeldkräfte Bastürk, Simak und Schneider sind ganz offenbar noch nicht eingespielt. „Wir hatten spielerisch unheimliche Defizite“, gab Trainer Toppmöller zu, außerdem sei seine Mannschaft „läuferisch klar unterlegen“ gewesen. Aber auch in der Abwehr klafften riesige Lücken, vor allem nach dem Muskelfaserriss von Juan und nach der Einwechslung von Bierofka für Balitsch, mit der Toppmöller nach einer Stunde Spielzeit die Viererkette zugunsten eines Dreier-Abwehrverbandes auflöste.

Doch waren – abgesehen vom erneut zweikampfstarken Lucio, der nicht selten ob der Defensivkünste seiner Kollegen verzweifelte – Ojigwe wie Zivkovic völlig überfordert mit dem Konterfußball der Gäste. Dabei waren diese Angriffe nun wirklich nicht sehr abgeklärt und souverän. Hannover benötigte sechs hochkarätige Chancen bis zum Führungstreffer.

Hannovers Trainer Ralf Rangnick war das später egal. „Totgesagte leben länger“, sagte der Coach, der nach vier Niederlagen in Serie bereits stark unter Druck geraten war. Er sah seine Mannschaft „endlich mal für ein gutes Spiel belohnt“.

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