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Der Trainer und sein Toröffner. Joachim Löw (r.) beglückwünscht Marco Reus zu seinen beiden Toren beim 6:1 gegen Irland.

© dapd

Deutschland siegt in Dublin: Aus der Tiefe des Tiefs

Die Nationalmannschaft siegt 6:1 gegen Irland in Dublin und verarbeitet einen beschwerlichen Sommer. Seit langem spielt sie wieder so, weshalb man ihr den EM-Titel im Sommer zugetraut hatte.

Die Art des Jubels von Trainern nach Toren erzählt oft viel über den Gemütszustand einer Mannschaft. Während der deutsche Bundestrainer Joachim Löw die beiden ersten Tore gegen Irland Freitagabend in Dublin durch Marco Reus noch leicht gequält begleitete, nahm er die vier folgenden Tore in der zweiten Halbzeit eher gelassen zur Kenntnis. Er wusste, dass sich seine Mannschaft aus dem Spätsommertief befreit hatte, in das sie sich hineingerumpelt hatte. Endlich war sie zurück, jene Leichtigkeit, die das Tun dieser Mannschaft in den vergangenen Jahren begleitet hatte. Eine Leichtigkeit gespeist aus Tempo, Ballsicherheit, Offensivdrang und Spielkultur.

Gut möglich, dass das 6:1 von Dublin als das Ende einer beschwerlichen Phase in die jüngere Historie der deutschen Nationalmannschaft eingehen wird. Die Frustration über das merkwürdige Halbfinalaus bei der EM hatte wochenlang nachgewirkt. Die folgende Spiele, die Niederlage gegen Argentinien, der gequälte Sieg über die Färöer sowie das überaus schmeichelhafte, weil selten fahrige 2:1 von Wien hatten gezeigt, wie sehr die Mannschaft mit sich beschäftigt war, wie verunsichert sie war, wie sie mit sich rang. Das Bild der Mannschaft samt Führung war irgendwie in Schieflage geraten. Das System Löw schien von einem Virus befallen, der Mannschaft fehlte es an Organisation, Raffinesse, Durchschlagskraft und Souveränität, bisweilen auch außerhalb des Platzes.

Und so wirkt die handfeste Oktobererkältung, die den Bundestrainer vor wenigen Tagen heimgesucht hat, ein wenig so, als habe er den Virus, der das System lähmte, auf sich gezogen. Die Mannschaft spielte in Irland befreit und so, weshalb man ihr den EM-Titel zugetraut hatte. In Dublin schoss sie sich den Frust und die Zweifel von der Seele. „Wir haben insgesamt ein sehr gutes Spiel gemacht“, sagte Löw, noch bevor die Mannschaft am Samstagabend in Berlin ankam. Hier kommt es am Dienstag zum Duell mit Schweden, zum letzten Qualifikationsspiel des Jahres.

„Irland darf nicht der Maßstab sein für uns. Wir haben es gut ausgenutzt, aber Schweden wird deutlich schwerer“, sagte der zweifache Torschütze Toni Kroos. Und auch Löw erwartet gegen die Mannschaft um Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic ein anderes Spiel: „Wenn wir das gewinnen können, wäre es ein guter Abschluss für das Pflichtspieljahr 2012 und diese Qualifikation bislang. Zwölf Punkte, das wäre klasse.“

Doch es sind eben nicht nur die Qualifikationspunkte, an denen die Mannschaft gemessen wird. Es geht auch immer um das Wie. Diese Erwartungshaltung hat die Mannschaft selbst geschaffen. Weshalb das EM-Aus einer halben Nation zu schaffen machte. Zur allgemeinen Erregtheit gehörten zuletzt ja auch Themen, die mit dem Fußball wenig zu tun hatten.

In sechs oder sieben Jahren Amtszeit sei es normal, dass man schwierige Phasen durchmacht, sagte der Bundestrainer: „Wir hatten im September nicht den Rhythmus, den wir jetzt haben.“ So ließe sich der Gemütszustand eines Team auch beschreiben. (Tsp)

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