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Peter Niemeyer kann mit Hertha wieder jubeln.

© picture alliance / dpa

Aus Trotz geboren: Hertha hofft auf einen stabilen Aufschwung

Nach dem 3:1-Erfolg in Mainz muss Hertha BSC am Samstag gegen den VfL Wolfsburg nachlegen, um die Euphorie nicht schon wieder im Keim zu ersticken. Co-Trainer René Tretschok ist vorsichtig optimistisch.

Das Warten auf Flughäfen und Bahnhöfen wird gemeinhin als tote Zeit empfunden, am Samstagabend aber hat René Tretschok auf dem Flughafen in Frankfurt am Main die erzwungene Muße zu ein paar intensiven Beobachtungen genutzt – und die fand der Co-Trainer von Hertha BSC durchaus ermutigend. „Man hat gemerkt, dass die Spieler sich schon mit dem Wolfsburg-Spiel auseinandersetzen“, sagte Tretschok. Der erste Auswärtssieg des Berliner Fußball-Bundesligisten im Jahr 2012 war gerade erst ein paar Stunden aktenkundig, da wandten sich die Profis bereits gedanklich dem Duell mit dem VfL Wolfsburg am Samstag im Olympiastadion zu.

Das ist – zumindest hoffen sie das bei Hertha – der Unterschied zum ersten Sieg der Rückrunde. Dem 1:0 gegen Werder Bremen folgte sieben Tage später ein 0:1 beim 1. FC Köln, das zarte Pflänzchen Euphorie ging schon nach einer Woche wieder ein. Das soll, das darf Hertha diesmal nicht passieren, unabhängig davon, dass der VfL Wolfsburg in seiner aktuellen Verfassung ein deutlich anspruchsvollerer Gegner sein wird, als es die Kölner waren. Die von Felix Magath in der Winterpause runderneuerte Mannschaft hat zuletzt dreimal hintereinander gewonnen und besitzt auf einmal tatsächlich die realistische Chance, sich noch für die Europa League zu qualifizieren.

Hertha hingegen hat in dieser Saison erst einmal zwei Spiele hintereinander gewonnen (1:0 gegen Stuttgart, 2:1 in Dortmund); zweimal ungeschlagen blieb die Mannschaft zuletzt am 14. und 15. Spieltag (3:3 gegen Leverkusen, 1:1 in Kaiserslautern). Und trotzdem ist Tretschok zuversichtlich, dass Hertha gegen die aufstrebenden Wolfsburger bestehen kann. Es war vor allem der Auftritt in Mainz, der diese Hoffnung stützt. „Die Mannschaft hat endlich wieder gesehen, was sie kann“, sagte der erste Assistent von Otto Rehhagel. Der Erfolg in Mainz sei überhaupt nicht zu vergleichen mit dem glücklichen Sieg gegen die Bremer, findet Tretschok. Während sich die Mannschaft gegen Werder kaum Torchancen erarbeitet hatte, war am Wochenende eine gewisse Stringenz im Offensivspiel zu erkennen.

Allem Anschein nach hat Herthas Hoffnung diesmal tatsächlich eine stabilere Basis als noch vor drei Wochen. Das 3:1 in Mainz wurde nicht als ausnahmsweise gnädige Laune des Schicksals empfunden, sondern als das Ergebnis zielgerichteter Arbeit. Mittelfeldspieler Peter Niemeyer hatte schon die ganze Woche über ein gutes Gefühl: „Wir haben viele Gespräche geführt, sind einfach enger zusammengerückt und gehen die schwierige Situation jetzt geschlossen an.“

Das deprimierende 0:6 gegen die Bayern könnte sich damit sogar noch als hilfreich erwiesen haben. „Wir sind Menschen“, sagt René Tretschok, und kein Mensch sieht sich gerne andauernd als Nichtskönner und Trottel charakterisiert. „Irgendwann muss man auch mal sagen: ,So, jetzt reicht’s!’ Diese Reaktion haben wir uns alle zusammen erarbeitet.“ Schon beim Warmmachen in Mainz will Tretschok erkannt haben: „Da geht Einiges.“

Herthas Sieg war auch ein bisschen aus Trotz geboren. Aber das Wie, das Warum, das kann den Berlinern im Moment ziemlich egal sein.

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