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Problemlöser. Pal Dardai, Wärmeexperte und Fußballtrainer.

© Soeren Stache/dpa

Auslaufen mit Lüdecke: Alexa! Lass mal Hertha siegen!

Bei Pal Dardai, dem Trainer von Hertha BSC, fiel die Heizung aus. Er hat das Problem gelöst, so richtig aber auch nicht, findet unser Kolumnist.

In der „Berliner Morgenpost“ konnte man am Samstag eine ungewöhnliche Meldung lesen: Bei Herthas Trainer Pal Dardai sei die Heizung ausgefallen. Er würde nun, so kündigte der Ungar an, ein Zimmer mit Holz beheizen und die Badewanne mit warmen Wasser befüllen. Der Mann weiß sich zu helfen. Und so sieht das wohl auch Dardai selbst. Er sagt von sich: „So ist Pal Dardai!“

Ja, es wird wohl so sein, dass Pal Dardai so ist. Aber ist seine Reaktion wirklich zu begrüßen? Ist sie tatsächlich „zupackend“? Ich habe über diesen Vorfall während des langweiligen Heimspiels gegen Hoffenheim längere Zeit nachgedacht und komme mittlerweile zu einem diametral anderen Ergebnis. Wir leben im 21. Jahrhundert. Wir verfügen über Solarenergie, über moderne Gasthermen, und Fernwärme. Da muss man doch keine Badewanne mit warmen Wasser versehen, um die Raumtemperatur um ein paar Grad zu erhöhen. Wir können zum Mond fliegen und unsere Autos fahren bereits alleine. Wird man da nicht als Cheftrainer des größten Fußballklubs dieser Stadt einen Handwerker auftreiben können, der eine Heizung kurzfristig repariert? Vielleicht hätte Dardai einfach in sein Wohnzimmer rufen sollen: „Alexa! Besorge mir einen Heizungsinstallateur!“ Das hätte ich unter „zupackend“ verstanden. Das Problem da angehen, wo es entstanden ist und es dann beheben. Die Wanne mit Wasser zu befüllen heißt, sich mit dem unbefriedigenden Zustand zu arrangieren. Vielleicht interpretiere ich jetzt auch zu viel in diesen Vorgang hinein. Ich bin möglicherweise angesäuert, weil Hertha in der Rückrunde immer noch nicht gewonnen hat.

Mir fällt aber auf, dass der Herthas Trainer nach einigermaßen langweiligen Spielen immer wieder vertröstende Worte findet. Dass er auf den schlechten Zustand des Platzes verweist oder den noch schlechteren des Schiedsrichters. Es ist, als würde Dardai - bildlich gesprochen - die Wanne befüllen, anstatt die Ursachen zu bekämpfen. Auch nach dem trüben Unentschieden gegen Hoffenheim war der Ungar einigermaßen zufrieden. Man könne damit leben. Na schön. Er wies allerdings auch darauf hin, dass man „mal wieder gewinnen müsse“. Eben. Und genau das finde ich auch! Denn das Gewinnen nimmt im Profifußball eine zunehmend größere Rolle ein. Ich finde, er müsste jetzt richtig zupacken. Statt zu sagen, nächste Woche wird es wahrscheinlich besser. Sollte es der Platz zulassen. Ich finde, er sollte in sein Wohnzimmer rufen: „Alexa! Lass Hertha mal siegen!“

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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