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Hier ist was los. Am Böllenfalltor fehlt nur moderne Technik.

© dpa/Holschneider

Auslaufen mit Lüdecke: Alles für Team Frischware

Sechs Traditionsklubs der Bundesliga wollen bei den TV-Geldern eine höhere Beteiligung - nur dumm, dass Mitglieder vom "Team Marktwert" nun akut in Abstiegsgefahr sind. Geht das Geld nun an

Trainer Skripnik von Werder Bremen verspürte nach der Heimniederlage gegen Augsburg eine „Riesenenttäuschung“. Die Situation sei nach der Niederlage „nicht besser geworden“. Da ist was dran. Das Team katapultierte sich überraschend auf den drittletzten Tabellenplatz und die Fans pfiffen gnadenlos. Aber der Bremer Übungsleiter versprach: „Ich werde mich nicht entlassen.“ Na, das ist mal ’ne Ansage! Bremen hat die schlechteste Abwehr der Liga und von den letzten 14 (!) Heimspielen nur zwei gewonnen. Vielleicht muss sich der Trainer da gar nicht selbst entlassen. Es ist nicht auszuschließen, dass in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft dieser Schritt von einem anderen leitenden Angestellten des SV Werder Bremen vollzogen wird. Vom Manager etwa. Schade eigentlich, um Bremen.

Denn kürzlich hat sich ein sogenanntes „Team Marktwert“ gegründet. Da ist auch Bremen mit dabei. Sechs Traditionsklubs der Bundesliga verlangen bei der Vergabe von TV-Geldern künftig eine höhere Beteiligung. Kann man versuchen, so was. Das Problem ist nur, „Team Marktwert“ scheint auseinanderzubröseln. Mehrere Teammitglieder wie Frankfurt, Bremen oder auch Stuttgart, selbst Hamburg befinden sich noch in akuter Abstiegsgefahr und sind somit möglicherweise nächstes Jahr gar nicht berechtigt, an den hohen Fernsehgeldern partizipieren zu können, weil sie der Zweiten Liga angehören. Tradition ist halt nicht alles.

Wer soll das Geld im Abstiegsfalle bekommen? Die "Dauerstreber" wie München oder Dortmund

Doch wenn die absteigenden Traditionsklubs die Gelder nicht mehr bekommen, wer kriegt sie dann? Das Team „Dauerstreber“ (München, Dortmund) bekommt ja nun ohnehin schon genug. Insofern würde ich vorschlagen, die Zuwendungen an das „Team Frischware“ weiterzuleiten. Es wird gebildet aus den formidablen Aufsteigern Darmstadt und Ingolstadt. Die anders als ihre Vorgänger aus den letzten Jahren, auch in der Schlussphase der Liga der Ansicht sind, es könnte hilfreich sein, Spiele zu gewinnen. Und es dann auch tun. Von dem Geld könnte man zum Beispiel am Darmstädter Böllenfalltor neue Duschen einbauen. Oder die Elektrik erneuern, oder so.

Die einzige Traditionsmannschaft des „Team Marktwerts“, die in dieser Saison neben Tradition auch so etwas wie Leistung anzubieten hat, ist Hertha BSC. Denn selbst nach einer 0:5 Niederlage und einem Unentschieden gegen den Tabellenletzten steht man fünf Spieltage vor Schluss immer noch auf Platz drei. Die Berliner möchten sich aber immer noch nicht festlegen, ob sie nun Champions League, Europa League oder was auch immer erreichen wollen. Ich glaube, sie legen sich nicht mal fest, wenn der letzte Spieltag vorbei ist. Finde ich gut. Denn wenn in Berlin große Ziele vollmundig avisiert wurden, war es eigentlich gute alte Tradition, dass die Sache fehlschlug.

- Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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