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Auslaufen mit LÜDECKE: Currywurst im Sternerestaurant

Hat man so etwas schon erlebt? Betreten guckten die Gladbacher Spieler zu Boden.

Hat man so etwas schon erlebt? Betreten guckten die Gladbacher Spieler zu Boden. Weil sie wussten, dieser Sieg war extrem unverdient. Sie waren gegen Dortmund fast 80 Minuten nicht aus ihrem Strafraum herausgekommen. Einige hatten nicht einmal den Ball berührt. Die, die noch einen Funken Anstand in sich trugen, schlichen wie begossene Pudel vom Platz. Aus Scham. So will man doch kein Spiel gewinnen! Peinlich ist das. Und dasselbe Phänomen in Leverkusen. Hier liefen elf Leverkusener 90 Minuten dem Ball hinterher, den sich, so schien es, 22 Münchener zuspielten. Wie konnte dieses Spiel Unentschieden ausgehen?

Der Bayern-Trainer Guardiola saß noch minutenlang konsterniert auf der Bank. Was für eine Schmach! Er musste die Tabellenführung mit einem Unentschieden übernehmen. Eine Zumutung für den stolzen Spanier. Immerhin: Nach dem Spiel entschuldigten sich die Leverkusener artig für ihren Punktgewinn. Kleine Geschenke wurden noch auf dem Platz überreicht, etwas Gebäck und Selbstgemaltes von den Kindern. Ribéry wirkte mürrisch. Mehr konnte man nicht tun. Doch. Die Leverkusener Geschäftsstelle schickte noch ein spontanes Fax ihrer aufrichtigen Anteilnahme nach München. Man entschuldigte sich für die passive und defensive Spielweise, aber man hätte gegen die drohende Dominanz der Bayern keine andere Möglichkeit gesehen.

Ja, das sind unschöne Momente, für alle Beteiligten. Unter normalen Umständen gehen die Ligaspiele der Bayern und der Dortmunder inzwischen in Richtung Zweistelligkeit. Aber es kann halt immer mal was passieren. Pech, eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters, Fußball ist ja so unberechenbar. Und dann stehen alle da und schämen sich in Grund und Boden. Diesem unwürdigen Schauspiel sollte ein Ende gesetzt werden. Wenn Sie mich fragen, die Liga ist zu groß. Es ist schlichtweg zu viel Schwund dabei. Teams wie Leverkusen etwa, oder Gladbach. Nein, was wir brauchen, ist eine Verschlankung, eine Bündelung der Kräfte. Eine Liga, die endlich wieder mehr Spannung verspricht. Nach meiner Auffassung sollte die nächste Bundesligasaison nicht mehr mit 18, sondern nur noch mit – sagen wir – zwei Mannschaften bestritten werden. Spontan fielen mir hier Borussia Dortmund und Bayern München ein.

Beide Vereine treffen in der Saison ohnehin viel zu selten aufeinander. In aller Regel nur drei Mal. Im Hinspiel. Im Rückspiel. Und im Champions-League-Finale. Der Rest muss gegen Teams bestritten werden, die sich nicht mal einen Ersatzspieler für 40 Millionen leisten können. Aber Erste Liga spielen wollen. Ich gehe ja auch nicht in ein 5-Sterne-Restaurant und bestelle eine Curry mit Darm. Hier stimmt doch die ganze Verhältnismäßigkeit nicht mehr!

Sicher, auch andere Mannschaften spielten an diesem Wochenende. Aber wer kennt schon ihre Namen? Irgendein Tabellenletzter soll jetzt auch mal ein Spiel gewonnen haben. Aus dem Badischen war was dabei. Aber nicht Karlsruhe. Irgendwo gab es ein 2:2. Und ein Torschütze hieß Ronald, wenn ich nicht irre. Oder Ronny. Aber nageln sie mich nicht fest.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

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