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In Braunschweig gab sich der Hamburger SV bisweilen der Lächerlichkeit preis.

© Imago

Auslaufen mit Lüdecke: Da hilft keine Haustür mehr

So richtig spannend ist die Bundesliga ganz oben nicht mehr. Deshalb ist unser Kolumnist Frank Lüdecke dem Hamburger SV dankbar, bringt der Klub doch wenigstens ein bisschen Emotion zurück ins Spiel.

Letzte Woche hatte HSV-Trainer Bert van Marwijk noch jeden Morgen vor dem Training auf der Geschäftsstelle angerufen. Nur um sicherzustellen, dass er noch im Amt ist. Die Gebühren kann er sich jetzt sparen. Eine kuriose Woche war das in Hamburg. Jeden Nachmittag trafen sich die Vorstände. Immer wieder stimmten sie verzweifelt ab. Aber es wollte sich keine Mehrheit für eine Trainerentlassung finden lassen. Immer fehlte eine Stimme. So was Blödes. Dabei hatten sie doch schon einen Nachfolger! Dem Vernehmen nach ein autoritätsbewusster Fitnessguru. Einer, der den Verein noch von früher kennt.

Der Mann wartete die ganze Woche auf dem Trainingsparkplatz. Den Wagen vollgepackt mit schweren Medizinbällen. Die Zeit vertrieb er sich mit Liegestützen und Hocksprüngen. Aber irgendwann wurde es ihm zu bunt. Entnervt unterschrieb er beim Tabellenletzten in England. In der Zwischenzeit ging Sportchef Kreuzer eigene Wege in der Konfliktbewältigung. Dabei wurde er mit 0,9 Promille von der Polizei gestoppt. Vielleicht hatte er gehofft, die Punkte in Flensburg würden seiner Mannschaft gutgeschrieben.

Und dann das große Spiel. Der Letzte gegen den Vorletzten. Schlusslicht Braunschweig hatte in allen bisherigen Spielen erst elf Tore erzielt. Der schlechteste Sturm der Liga. Und nun gelangen gleich vier gegen Hamburg. Donnerwetter! Das sagt einiges. Aber weniger über Braunschweigs Sturm als vielmehr über Hamburgs Abwehr.

Lasst diesen HSV in Würde absteigen!

Viele schöne Erinnerungen verbinden wir mit diesem hanseatischen Verein. Meisterschaften, Pokalsiege, Uwe Seeler, Manni Kaltz und Horst Hrubesch. Und so wollen wir den HSV auch in Erinnerung behalten, oder? Nach dem 2:4 gegen Braunschweig und vor allem nach der Art und Weise wie insbesondere das letzte Tor gefallen ist, kann man nur inständig bitten: Lasst diesen HSV in Würde absteigen. Es ist besser für alle. Die Hoffnung, mit einem neuen Trainer wird alles besser, ist leider trügerisch. Wenn der Keller feucht ist und der Dachstuhl brennt, bringt eine neue Haustür auch nicht viel.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.
Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

© Zeichnung: Tsp

Eigentlich sollte man dem HSV aber auch dankbar sein. Er liefert uns Woche für Woche echte Emotionen. Das reicht von reiner Verzweiflung bis zur schieren Hoffnungslosigkeit. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber interessiert Sie noch Bayern München? Also mich nicht mehr so. Weder, gegen wen sie spielen, noch, wie das Spiel ausgegangen ist. Das liegt daran, dass bei Bayern eine wichtige Komponente des Fußballspiels verloren gegangen ist. Die Spannung. Ich nehme nur noch die Anzahl der geschossenen Tore zur Kenntnis. So bleibt von diesem Spieltag: Bayern vier. Bei Hamburg dagegen fiebert man mit. Aber wie! Wird Abwehrchef Westermann diesmal einen Zweikampf gewinnen? Oder werden die Hamburger auch noch von den wackeren Braunschweigern überholt?

Und dann tummeln sich ja auch noch die alten Kontrahenten am Tabellenende. Bremen und Stuttgart mischen langsam auch noch mit. Das wird noch richtig spannend. Aber egal, wen es trifft. So schlimm ist ein Abstieg nun auch wieder nicht. Ich kenne da eine Mannschaft aus Berlin – aber das ist eine andere Geschichte...

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga

Frank Lüdecke

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