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Deniz Aytekin zeigt dem Mainzer Trainer Bo Svensson die Rote Karte.

© Imago/Eibner

Aytekin und die Mülleimer: Bitte mehr Respekt für die Schiedsrichter!

Fußball-Schiedsrichter sind „nicht die Mülleimer der Nation“. Gut, dass es Deniz Aytekin mal ausgesprochen hat. Das ewige Lamentieren von Profis und Trainern nervt nur noch.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Der Schiedsrichter gilt im Fußball gemeinhin als die ärmste Sau auf dem Platz. Wobei die Profi-Referees in der Bundesliga immerhin noch ein ordentliches Schmerzensgeld für ihre Tätigkeit erhalten. Dafür müssen sie allerdings auch einiges über sich ergehen lassen: Fan-Beschimpfungen bis hin zu Becherwürfen, Rudelbildungen ausrastender Profis um sie herum und dann auch noch wütende Trainer, die ihren Frust über den Schiedsrichter gern in mehr oder weniger deutlichen Worten oder Gesten zum Ausdruck bringen.

Am Mittwochabend brannten im Pokalspiel zwischen Mainz und Bayern München dem Trainer der 05er die Sicherungen durch. Bo Svensson fragte in Richtung der Unparteiischen, ob sie „blind“ seien und wurde dafür mit der Roten Karte bedacht. Deniz Aytekin sah eine Grenze überschritten und begründete den Platzverweis später wie folgt: „Wir halten viel aus, das ist auch alles in Ordnung. Aber … wir sind nicht die Mülleimer der Nation.“

Recht hat er! Es ist eine Unsitte, die besonders im Fußball weit verbreitet ist. Schuld ist da zuerst immer der Schiedsrichter. Oder neuerdings auch der Videoschiedsrichter. Im Falle der Mainzer stand es übrigens bereits 0:3 aus ihrer Sicht, das Spiel war längst verloren – und letztlich dann auch der Anstand. Zwar entschuldigte sich Svensson später bei Aytekin, äußerte aber noch den Verdacht, dass die Bayern von den Unparteiischen grundsätzlich bevorteilt würden: „Ganz im Gleichgewicht ist es nicht.“

So viel zum Thema Einsicht. Wann verstehen Sportler, Trainer und Funktionäre endlich, dass auch Schiedsrichter Fehler machen? Ist es bei aller Anspannung im Spiel denn wirklich komplett unmöglich, zumindest die Grundformen des gegenseitigen Respekts zu beherzigen? Und ist einem Bo Svensson eigentlich bewusst, was er mit Aussagen wie der vom Mittwoch für ein Vorbild abgibt? Kritik ist in Ordnung, aber wüste Beschimpfungen braucht es gerade mit Blick auf den Amateurfußball nun wahrlich nicht.

Dass es auch anders geht, beweist übrigens eine andere Sportart. Im Rugby kommt der Schiedsrichter gleich nach Gott, dort dürfen nur die Teamkapitäne überhaupt mit ihm reden. Zumindest in dieser Hinsicht kann der Fußball also noch eine ganze Menge lernen.

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