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Ab durch die Mitte. Der Bremer Lukas Schmitz setzt sich gegen Hoffenheims Andreas Beck durch. Foto: dpa

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Sport: Babbel vor dem Rauswurf

Nach dem 1:4 gegen Bremen gibt es für Hoffenheims Trainer keine Jobgarantie.

Andreas Müller musste am Abend der 1:4-Niederlage gegen Werder Bremen gleich mehrere Jobs erledigen. Draußen vor der Rhein-Neckar-Arena beruhigte der Hoffenheimer Manager zusammen mit dem verletzten Torwart Tim Wiese aufgebrachte Anhänger. Dann eilte Müller vor die Fernsehkameras. Überall musste er die gleichen Fragen beantworten: Wird Trainer Markus Babbel entlassen? Und wer wird sein Nachfolger?

Müller wollte kein endgültiges Statement abgeben, dass der 40 Jahre alte Babbel am Freitag aber als Trainer beim Spiel in Hamburg noch auf der Hoffenheimer Bank sitzt, gilt als nahezu ausgeschlossen. Aus dem Umfeld des Klub wurde kolportiert, Manager Müller sei bereits mit der Nachfolgeregelung beauftragt. Als mögliche Nachfolger gelten der ehemalige Trainer des 1. FC Kaiserslautern Marco Kurz, der Schalker Co-Trainer Markus Gisdol sowie der Hoffenheimer Amateurtrainer Frank Kramer, der das Team als Übergangslösung bis zur Winterpause betreuen könnte. In Hoffenheim wird mit einer Entscheidung vor der Mitgliederversammlung am Montagabend gerechnet. Die Mannschaft hat an diesem Tag trainingsfrei.

„Ich kann nicht sagen, was in den nächsten Tagen passiert, ob wir weitermachen oder nicht“, sagte Müller nach den Toren von Sejad Salihovic (50.) und den Bremer Treffern von Sebastian Prödl (21.) und Marko Arnautovic (29./73./79.). Hoffenheim zeigte eine erschreckend schwache Leistung. „Wie wir weitermachen, besprechen wir intern in aller Ruhe. Es geht für den Verein nur darum, in der Liga zu bleiben“, sagte Müller.

Er denke bereits an das Spiel am Freitag in Hamburg, mutmaßte Babbel zunächst, musste dann eingestehen: „Aber eine seriöse Antwort“, ob er dann noch Trainer sei, „kann ich ihnen nicht geben. Es steht das nackte Ergebnis da“, meinte Babbel. Es wäre die dritte Entlassung seiner noch jungen Trainerkarriere. Nachdem der ehemalige Verteidiger beim VfB Stuttgart nach knapp einem Jahr als Chef und zwei Jahren als Assistent gehen musste, verlief die Trennung bei Hertha BSC nicht ohne peinliche Nebengeräusche. In einem kleinkarierten Schlagabtausch bezichtigte man sich gegenseitig der Lüge und trennte sich am 22. Dezember 2011. Am 10. Februar 2012 übernahm Babbel Hoffenheim und kündigte vor dieser Saison die Europa League als Ziel an. „Es ist legitim, dass überlegt wird. Es muss alles zum Wohle des Vereins getan werden“, sagte Babbel gestern. Sein Vertrag ist bis zum 30. Juni 2014 datiert.

Nach dem wahrscheinlichen dritten Rauswurf nach kurzer Zeit nimmt das Image Babbels als Trainer Schaden. In Hoffenheim fiel er durch einen wenig sensiblen Umgang mit einigen seiner Spieler auf, seine Personalpolitik scheiterte im Spannungsfeld um den mächtigen Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp, der gerade im Urlaub in Florida ist, und dessen Beratern, nachdem er erfolglos versuchte, die Hierarchie seines Teams zu verändern. Tim Wiese, aus Bremen geholt und zum Kapitän ernannt, sollte die neue Führungsfigur werden und kassierte dann 36 Gegentreffer. Hoffenheim stellt die mit großem Abstand schlechteste Abwehr der Bundesliga. Das Team wirkte taktisch zu oft ratlos und überfordert. Zudem überwarf sich Babbel mit ehemaligen Führungsspielern wie Andreas Beck, Sejad Salihovic und Tobias Weis.

Auf den Rängen derArena hatte Hoffenheims Anhang bereits ein Urteil über den erfolglosen Fußballlehrer gefällt und nach der vierten Niederlage in Serie sowie dem Absturz auf Relegationsplatz 16 Plakate mit spöttischem Inhalt wie „Babbelei vorbei“ hochgehalten. Nach dem Spiel begleiteten die Verlierer und ihren Trainer gellende Pfiffe. Manager Andreas Müller meinte vielsagend: „Ich spüre die Verantwortung.“

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