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Ski alpin: "Baby-Hai" Aamodt beendet die Jagd

Norwegens Ski-König Kjetil-Andre Aamodt dankt ab. Nach über 17 Jahren im Weltcup beendet der erfolgreichste Medaillensammler der alpinen Ski-Geschichte seine Laufbahn.

Oslo/München - "Ich fühle mich mental und körperlich müde. Ich bin 35 und habe eine Familie. Seit Olympia habe ich viel nachgedacht und jetzt beschlossen, meine Karriere zu beenden", sagte er in Oslo bei seiner Ehrung zum "Sportler des Jahres" und kämpfte bei diesen Worten mit den Tränen.

Am 23. November 1989 begann mit dem 15. Platz beim Weltcup-Riesenslalom im amerikanischen Park City die märchenhafte Erfolgs-Geschichte des Spaßvogels. Seit 1991 hat Aamodt 20 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Winterspielen gewonnen, so viele wie kein anderer. Zuletzt triumphierte er im Super-G von Turin und wiederholte damit als erster Alpin-Athlet nach dem Italiener Alberto Tomba einen Olympiasieg.

Aamodt schnappte sich nicht nur jede Menge Medaillen - auch deshalb wird er in seiner Heimat "Baby-Hai" gerufen -, sondern bot auch viel Witz und Humor. 19 seiner bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gewonnenen Plaketten waren im August 2003 nach einem Einbruch ins Haus von Papa Aamodt verschwunden. "Mein Vater wollte die Medaillen auch einmal zu Hause haben, deshalb habe ich sie ihm gegeben. Zwei Tage später waren sie weg. Vielleicht hat er sie verkauft, denn wieder zwei Tage später fuhr er auf einmal einen Porsche Cayenne", lautete der Kommentar des Sohnes.

Mehr Zeit für die Familie

Aamodt bestritt in diesem Winter kein Weltcup-Rennen. Er litt an den Nachwirkungen einer Knorpelverletzung im Knie, die er sich beim olympischen Alpin-Rennen im Februar des vergangenen Jahres zugezogen hatte und die im März operiert worden war. Jetzt will er mehr Zeit mit Töchterchen Carmen und Ehefrau Stine verbringen statt die Pisten der Welt herunterzurasen - wenngleich der Fußball-Fan bei Olympia noch nicht ans Karriereende gedacht hatte: "Hermann (Maier) und ich kämpfen auch 2014 noch um Gold."

Der Gewinner des Gesamtweltcups von 1994 holte sich insgesamt 21 Weltcup-Einzelsiege und ist einer von fünf Fahrern, die in allen fünf Disziplinen Sieg feiern konnten. Nach einem Trainingssturz im Jahr 2003 schien die Erfolgskarriere schon einmal beendet. Acht Wochen lang war der Norweger wegen des Knöchelbruchs auf Krücken unterwegs, dachte sogar an Rücktritt vom "Traumberuf". "Die Schmerzen waren sehr groß und der Sport hat mir nicht sonderlich gefehlt", sagte er und setzte eine ganze Saison aus.

Sein letztes Rennen in Deutschland bestritt Aamodt im Januar 2006 in Garmisch-Partenkirchen. Vor der Abschlusspressekonferenz kehrte er kurz bei einer Fastfood-Kette ein und joggte dann mit dem Becher in der Hand aus dem Saal. "Ich muss jetzt ganz schnell weg und den Flug erwischen. Denn meine Tochter braucht noch immer einen Namen und wir haben uns noch nicht geeinigt", sagte er und ergänzte zur Geburt: "Eigentlich sollte sie blond rauskommen, aber sie hat schwarze Haare. Sie sieht nicht aus wie ich - das hat mich überrascht..." (Von Christian Kunz, dpa)

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