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Ballack

© dpa

Ballack und Löw: Sie reden wieder – ein bisschen

Der FC Chelsea verhindert, dass Ballack und Löw sich zum Gespräch treffen.

Der FC Chelsea hat mit den aktuellen Verwerfungen im deutschen Fußball nur mittelbar zu tun, gestern aber hat der Klub aus London massiven Einfluss auf den weiteren Fortgang in der Causa Michael Ballack gegen Joachim Löw genommen. Nachdem beide Seiten zum ersten Mal nicht nur über-, sondern auch miteinander gesprochen hatten und es erste Anzeichen für eine Entspannung gab, hat der FC Chelsea alle Bemühungen zunächst einmal wieder zunichte gemacht. Am Nachmittag ging beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein Fax des englischen Premier-League-Klubs ein, mit dem Ballack die Reise in die Heimat zum klärenden Gespräch mit Löw untersagt wurde – aus gesundheitlichen Gründen. Dem Mittelfeldspieler waren vor einer Woche an beiden Füßen gutartige Geschwulste entfernt worden. Löw und der DFB wollen nun am Wochenende beraten, wie sie auf die neue Situation reagieren.
 
Löw rief Ballack an, Ballack rief zurück

Eigentlich hatten sich Löw und Ballack am Donnerstagabend darauf verständigt, sich zum Vier-Augen-Gespräch zu treffen. Es sollte laut DFB „so schnell wie möglich“ in Deutschland stattfinden. Weitere Angaben machte der Verband nicht. Ort und Zeit des geplanten Gipfeltreffens wurden nicht bekannt gegeben, und auch zum anbahnenden Telefonat zwischen Löw und Ballack erteilte der Verband keine Auskunft. Nur so viel: Löw hat am Donnerstagmittag telefonisch Kontakt mit Ballack aufgenommen, am Abend meldete sich der Kapitän der Nationalmannschaft dann zurück. Inhalte wurden noch nicht besprochen, es ging allein um eine Terminabsprache.
Der Bundestrainer hatte darauf bestanden, dass Ballack nach Deutschland kommt, nachdem der ihn öffentlich kritisiert hatte. Von der Aussprache wollte Löw abhängig machen, ob und wie es für den Kapitän in der Nationalmannschaft weitergeht. Aus dem Umfeld des Bundestrainers hieß es, er schrecke vor Konsequenzen nicht zurück. Ballack ist der Ernst der Lage wohl inzwischen aufgegangen. Am dritten Tag der Affäre verzichtete er auf weitere Einlassungen, nachdem er tags zuvor noch provokante Kommentare abgegeben hatte. Auf Löws Aufforderung, zu einem Gespräch in Deutschland zu erscheinen, hatte Ballack süffisant geantwortet, dass der DFB sich mit seinem Arbeitgeber Chelsea auf einen Termin einigen müsse. Im Übrigen freue er sich darüber, „dass der Trainer wieder den Dialog mit mir sucht".

Es ist unwahrscheinlich, dass Löw nach England reist

Beim DFB ist dieser Hinweis als ziemlich albern angekommen – aber in der ganzen Affäre sind offenbar auch Albernheiten ernst zu nehmen, wie Chelseas Intervention nun zeigt. Es ist im Übrigen nicht das erste Mal, dass der Verein dem DFB in die Parade fährt. Vor einem Jahr verhinderte Chelsea Ballacks Mitwirken an einem Werbespot für Adidas, den Ausrüster der Nationalmannschaft. Dass Löw nun seinerseits nach England reist, ist eher unwahrscheinlich – schon weil er so vehement darauf bestanden hat, dass Ballack bei ihm antanzt. Die Form der Kritik hat den Bundestrainer derart verärgert, dass er sich eine gewisse Härte einfach schuldig ist. Mit einer blassen Entschuldigung Ballacks wird Löw nicht zu besänftigen sein. Ballack wiederum muss zumindest sein Gesicht wahren. Und so ist am Tag, an dem sich eine rasche Lösung des Problems angedeutet hat, alles nur noch komplizierter geworden. Ein schnelles Ende der Affäre wird es wohl nicht geben.

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