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Sport: Barças Schande

Beim Duell mit Real Madrid verlieren Barcelonas Fans die Selbstbeherrschung

Barcelona (Tsp). Das größte Fußballstadion Europas, das Nou Camp des FC Barcelona, hat nur einen Nachteil: Es gilt als nicht sonderlich stimmungsvoll, seine Besucher gelten als zu ruhig und zurückhaltend. Spätestens jetzt haben die Fans von Barça auch diese Lücke geschlossen allerdings auf unschöne Weise: Der clásico des spanischen Fußballs zwischen Barcelona und Real Madrid, der mit einem torlosen Unentschieden endete, stand im Zeichen des Hasses, der Luis Filipe Madeira Figo von Seiten der katalanischen Fans entgegenschlug.

Figo, der vor zwei Jahren von Barcelona zum Erzfeind Madrid gewechselt war, hatte vor der Partie „gewusst, dass etwas passieren würde, aber nicht in dieser Dimension“. Als der Portugiese in der zweiten Halbzeit erstmals einen Eckball auszuführen hatte, ging ein wahrer Regen von Wurfgeschossen auf ihn nieder – neben Feuerzeugen und Plastikflaschen kamen auch diverse Gegenstände geflogen, die man, zumal als Einlasskontrolleur, schwerlich der Umgebung eines Fußballstadions zuordnen kann, etwa einen Schweinekopf oder eine Whiskeyflasche.

Figo verließ mit dem Ball in der Hand den Eckballbereich, damit sich der Mob beruhigte. Inzwischen waren einige Polizisten und Ordner an den Spielfeldrand geeilt, die jedoch nicht verhindern konnten, dass sich das Bombardement wiederholte. Denn Figo trat wieder zum Eckball an, er überließ den Ball keinem Mitspieler. Ein sportlich selbstverständliches Verhalten, das Barcelonas Präsident Joan Gaspart später als „unnötige Provokation“ Figos bezeichnete. „Ich habe provoziert, weil ich eine Ecke schießen wollte? Es ist überflüssig, diesem Herrn zuzuhören“, sagte der Portugiese später. Auf dem Spielfeld wehrte sich der technisch exzellente Figo auf seine Weise, versuchte, die fragliche Ecke direkt zu verwandeln, was fast gelungen wäre. Die Stimmung auf den Rängen wurde hitziger, der Geschosshagel Richtung Figo und jetzt auch anderer Real-Spieler dichter. Schließlich unterbrach Schiedsrichter Luis Cantalejo die Partie für zehn Minuten und schickte die Spieler in die Kabinen. Es war in dieser Sekunde die beste Entscheidung.

Am Sonntag blieb der FC Barcelona bei seiner selbstgerechten Sicht der Dinge. Barça-Trainer Louis van Gaal bedauerte lediglich, „dass diese provozierte Spielunterbrechung uns geschadet und zwei verdiente Punkte gekostet hat“. Zumindest die ansonsten auch nicht immer neutrale Presse verhielt sich objektiv: „Es ist eine Schande, die jeder echte Barcelonista spüren muss“, schrieb etwa die katalanische „Vanguardia“.

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