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Sport: Basketball-EM: Das Finale um 3,6 Sekunden verpasst

Am Ende hat Patrick Femerling die Schuld auf sich genommen. "Es ist mein Job, die Freiwürfe zu treffen", sagt der Centerspieler der deutschen Nationalmannschaft, "und ich habe sie nicht gemacht.

Am Ende hat Patrick Femerling die Schuld auf sich genommen. "Es ist mein Job, die Freiwürfe zu treffen", sagt der Centerspieler der deutschen Nationalmannschaft, "und ich habe sie nicht gemacht. Dabei hätte ich uns das Spiel sichern können." Das stimmt so nicht ganz, Femerling hätte die deutsche Mannschaft in der Verlängerung mit dem zweiten Freiwurf zwei Punkte nach vorne bringen können. Weil er verwarf, konnte Hidayet Türkoglu 3,6 Sekunden vor der Schlusssirene die entscheidenden zwei Punkte für die Gastgeber erzielen. Doch Bundestrainer Henrik Dettmann wollte so ein Schuldgeständnis gar nicht hören. "Niemand soll mit dem Finger auf einen Spieler zeigen", sagte Henrik Dettmann, "es war ein großartiges Spiel, und unsere Mannschaft hat gezeigt, dass sie eine großartige Mannschaft ist."

Aber auch eine unglückliche. Das Halbfinale bei der Basketball-Europameisterschaft gegen den Gastgeber Türkei verlor das deutsche Team nach Verlängerung 78:79 (41:41). Die Niederlage der jungen deutschen Mannschaft hängt vor allem mit ihrer Unerfahrenheit zusammen. "Wir haben gesagt, dass wir foulen wollen, wenn wir mit drei Punkten führen", ärgerte sich Dettmann, "aber wir haben es nicht gemacht. 8,9 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit hatte sie mit 70:67 geführt. Bei einem Foul hätten die Türken maximal zwei Punkte aufholen können. So aber konnte der überragende Hidayet Türkoglu von dem NBA-Klub Sacramento Kings das Spiel drei Sekunden vor der Schlusssirene mit einem Drei-Punkte-Wurf in die Verlängerung schicken. Auch in den zusätzlichen fünf Minuten führte die deutsche Mannschaft Sekunden vor dem Ende mit drei Punkte, vergaß jedoch zu foulen. Und wieder gelang Türkoglu der Ausgleich. "Wir sind noch eine junge Mannschaft", sagte Dettmann, "beim nächsten Mal passiert uns das hoffentlich nicht." Sein Team spielt nun heute um 18 Uhr (live im DSF) um den dritten Platz gegen .

10 500 fanatische türkische Zuschauer hatten ihre Mannschaft in der Abdi-Ipekci-Halle zum Sieg gebrüllt. "Es war unglaublich laut, wir mussten uns auf dem Feld in Zeichensprache unterhalten", sagt Femerling. Als Entschuldigung für die vielen verworfenen Freiwürfe seiner Mannschaft wollte er die einschüchternde Stimmung aber nicht gelten lassen. "Das wäre schwach von mir." Die Mannschaft traf nur 58 Prozent ihrer Freiwürfe. Vor allem der NBA-Spieler Dirk Nowitzki (22 Punkte, 10 Rebounds) hatte sieben Freiwürfe nicht im Korb unterbringen können. Gegen die harte Verteidigung von Hidayet Türkoglu (23 Punkte, 11 Rebounds) und Mirsad Turkcan hatte Nowitzki um jeden Ball ringen müssen. 39 Sekunden vor dem Ende der Verlängerung kassierte er sein fünftes Foul, ein Offensivfoul. "Sie hätten alles an Dirk Nowitzki pfeifen müssen", beschwerte sich der Bundestrainer über den Schiedsrichter, "das hatte nichts mit Basketball zu tun." Während Nowitzki nur allmählich ins Spiel gefunden hatte, übernahmen Ademola Okulaja und Marko Pesic die Verantwortung. 18 Punkte und 17 Rebounds hatte der sprunggewaltige Okulaja am Ende in der Statistik stehen. Marko Pesic (17 Punkte) zeigte ebenfalls Führungsqualitäten. Der Spieler von Alba Berlin schied allerdings nach 12 Sekunden in der Verlängerung mit fünf Fouls aus.

Nachdem das Endspiel so unglücklich verpasst wurde, will der Bundestrainer heute wenigstens auf Platz drei landen. "Wir wissen, dass wir schon eine Medaille haben", sagt Dettmann. Was er meint: Schon das Erreichen des Halbfinales und die Qualifikation für die Weltmeisterschaft ist ein großer Erfolg. "Aber jetzt wollen wir die Medaille auch in die Hand nehmen."

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