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Nowitzki

© AFP

Basketball-EM: Diskussionen nach der Demütigung

Die klare Niederlage im EM-Viertelfinale wirft Fragen im deutschen Basketball auf. Die alten Stars spielen unter ihren Möglichkeiten, junge Talente sind nicht in Sicht.

Am Freitagmorgen beim Frühstück im Hotel „Melia Castilla“ zu Madrid musste sich Ademola Okulaja das ganze Dilemma des deutschen Basketballs eingestehen. „Der griechische Assistenztrainer ist zu mir an den Tisch gekommen und hat mich gefragt, ob es bei uns einen talentierten Nachwuchsspieler gibt“, berichtet der deutsche Nationalspieler. Ademola Okulaja überlegte lange, dann musste er antworten: „Nicht dass ich wüsste.“

Das ist das Dilemma des deutschen Basketball: Einerseits fehlen die Talente, andererseits hat die aktuelle Nationalmannschaft ihre beste Zeit bereits hinter sich. Das war am Donnerstag auf dem Spielfeld des Palacio de los Deportes in Madrid vor 14 000 Zuschauern zu besichtigen. Beim 55:83 im Viertelfinale der Europameisterschaft erlitt das deutsche Team gegen Weltmeister Spanien eine Demütigung. Zeitweise führten die spanischen Aufbauspieler Juan Carlos Navarro und Jose Calderon ihre Gegenspieler sogar vor. „Wir haben zu schnell unsere Ordnung verloren“, beklagt Bundestrainer Dirk Bauermann, „das war reiner Überlebenskampf.“ Sein Team spielt heute (16.30 Uhr, live im DSF) gegen den Verlierer der Partie Slowenien gegen Griechenland (erst nach Redaktionsschluss beendet).

„Wir brauchen noch einen Sieg aus zwei Spielen“, sagt Bauermann. Platz sieben und besser berechtigen zur Teilnahme am vorolympischen Qualifikationsturnier (siehe Kasten). „Das ist unser wichtigstes Ziel“, sagt Bauermann. Ob das gelingt scheint nach dem zweiten Debakel innerhalb von 72 Stunden fraglich. Bereits am Montagabend war das deutsche Team gegen Slowenien (47:77) auseinandergefallen. „So wie wir uns hier präsentieren, gehören wir nicht ins Halbfinale“, sagt der deutsche NBA-Star Dirk Nowitzki. Vor zwei Jahren in Serbien hatte sein Team noch Silber geholt, nun sagt er: „Die anderen Nationen haben sich weiterentwickelt, wir sind stehen geblieben.“

Besonders auffällig ist das auf den kleinen Positionen im Team. Bauermann hat kaum Alternativen zu den Aufbauspielern Steffen Hamann, Mithat Demirel und Pascal Roller. Wo aber sollen die Spieler herkommen, die neuen Schwung in die älteste Mannschaft der EM bringen könnten? Die Basketball-Bundesliga präsentierte sich zuletzt als unterklassige US-amerikanische Liga. In der kommenden Saison müssen nun drei von zwölf Spielern einen deutschen Pass vorweisen. In der spanischen Liga hingegen dürfen die Vereine mit zwölf Spielern antreten, wenn sie fünf Spanier im Team haben und einer von ihnen unter 22 Jahre alt ist. „Und das sind keine Alibi-Spieler, die nur auf der Bank sitzen“, sagt Okulaja.

Doch es gibt auch positive Entwicklungen im deutschen Team. Jan Jagla und Johannes Herber, die zuletzt zum Team stießen, haben sich zu wichtigen Stützen entwickelt. Die andere Entwicklung aber gibt zu denken. „Wenn wir im Spiel in ein Loch fallen, kommen wir nicht mehr raus“, sagte Bauermann, „das Problem haben wir noch nie gehabt.“ Warum das passiere, wisse er nicht. Auch zwölf Stunden nach dem Debakel war der Bundestrainer noch ratlos.

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