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Sport: Basketballfinale: Interview:"Hat Bonn einen Arsch in der Hose?"

Peter Krebs (43) hat den kleinen mit dem großen Ball getauscht. Der frühere Handballer von TuSEM Essen ist beim Deutschen Sportfernsehen (DSF) Produktmanager für Basketball.

Peter Krebs (43) hat den kleinen mit dem großen Ball getauscht. Der frühere Handballer von TuSEM Essen ist beim Deutschen Sportfernsehen (DSF) Produktmanager für Basketball. Dort ist er für die Übertragungen verantwortlich.

Wurde Ihnen das erste Basketballfinale am Samstag zwischen Alba Berlin und den Telekom Baskets Bonn nicht langweilig?

Klar wünscht man sich bei so einer Übertragung ein Spiel, das erst kurz vor Schluss entschieden wird. Nur leider liegt das nicht in unseren Händen. Berlin hatte einfach einen Sahnetag.

Haben bei der Liveübertragung im Deutschen Sportfernsehen ein paar Zuschauer in der zweiten Halbzeit ausgeschaltet, als Alba mit über 40 Punkten führte?

Man merkt schon, dass der eine oder andere weiterschaltet. Das ist gängiges Zuschauerverhalten, das gibt es auch bei der Formel 1 oder beim Fußball. Wenn die Entscheidung gefallen ist, lässt das Interesse nach.

In ihrem Sinne müsste dann eigentlich sein, dass die Finalspiele bis zum Schluss spannend bleiben.

Das wäre ein Traum. Das wünscht sich jeder Fernsehmacher. Egal, ob Michael Schumacher oder Mika Häkkinen mit ihren Boliden auf einer Höhe fahren oder ob es beim Basketball in die Verlängerung geht. Klar, dass das immer ein paar Zuschauerzuwächse garantiert.

Hatten Sie ein wenig Mitleid mit ihren Kommentatoren Manfred Winter und Dirk Bauermann, die ein schon entschiedenes Spiel spannend reden mussten?

Nein, Mitleid nicht. Die haben das einzig Richtige getan und die Leistung der Berliner gewürdigt. Auch wenn die Spannung nicht da ist, muss man ja trotzdem attestieren, dass die Berliner einfach hervorragenden Basketball geboten haben. Das war schon ein Genuss, das mitzuerleben.

Wie kommt denn die fehlende Spannung bei den Verantwortlichen im DSF an?

Wir haben für alle fünf möglichen Finalspiele die Sendeplätze in DSF und Sat1 offen gehalten. Wir hätten natürlich nichts dagegen, wenn jetzt wirklich fünf Spiele gebraucht werden, um den Meister festzustellen. Aber wenn es eine so gute Mannschaft gibt, die das in drei oder vier Spielen erledigt, dann müssen wir das akzeptieren und gratulieren. Aber klar, durch Spannung verkauft sich jede Sportart am besten.

Ist eine Liga überhaupt für Fernsehübertragungen attraktiv, in der eine Mannschaft so dominiert wie gegenwärtig Alba Berlin?

Wir würden uns freuen, wenn mehr Konkurrenz aufkäme. Wenn an Position zwei, drei oder vier Mannschaften auftauchen würden, die in der regulären Saison in der Lage sind, Alba eine Niederlage zuzufügen. Aber wir glauben an die Attraktivität dieser Sportart. Deswegen werden wir nicht plötzlich sagen: Hoppla, Alba ist so dominierend, das ist nicht die Liga, die wir im Fernsehen zeigen wollen.

Setzen Sie auch auf Köln als zukünftigen Konkurrenten von Alba?

Grundsätzlich gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft. Köln hat ein riesengroßes Potenzial, das verfolgen wir mit großem Interesse. Inwieweit Köln in naher Zukunft in der Lage ist, an dieser Allmacht Albas zu kratzen, das muss erstmal bewiesen werden. Aber mittelfristig ist es toll, dass Köln dazukommt.

War die Berliner Überlegenheit in dieser Saison abzusehen?

Mein persönlicher Tip vor der Saison wäre auch Alba gewesen, aber nicht mit diesem Leistungsabstand, wie es das erste Spiel gezeigt hat. Ich dachte, dass die Bonner oder die Leverkusener ein bisschen aufgeschlossen hätten. Aber wahrscheinlich ist das eine Kopfsache. Alba holte vier Titel in Folge, da glauben viele Mannschaften, dass sie das Ende der Fahnestange erreicht haben, wenn sie im Finale stehen.

Fehlt dem deutschen Basketball ein zweiter Verein, der sagt: Wir wollen unbedingt Deutscher Meister werden.

Ich glaube, es gibt genug Mannschaften, die das sagen. Die Frage ist, ob sie wirklich an sich glauben, und sich das selbst zutrauen.

Wird Bonn im heutigen zweiten Finale an sich glauben?

Ich bin sehr gespannt auf dieses Spiel. Im Grunde steht es unter dem Slogan, wie einst bei diesem Boxkampf: Es ist eine Frage der Ehre. Jetzt müssen die Bonner zeigen, dass sie einen Arsch in der Hose haben und zumindest ein Heimspiel gewinnen.

Alba spielt ohne den rückenverletzten Marko Pesic. Ist das ein Grund mehr, warum das heutige Spiel spannender wird?

Das ist sicherlich eine absolute Schwächung für Alba. Aus der Sicht von Bonn ist das natürlich ein kleiner Hoffnungsschimmer. Aber schon das erste Spiel hat gezeigt, als Pesic verletzt rausgegangen ist, dass die Stärke von Alba die starke Bank ist. Da kommt ein Nino Garris rein, oder Jörg Lütcke hat plötzlich einen Riesenlauf.

Was ist ihr Tip für das heutige Spiel?

Mein Wunsch wäre eine zweimalige Verlängerung.

Und wer gewinnt?

Das sollen die Mannschaften entscheiden.

Wurde Ihnen das erste Basketballfinale am Samstag

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