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© dpa

Bayer Leverkusen: Frühreif trotz Fehlern

Obwohl Torwart René Adler in Bremen patzt, bleibt Bayer Leverkusen weiter selbstbewusst.

Jupp Heynckes nahm einfach die Witterung als Erklärung. „Der Boden ist unten ganz hart und oben leicht rutschig“, dozierte der Leverkusener Trainer über den Rasen im Bremer Weserstadion, „jeder Ball springt unberechenbar.“ Eine Schutzbehauptung für seinen schwer patzenden Torwart beim 2:2 der Leverkusener in Bremen. René Adler berichtete, das gelb-blaue Spielgerät sei „komisch versprungen“, das Wort „Torwartfehler“ kam ebenfalls unfallfrei über die Lippen des 25-Jährigen. Einen Freistoß von Naldo hatte Adler durchrutschen lassen, Claudio Pizarro hatte den Ball zum 1:1 über die Linie geschoben. „Das war sicher unglücklich vom René – ich habe das gesehen und registriert“, sagte Bundestrainer Joachim Löw, eine Halbzeit lang Augenzeuge des Spiels. „Aber Sorge bereitet mir das nicht. Alle unsere drei Torhüter sind auf einem guten Niveau.“

Jupp Heynckes stemmte sich vehement gegen die These, Bayer sei schon wieder auf dem Weg, den Titel zu verspielen. „Wir sind über viele Spieltage an erster Stelle, und das zu Recht“, sagte der 64-Jährige. Der finale Stellungsfehler von Manuel Friedrich, der Per Mertesacker in der 92. Minute das 2:2 köpfen ließ, war bei Heynckes schon gar kein Thema. Mit dem Remis hatte der Trainer immerhin gerade seinen aus der Saison 1988/89 datierenden Startrekord mit dem FC Bayern von 23 ungeschlagenen Spielen eingestellt, am Samstag im Derby gegen den 1. FC Köln könnte er ihn noch verbessern.

Anstatt mit dem 2:2 zu hadern, redete Heynckes lieber ausschweifend über seine frühreife Mannschaft, die ohne Routinier Sami Hyypiä in Bremen ein Durchschnittsalter von 22,9 Jahren aufwies. „Wir sind so weit, dass wir mit einem Unentschieden bei Werder Bremen nicht mehr zufrieden sind. Das ist genau das Anspruchsdenken, das ich hier einführen wollte“, sagte Heynckes. „Uns holt man nicht so leicht von da oben weg.“ Schon gar nicht am nächsten Spieltag, wenn der FC Bayern im Fernduell sonntags gegen den Hamburger SV nachlegen muss. Den kleinen Sticheleien aus München begegnet der Freund von Uli Hoeneß ohnehin auf seine eigene elegante Art. Vor dem Bremen-Spiel sagte Heynckes noch, er wisse doch, dass man an der Isar mit dem zweiten Platz gut leben könne, nun meinte er, von der Meisterschaft sollten andere fabulieren, „mir ist das noch zu weit weg“.

Fest steht, dass Bayer schwer zu bezwingen ist. Der kombinationsstarke SV Werder musste schon zu schlimmstem Kick-and-rush greifen, um überhaupt Chancen zu kreieren. „Die Mannschaft hat das Verteidigen gelernt und ist gut organisiert“, sagte Heynckes. Ein Verdienst von mannschaftsdienlichen Allroundern wie Lars Bender oder Stefan Reinartz, die für Bayer genauso wertvoll sind wie der hochgelobte Toni Kroos, dessen neuntes Saisontor zugleich seine beste Szene und eine Augenweide war. Nicht minder sehenswert war das 1:0 durch Eren Derdiyok per Freistoß aus der Ferne. Wobei sich nicht nur Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne fragte, ob Werders Torhüter Tim Wiese da völlig machtlos war.

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