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Sport: Bayern holpert nach Berlin

Der Meister gewinnt ein umkämpftes Spiel beim FC St. Pauli 3:0 und zieht ins DFB-Pokalfinale ein

Am Ende hatten sich die 1690 Euro doch gelohnt. So viel hatte Dirk Oberschulte-Beckmann bei einer Versteigerung bezahlt, um die antike Anzeigetafel im Stadion am Millerntor per Hand bedienen zu dürfen. Es war eine von zahllosen Aktionen des FC St. Pauli zur Vermarktung des Halbfinalspiels im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München gewesen. Dreimal kam Dirk Oberschulte-Beckmann für sein Geld zum Einsatz: 3:0 (1:0) gewannen die Bayern in einer hektischen Begegnung und spielen damit am 29. April im Pokalfinale in Berlin gegen Eintracht Frankfurt. Die Hessen sind dadurch so gut wie sicher für den Uefa-Pokal qualifiziert, denn der Bundesliga-Tabellenführer aus München wird die Champions League wohl kaum noch verpassen.

Die Hamburger präsentierten sich als höfliche Gastgeber – sie hatten noch nicht vergessen, dass der Gegner ihren Verein im Sommer 2003 mit einem Benefizspiel vor der Pleite bewahrt hatte. Insbesondere Oliver Kahn, der zweite deutsche Nationaltorwart, wurde mit aufmunterndem Applaus empfangen. Als Schiedsrichter Knut Kircher jedoch das Spiel anpfiff, war es mit den Zuneigungsbekundungen vorbei. Der Fünfte der Regionalliga Nord bekämpfte den Meister und Rekordpokalsieger von der ersten Sekunde an mit Vehemenz, jeder Ballkontakt wurde von den 19 400 Zuschauern frenetisch bejubelt. Doch die Bayern hielten auf dem holprigen Platz auch von Beginn an dagegen. Zwar hatte der Stadionsprecher bedauert, dass der Rasen im Vergleich zum Sieg im Viertelfinale gegen Werder Bremen in relativ gutem Zustand war. Er war aber immer noch schlecht genug, um ein ansprechendes Spiel zu verhindern.

Entsprechend wenige Torchancen ergaben sich in der ersten Halbzeit. Gleich der erste Schuss fand dafür den Weg ins Tor: Owen Hargreaves zog aus 25 Metern ab, und St. Paulis Torwart Achim Hollerieth erreichte den Ball aufgrund eines Stellungsfehlers nicht mehr. Der Engländer im defensiven Mittelfeld der Bayern erwies sich auch in der Folge als entscheidender Mann des Spiels und gewann beinahe jeden Zweikampf.

Das frühe Tor nahm ein wenig Spannung aus dem Spiel. Zwar kam der FC St. Pauli kurz darauf ebenfalls zu seiner ersten Chance, der Weitschuss von Ralph Gunesch stellte aber kein Problem für Kahn dar. In der 32. Minute war es schon knapper, als Thomas Meggle eine Kopfballvorlage von Felix Luz volley über das Tor drosch. Noch näher kam Michel Mazingu-Dinzey kurz vor der Pause dem Ausgleich: Bei seinem Schuss nach einer Kopfballverlängerung von Timo Schultz musste Kahn erstmals ernsthaft eingreifen. Die Bayern hatten bis auf einen Freistoß des eher unauffälligen Michael Ballack keine weitere Chance, kontrollierten das Spiel aber die meiste Zeit recht sicher.

Das änderte sich in der zweiten Halbzeit. Zunächst hatte Ballack noch die Gelegenheit zum 2:0, rutschte aber an einer Hereingabe von Roy Makaay vorbei. Danach aber verloren die Bayern zunehmend die Kontrolle über das Spiel. Zwischen der 54. und der 65. Minute kam St. Pauli mit viel Einsatz zu einigen Tormöglichkeiten. Die beste hatte Felix Luz beim platziertesten seiner zahlreichen Kopfbälle, doch Oliver Kahn bewies mit einer starken Parade, dass er zumindest auf der Linie noch immer weltmeisterschaftstauglich ist. In der 78. Minute musste der Kapitän der Bayern erneut den Ausgleich nach einer von Luz’ Luftaktionen verhindern. Zwischenzeitlich hatte Philipp Lahm mit einem Schuss nur den Pfosten des Hamburger Tores getroffen. Auch Roy Makaay in der 81. Minute vergab bei einem Konterangriff die Entscheidung und schoss über das Tor. In der 85. Minute aber war St. Paulis Traum vorbei: Claudio Pizarro traf nach einer Ecke zum 2:0 und kurz darauf auch noch zum Endstand. Es ist übrigens nicht bekannt, ob sich Dirk Oberschulte-Beckmann an der Anzeigetafel später persönlich beim Peruaner bedankt hat.

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