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Lucio

© AFP

Bayern München: Elan nur bis zur Pause

Die Bayern verspielen im Uefa-Pokal gegen St. Petersburg eine 1:0-Führung – Lucio schießt ein Eigentor.

Erst am Sonntag hatte Oliver Kahn von dieser „ominösen 90. Minute“ gesprochen, eben davon, dass wichtige Spiele beim FC Bayern zuletzt gerne bis zum Ende offen sind. So war das auch diesmal: Gegen Zenit St. Petersburg im Uefa-Cup-Halbfinale war bis zum Ende alles möglich, Enttäuschung oder Triumph. Die Partie endete schließlich 1:1 (1:0).

Noch vor dem Spiel war darüber spekuliert worden, ob Stürmer Miroslav Klose auflaufen konnte – es plagte ihn eine Entzündung im Fußgelenk. Als das Spiel begann, stand Klose auf dem Feld: Seine Entzündung war gerade rechtzeitig verheilt. An seiner Seite stürmte Lukas Podolski, der den gelbgesperrten Luca Toni vertrat. Oft war vor Anpfiff die Frage gestellt worden, wer denn die Tore für den FC Bayern erzielen kann, wenn Dauertorschütze Toni fehlt – und die Bayern gaben die Antwort im Kollektiv: Alle, so sah es zumindest zu Beginn aus, können einspringen, wenn sie nur wollen. Die Bayern spielten, als hätten sie noch ein wenig Rest-Adrenalin vom DFB-Pokalsieg am vergangenen Sonnabend im Blut.

Vom Anpfiff weg drängten sie voller Elan dem St. Petersburger Tor entgegen, die Russen dagegen kamen kaum zur Entlastung. Die Zuschauer in der ausverkauften Arena honorierten dies: Das verwöhnte Münchner Publikum war ungewöhnlich laut. Die Bayern setzten genau das um, was Trainer Ottmar Hitzfeld von ihnen gefordert hatte: Zenit St. Petersburg unter Druck zu setzen, um das noch im Viertelfinale gegen Leverkusen zu bestaunende schnelle Kombinationsspiel der Russen am Strafraum gar nicht erst entstehen zu lassen.

Nach 18 Minuten flankte Philipp Lahm in den Strafraum, Zé Roberto erreichte den hoch aufspringenden Ball, hob sein Bein, und Gegenspieler Fernando Ricksen tat selbiges – doch er traf Zé Roberto an der Hüfte. Der Brasilianer fiel mit schmerzverzerrtem Gesicht, der Schiedsrichter entschied zu Recht auf Elfmeter. Franck Ribéry, Bayerns Elfmeterschütze vom Dienst, schob den Ball flach in die Mitte, Torhüter Wjatscheslaw Malafejew wehrte ab – im Nachschuss aber schoss Ribéry den Ball ins Tor. Das Übergewicht der Bayern war nun auch auf der Anzeigetafel zu sehen. St. Petersburg dagegen gelang es während der gesamten ersten Halbzeit nur zweimal, Torwart Oliver Kahn nachhaltiger zu beschäftigen: In der 23. Minute zwang Konstantin Zyrianow mit dem ersten Torschuss der Gäste überhaupt Kahn zu einem Hechtsprung, und unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff bestand nach einem Freistoß kurz Gefahr im Münchner Strafraum.

Diese letzte Szene schien Zenit gewissen Auftrieb zu geben: Als die zweite Hälfte begann, da begann auch St. Petersburg, mehr und mehr am Spielgeschehen teilzunehmen, was auch daran lag, dass bei den Münchnern der Elan der ersten 45 Minuten schwand. In der 52. Minute zog Viktor Fayzulin vom Strafraumeck ab, der Ball sauste knapp am kurzen Torpfosten vorbei. Acht Minuten später fiel das 1:1, Torschütze war: Bayerns Innenverteidiger Lucio. Fayzulin schlug eine Flanke in den Strafraum, und Lucio beförderte den Ball per Kopf unhaltbar für Kahn ins eigene Tor. Dann musste Kahn auch noch vom Feld: Beim Schuss von Fayzulin hatte sich Kahn verletzt, nun, in der 66. Minute ließ er sich für Michael Rensing auswechseln. Schließlich war anzunehmen, dass noch einige Arbeit auf Bayerns Schlussmann zukommen könnte.

Der Eindruck täuschte nicht. St. Petersburg tat alles, um das 1:1 zu verteidigen – und sorgte mit gelegentlichen Kontern für Aufregung. Etwa in der 83. Minute: Die Russen stürmten, plötzlich rollte der Ball an Rensing vorbei aufs leere Tor zu – Zé Roberto aber klärte auf der Linie. In der Nachspielzeit vergab Podolski die letzte große Chance zum Münchner Siegtreffer, als er aus zwölf Meter knapp am rechten Pfosten vorbeischoss.

Michael Neudecker

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