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Klinsi

© dpa

Bayern München: Irgendwo im Raum

Watsch'n zur Wies'n: Das 2:5 gegen Bremen wirft die Frage auf, ob der FC Bayern München das richtige System spielt.

Die Chefs des FC Bayern sind nicht dafür bekannt, große Schweiger zu sein. Doch nach dem 2:5 der Bayern gegen Werder Bremen wollten am Samstag weder der Vorstandvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge noch Finanzchef Karl Hopfner oder Manager Uli Hoeneß irgendetwas zum Spiel sagen. Es gab gute Gründe für die Verweigerung der sonst so gesprächigen Bayernvorstände: Die Reporter hätten sicher schnell wieder die K-Frage aufgeworfen. Die Klinsmann-Frage. Schließlich wird alles, was bei den Bayern passiert, automatisch in den Klinsmann-Kontext gestellt – auch weil die Klubchefs die Jubelarien über den Groß-Reformator in bis dato noch nie gehörte Tonhöhen getrieben haben. Wenn ein Spiel so in die Hose geht wie die Partie der Bayern gegen Werder Bremen, dann muss das irgendwie auch etwas mit Klinsmann zu tun haben.

Das 2:5 nach zwischenzeitlichem 0:5 war nicht nur die erste Pflichtspielniederlage unter Klinsmann, es war auch die höchste Bayernpleite in der Arena. Und es war das erste Mal seit dem 9. Oktober 1976, seit einem 0:7 gegen Schalke, dass die Bayern mehr als vier Gegentore in einem Heimspiel bekommen haben. Jürgen Klinsmann gab sich zerknirscht nach dem Spiel und gelobte, die Partie intensiv nach Fehlern zu durchforsten.

Dabei sollte er sich unter anderem fragen, ob 3-5-2 gegen Bremen wirklich das richtige Taktikschema war. Ursprünglich hatte Klinsmann diese Variante eingeführt, um gegen defensiv ausgerichtete Gegner überschüssige Kapazitäten in der eigenen Abwehr abzubauen. Gegen Berlin, Köln und Bukarest sprangen auf diese Weise Siege heraus. Aber Werders Treffer zum 1:0 nach einer halben Stunde legte die Schwäche der Bayerntaktik bloß: Mesut Özil hatte in zentraler Mittelfeldposition viel Platz – die Bayern hatten in Person von Mark van Bommel nur einen Sechser im Team. Die drei Bayern-Verteidiger Lucio, Demichelis und van Buyten boten naturgemäß größere Lücken als eine Viererkette. In eine davon stieß Markus Rosenberg, bekam den Pass und vollendete den Angriff.

In der Pause korrigierte Klinsmann seine Formation zu einem 4-4-2. Für Christian Lell brachte er Massimo Oddo, van Buyten musste weichen für Tim Borowski. Die Viererkette ließ danach zwar sogar drei Tore zu, sie hatte allerdings auch eine Hypothek aus der ersten Hälfte zu schleppen, die man mit einem anderen Startsystem vielleicht hätte vermeiden können. Klinsmann aber sagte: „Es waren letztlich kurze Konzentrationsfehler, Abstimmungsfehler, die zu den Toren geführt haben. Von der taktischen Auffassung her hat die Mannschaft absolut gut gestanden.“ Bei fünf Gegentoren eine kreative Betrachtungsweise. Borowski dagegen fand: „Wir waren zwar irgendwo im Raum, aber nie richtig im Spiel.“

Schon eher verständlich war, dass Klinsmann Michael Rensing in Schutz nahm. Kurz nach Spielbeginn flog der zum ersten Mal unter einer Flanke hindurch, was noch nicht zum Tor führte, anders als später beim 5:0. „Michael startet gerade erst durch mit seiner Karriere. Da kommen Fehler vor. Das ist ganz normal und überhaupt kein Problem“, sagte Klinsmann.

Oddo setzte in einer Halbzeit als rechter Verteidiger mehr offensive Akzente als Lell in seiner gesamten bisherigen Profikarriere – und es waren nicht einmal übermäßig viele. Einer davon führte zum ersten der zwei Tore des Tim Borowski. Der ist nun mit drei Saisontreffern neben Luca Toni der beste Bayerntorschütze – obwohl er in noch keinem Saisonspiel mehr als eine Halbzeit spielen durfte.

Es war eine schmerzliche Niederlage für die Bayern, die zeigte, dass auch das System Klinsmann das Risiko des Scheiterns in sich birgt – was hier und da schon in Vergessenheit geraten war. Am Mittwoch, im DFB-Pokal gegen Nürnberg, wird Franck Ribéry in den Kader zurückkehren. Und wenn der Franzose dann wieder gespielt hat, werden Rummenigge und Hoeneß sicher wieder gern für ein paar Sätze zur Verfügung stehen.

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