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Sport: Bayern quält sich zum Titel

Die Münchner gewinnen durch ein Tor von Claudio Pizarro 1:0 gegen Eintracht Frankfurt

Berlin - Es gibt ein ziemlich verlässliches Indiz dafür, dass beim FC Bayern München nicht allzu viel zusammenläuft: Je weniger bei den Bayern funktioniert, desto häufiger beteiligt sich ihr brasilianischer Innenverteidiger Lucio am Offensivspiel seiner Mannschaft. Lucio schaltete sich gestern Abend im DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion schon vor der Pause auffallend häufig in den Angriff ein. Bayern, der Rekordpokalsieger, hatte vor 74 349 Zuschauern gegen den Außenseiter Eintracht Frankfurt einige Mühe. Erst in der zweiten Hälfte gelang Claudio Pizarro nach einer Ecke der einzige Treffer eines lange mäßigen und nur am Ende spannenden Spiels. In ihrem 15. Endspiel gewannen die Fußballer des FC Bayern zum 13. Mal den DFB-Pokal. „Es ist immer wieder eine wunderbare Sache, unseren Fans einen Pokal zu präsentieren“, sagte Manager Uli Hoeneß nach dem 1:0 (0:0)-Sieg. Unter Umständen können die Münchner bereits am Mittwoch auch den 20. Meistertitel perfekt machen.

Dass Bayerns Trainer Felix Magath zwei kreative Spieler, Bastian Schweinsteiger und Zé Roberto, auf der Bank gelassen hatte, machte sich in der ersten Hälfte durchaus negativ bemerkbar. Die Münchner präsentierten sich träge und langsam, ohne Esprit, ohne Ideen, ohne Rhythmus. Man könnte auch sagen: Michael Ballack prägte das Spiel der Bayern. Ihr Präsident Franz Beckenbauer fragte sich: „Spielt er mit, oder spielt er nicht mit?“ Angesichts des bevorstehenden Weggangs des Mittelfeldspielers sagte Beckenbauer: „Er bemüht sich überhaupt nicht mehr.“ Ballack erwiderte darauf nur: „Ist ja wurscht.“

Die gesamte Münchner Mannschaft bewegte sich ohne Ball nur wenig. „Einer ist am Ball, die anderen schauen zu und wünschen ihm viel Glück“, sagte Beckenbauer in der Halbzeitpause. Der Außenseiter zeigte mehr Leidenschaft und hatte zunächst auch die besseren Chancen. Nach knapp einer halben Stunde verfehlte Ioannis Amanatidis mit einem Schuss von der Strafraumgrenze knapp das Tor der Bayern. Nur eine Minute darauf rettete Nationaltorhüter Oliver Kahn gegen einen Schuss von Benjamin Köhler, einem von zwei gebürtigen Berlinern im Team der Frankfurter. Der zweite, Marko Rehmer, wird das Finale in seiner Heimatstadt nicht in bester Erinnerung behalten, obwohl er gestern seinen 34. Geburtstag feierte. Gerade erst von einer Verletzung genesen, stand er zwar in der Frankfurter Anfangself – in der 34. Minute allerdings musste Rehmer schon wieder verletzt ausgewechselt werden.

Die Fans der Bayern jubelten in der ersten Halbzeit nur einmal. Nach einer Flanke von Willy Sagnol verschätzte sich Eintrachts Torhüter Oka Nikolov, Roy Makaay köpfte ans Außennetz, die Anhänger der Bayern aber wähnten den Ball im Tor. Der holländische Stürmer war der auffälligste Spieler in den Reihen des Favoriten. Er hatte auch gleich nach der Pause die beste Chance der Bayern. Wiederum nach einer Flanke Sagnols kam Makaay am Fünfmeterraum zu einem Seitfallzieher, Nikolov lenkte den Ball an die Latte.

Magath hatte zur zweiten Halbzeit Zé Roberto gebracht, um dem Spiel seiner Mannschaft mehr Leichtigkeit einzuhauchen. Der Brasilianer leistete nach einer Stunde einen entscheidenden Beitrag zum 1:0 der Bayern. Mit seinem starken linken Fuß zirkelte er einen Eckball von der rechten Seite an den Frankfurter Fünfmeterraum, Claudio Pizarro setzte sich gegen Verteidiger Marco Russ durch und köpfte seine Mannschaft in Führung.

Die Bayern suchten nach dem 1:0 die Entscheidung – und hätten nur kurz nach der Führung beinahe den Ausgleich kassiert. Nach einem langen Pass eilte Köhler allein auf Kahn zu, Sagnol kreuzte seinen Weg und brachte den Frankfurter kurz vor dem Strafraum zu Fall. Köhler prallte auf den Hinterkopf und musste benommen behandelt werden. Den Ball hatte Sagnol bei seinem Rettungsversuch nicht gespielt, trotzdem ließ Schiedsrichter Herbert Fandel weiterspielen, anstatt auf Freistoß zu entscheiden und den Verteidiger der Bayern wegen einer Notbremse des Feldes zu verweisen. Frankfurts Trainer Funkel erregte sich darüber so sehr, dass er auf die Tribüne verwiesen wurde.

Torwarttrainer Andreas Menger holte bei seinem Chef neue taktische Anweisungen ein, mit Francisco Copado und Markus Weissenberger kamen zwei frische Offensivkräfte, und in den letzten Minuten drängten die Frankfurter den Favoriten weit zurück. „Wir waren heute nah dran“, sagte Nikolov. In der 87. Minute eröffnete sich Amanatidis die letzte Chance, die Eintracht zumindest noch in die Verlängerung zu retten. Oliver Kahn aber parierte seinen Schuss mit einem grandiosen Reflex. Anschließend trat er gegen den Pfosten und ballte beide Fäuste. Kahn sicherte den Bayern den Sieg – und sich selbst den fünften Pokalsieg seiner Karriere. Das hat in Deutschland noch kein anderer Fußballer geschafft.

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