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Sport: Bayern wird doch noch Meister

Red Bull Salzburg, inoffizielle Filiale der Münchener, holt in Österreich den Fußball-Titel

Die große Party begann ganz nach Plan. Zweite Minute, Flanke in den Strafraum von Austria Wien, Alexander Zickler steigt am höchsten, Kopfball, Tor. Red Bull Salzburg führt 1:0. Wer sonst als Zickler hätte das Tor machen können? Er ist mit 21 Treffen Top-Torschütze der Salzburger. Und genau so wenig überraschend wie der Auftakt ging das Spiel zu Ende. Schon vorher war klar, dass Red Bull ein Unentschieden genügen würde, um vorzeitig Österreichischer Meister zu werden, also spielte Red Bull unentschieden, und Thomas Linke, der Kapitän der Salzburger, durfte danach die Gratulationen zum Meistertitel entgegen nehmen. Fünf Spiele vor Schluss hat Red Bull 19 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Mattersburg.

Im zweiten Jahr, nachdem der Salzburger Getränkehersteller den maroden Traditionsklub übernommen hat, hat sich das Investment also gelohnt. Zumindest ein bisschen. In Österreich ist der Klub das Maß aller Dinge. Seit 15 Spieltagen haben die Salzburger nicht mehr verloren, sie haben die meisten Tore in der Liga geschossen und am wenigsten kassiert. Aktuell haben sie eine Tordifferenz von plus 45, der Ligazweite plus eins. Die alte Fußballerweisheit, wonach Geld keine Tore schießt, ist zumindest in Salzburg widerlegt worden. Bis zu 50 Millionen Euro soll Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz jährlich in das Unternehmen Fußball investieren. Das ist fast fünfmal so viel, wie Traditionsklubs wie Rapid Wien zur Verfügung steht. Mit dem Geld wurde eine Mannschaft zusammengekauft, die man eigentlich in Österreich nicht vermuten würde: Die Liste reicht von den drei früheren Bayern Alexander Zickler, Thomas Linke und Niko Kovac bis zum ehemaligen Stuttgarter Christian Tiffert. Ein Best of der in der Bundesliga Aussortierten spielt hier, und trainiert werden sie von Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus.

Gerade in der vergangenen Spielzeit hat der Klub dabei eine Wandlung durchgemacht, die ihn heute wirklich wie eine Filiale des Münchner Großklubs erscheinen lässt. Mateschitz’ Fußball-Berater Franz Beckenbauer hat eine Reihe alter Vertrauensleute nach Salzburg geholt, neben Trapattoni und Matthäus tummeln sich auch auf der Geschäftsstelle einige Personen mit Bayern-Vergangenheit. Den Nachwuchstrainer gibt Thorsten Fink, Sportdirektor ist Oliver Kreuzer.

Unbestritten hat diese deutsche Entwicklungshilfe-Truppe den Salzburger Fußball auf Vordermann gebracht, Klub und Mannschaft funktionieren wie am Schnürchen, und während die Red- Bull-Spieler vor einem Jahr trotz ihres enormen Budgets nicht Meister wurden, dominierten sie die Liga dieses Mal vom ersten Spieltag an. Der Fußball, den sie dabei zeigen, ist nicht unbedingt sympathisch, Torfestivals hat es in Salzburg selten gegeben, und die Spielanlage der Mannschaft war die ganze Saison über nicht besonders offensiv, sondern ähnlich wie in den besten Münchner Zeiten zweckorientiert. Für Österreich reicht das.

Die echte Bewährungsprobe steht erst noch an. Auf mittlere Sicht möchte Mateschitz, dass sich sein Klub in der Champions League präsentiert. Da selbst Österreichs Meister zwei Qualifikationsrunden durchlaufen muss und Salzburg in der dritten Runde mangels internationaler Erfolge nicht gesetzt ist, wird das schwierig: Gegner könnten der Dritte oder Vierte der englischen, spanischen oder italienischen Liga sein, auch der Dritte aus der Bundesliga. Im Vorjahr scheiterte Red Bull anstandslos an Valencia. Zumindest eine gute Nachricht gibt es für die Bayern in Salzburg: Auf die großen Münchner Vorbilder werden sie dieses Jahr in der Qualifikation nicht treffen.

Markus Huber[Salzburg]

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