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Bayerns Sieg gegen Schalke: Der Jubel der Anderen

Das 0:1 bei der ersten Heimniederlage gegen die Bayern seit zehn Jahren reißt Schalke in die Misere. Sie wurden am Ende von ihren eigenen Fans ausgepfiffen.

Wenn ein Trainer auf der Kippe steht, erhebt sich oft die Frage: Erreicht er seine Mannschaft noch? Nach der verbalen Demontage Mirko Slomkas erhob sich beim FC Schalke eher die Frage: Erreicht der Trainer seine Vorgesetzten noch? Diese Frage dürfte sich am Ernst-Kuzorra-Weg in den nächsten Tagen eher zuspitzen, als verflüchtigen. Beim 0:1 gegen Bayern München erlitt Schalke die dritte Niederlage nacheinander in der Fußball-Bundesliga. Die Profis der Gelsenkirchener waren dem Spitzenreiter deutlicher unterlegen, als das Ergebnis vermuten lässt. Sie wurden am Ende von ihren eigenen Fans ausgepfiffen. Für Bayern war es der erste Sieg in Gelsenkirchen nach fast zehn Jahren.

Für Schalke, vor allem für den wackelnden Cheftrainer Slomka, stand die Partie unter dem Leitmotiv Kampf der Kakophonie. Aus den Führungsgremien des Klubs waren in dieser Woche vielstimmige Töne zu vernehmen, die nicht in Einklang zu bringen waren. Josef Schnusenberg, der erste Vorsitzende, hatte in der Trainerfrage „Handlungsbedarf“ festgestellt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies wiederum hatte es für nötig befunden, den Fußball-Lehrer darauf hinzuweisen, „wie wichtig die nächsten Spiele sind“. Derart sachdienliche Hinweise ließen sich durchaus auch als Drohung auffassen – wenn die Gegner in diesen „nächsten Spielen“ Bayern München und (in der Champions League) FC Porto heißen. Zwei Tage vor der ersten dieser beiden Partien führte Manager Andreas Müller, der bis dahin geschwiegen hatte, ein Rückzugsgefecht. Von einem Ultimatum für Slomka zu sprechen, sei „völliger Quatsch“, behauptete er. Schnusenberg habe aus Wut über die schwache Vorstellung in Leverkusen ein wenig überreagiert, seine Unmutsäußerung aber „wohl als eine Art Weckruf“ gemeint.

Von der Fankurve bis zur Führungsetage hatte ganz Schalke den aufgeweckten Slomka aufgefordert, seine Personalpolitik zu überdenken. Nach den beiden aufeinanderfolgenden Niederlagen gegen Wolfsburg und Leverkusen hatte die Kritik, soweit sie die Sache betraf, vor allem darauf gezielt, dass der Trainer die drei Zugänge aus dem Winterschlussverkauf, Albert Streit, Vicente Sanchez und Ze Roberto nur vereinzelt oder gar nicht eingesetzt hat. Gegen Bayern rückte Sanchez als einziger von den drei Neuen in die Startelf. Für den Angreifer aus Uruguay musste Mittelfeldspieler Lewan Kobiaschwili weichen. Außerdem vertrat Carlos Grossmüller den gesperrten Jermaine Jones. Für den dänischen Stürmer Peter Lövenkrands, der beim Trainer (zu) viel Kredit hatte, war gegen München nicht einmal ein Platz auf der Ersatzbank frei.

Die Angriffslust der Schalker hielt sich in Grenzen

Slomka kehrte zum 4-3-3-System zurück, das er grundsätzlich bevorzugt. Die Hereinnahme eines dritten Stürmers erwies sich in der ersten Hälfte jedoch als reine Formalie. Die Angriffslust der Schalker hielt sich in Grenzen. Nur bei Standardsituationen und Distanzschüssen gelang es ihnen gelegentlich, die Illusion von Torgefahr zu wecken.

Die Bayern spielten wesentlich gefälliger und gewitzter. Der Führungstreffer von Miroslav Klose spiegelte die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen nicht nur im Ergebnis, sondern auch durch sein Zustandekommen wider. Nach einer Idee (und einem famosen Anspiel) von Bastian Schweinsteiger lenkte Franck Ribéry die Kugel zum Torschützen, der sie mit der Brust aus kürzester Entfernung über die Linie drückte. Dieser Rückschlag hemmte das Bemühen der Heimelf. Statt des Ausgleichs lag eher ein zweiter Treffer des Rekordmeisters nahe, der seine Überlegenheit aber nicht in Tore umzusetzen vermochte; so etwa als Klose an Schlussmann Neuer scheiterte oder als Toni in aussichtsreicher Position eine gefährliche Flanke von Schweinsteiger verpasste.

Auch nach der Pause blieben die Bayern überlegen – und vergaben weitere Chancen, den Vorsprung auszubauen. Verteidiger Daniel van Buyten traf mit einem Kopfball nur die Latte. Slomka ersetzte Regisseur Rakitic durch Ze Roberto, ohne damit Rasanz oder Ideenreichtum einzuwechseln. Die Schalke-Fans wurden zusehends ungeduldiger. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, krakeelte die Nordkurve. Mitte des zweiten Durchgangs griffen die Westfalen dann ein wenig beherzter an und erzeugten auch Druck; ihrem Vorwärtsdrang waren aber spielerische Grenzen gesetzt. Chancen wie Marcelo Bordons Kopfstoß oder Rafinhas Schuss nach einem durchdachten Vorstoß blieben die Ausnahme. Kurz vor Schluss versäumte es der eingewechselte Bayern-Stürmer Jan Schlaudraff, die klaren Verhältnisse auch im Ergebnis deutlicher zum Ausdruck zu bringen.

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