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16 Top-Profis sollen in den vergangenen zehn Jahren Spiele manipuliert haben.

© dpa

Update

BBC berichtet über Manipulationsskandal: 16 Tennisprofis aus Top 50 sollen Spiele manipuliert haben

Die Australian Open beginnen mit einer Hiobsbotschaft für das Tennis: Einem BBC-Bericht zufolge waren in den letzten zehn Jahren etliche Top-Spieler an Manipulationen beteiligt.

Es rumorte am Montag gewaltig hinter den Kulissen des Melbourne Parks. Mitarbeiter der Spieler- und Turniervereinigung ATP eilten in den Katakomben der Rod-Laver-Arena durch die Umkleiden und die Players Lounge und fingen jene Spieler ab, die gerade von ihren Auftaktpartien der Australian Open zurück kamen und auf dem Weg zu ihren Pressekonferenzen waren. Sie alle wurden auf Linie gebracht und zwar unmissverständlich. Nichts sollten sie sagen, überhaupt nichts. Zumindest, wenn sie nach dem Bericht, den der britische Rundfunksender BBC und das Magazin BuzzFeed am Morgen veröffentlichten, gefragt würden.

Dort ist von einem massiven Wettskandal die Rede. 16 Profis aus den Top 50 sollen in den vergangenen zehn Jahren in Spielabsprachen verwickelt gewesen sein. Sogar bei drei Matches in Wimbledon habe es Manipulationen gegeben. Die Nachricht überschattete den Auftakt des ersten Grand Slams der Saison, doch überrascht war die ATP von der Veröffentlichung nicht worden. Bereits am vergangenen Samstag soll sie bei ihrem regulären, internen Player-Briefing den Spielern angekündigt haben, dass dieses Thema auf sie zukommen würde. Und dass eigens dafür ATP-Chef Chris Kermode nach Melbourne anreise, zur Schadensbegrenzung.

Und so dementierte der ATP-Chef dann auch in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz vehement, dass man Informationen über mutmaßliche Absprachen zurückhalten würde. "Wir weisen diesen Vorwurf absolut zurück." Beide Medien hatten berichtet, sie seien im Besitz geheimer Dokumente, die jedoch genau das nahelegen. "Die Sportorganisationen sind immer wieder vor einer Gruppe von 16 Spielern, alle von ihnen unter den Top 50, gewarnt worden. Aber keiner von ihnen wurde bestraft", heißt es im US-Medium BuzzFeed. Kermode betonte aber erneut, man tue alles und es gebe eine "Null-Toleranz-Politk".

Die Gerüchte über Spiel- und Wettmanipulationen im Tennis sind nicht neu, sie wabern schon seit  Jahren durch die Tour. Und besonders durch die unterklassigere Turnierszene. Doch Kermode stellte klar, dass man nur aufgrund von Vermutungen keine Ermittlungen aufnehmen könne. Dafür müssten Beweise her. Eigens für die Aufklärung solcher Fälle ist die Integritäts-Einheit zuständig, die 2008 von der ATP, der Damen-Vereinigung WTA, dem Weltverband ITU, sowie den vier Grand-Slam-Turnieren als Tennis Integrity Unit (TIU) eingerichtet wurde. Der TIU-Chef Nigel Willerton ist zufrieden mit der bisherigen Arbeit. Man habe seit 2010 fünf Spieler und einen Offiziellen lebenslang gesperrt. Doch das waren unbekannte Namen, kleine Fische. In den aktuellen Veröffentlichungen ist jedoch davon die Rede, dass die Hälfte der 16 verdächtigten Spieler bei den Australian Open am Start sein sollen - darunter ein Grand-Slam-Sieger. Das wäre eine ganz neue Dimension, wenn auch nicht benannt wurde, ob ein Einzel- oder Doppel-Champion gemeint ist. Aber der TIU-Chef wollte am Montag keinerlei Bestätigungen geben. "Es wäre nicht angemessen, wenn ich einen Kommentar dazu abgeben würde, ob aktuelle Spieler unter Beobachtung stehen", sagte Willerton.

Das Gros der Profis hielt sich gestern brav an die Schweige-Parole, Roger Federer und Novak Djokovic jedoch nicht. "Diese Nebengeräusche sind schade", bedauerte der Schweizer, der lange Präsident des Spielerrates war, "es wirft einen Schatten über dieses Turnier. Aber es könnte auch positives bewirken, dass man der Geschichte ganz auf den Grund geht. Egal, wieviel dahinter steckt. Da müssen jetzt alle zusammen kämpfen, um herauszufinden, wer eventuell etwas gemacht hat. Ich bin aber noch nie angesprochen worden, zum Glück." Djokovic berichtete dagegen von einem Vorfall aus dem Jahr 2007, als Leute aus seinem Umfeld von der Wettmafia angesprochen wurden, damit der Serbe gegen Geld ein Match beim Turnier in St. Petersburg verliere. "Für mich ist das ein Akt von Unsportlichkeit, ein Verbrechen im Sport", betonte der Weltranglistenerste, "für so etwas ist kein Platz im Sport - vor allem nicht im Tennis." Dennoch wehrte sich der Titelverteidiger von Melbourne gegen die aktuellen Berichte: "Es gibt keine richtige Bestätigung oder einen Beweis dafür, dass ein aktiver Spieler verwickelt ist."

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