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Alles Ball? Albas Leon Radosevic wird von Dusko Savanovic aggressiv verteidigt. In Spiel drei müssen die Berliner gegen Bayern wieder mehr dagegenhalten.

©  dpa/Stache

BBL-Halbfinale gegen Bayern München: Ein schmaler Grat für Alba Berlin

Die Basketballer von Alba Berlin bleiben ihrem Spielstil treu. Im Halbfinale gegen den FC Bayern München ist das riskant - das dritte Spiel am Sonntag könnte richtungsweisend sein.

Es gibt Basketballteams, die wie Chamäleons sind. Sie können sich jedem Tempo anpassen, spielen variantenreich in der Verteidigung, mal treffen sie von außen, mal geht der Ball immer wieder nach innen, Spielstil und Taktik wechseln je nach Gegner und Situation. Es gibt aber auch Basketballteams, die sind eher wie sture Ochsen. Diese Teams stampfen unbeirrt vor sich hin und konzentrieren sich nur auf ihre eigene Taktik. Alba Berlins aktuelle Mannschaft gehört definitiv zur zweiten Sorte, die Klubverantwortlichen haben immer wieder betont, der Erfolg in den Play-offs hänge davon ab, der Identität des Teams treu zu bleiben. Im zweiten Halbfinalspiel beim FC Bayern am Donnerstagabend allerdings, das Alba 73:85 verlor, geriet diese Einstellung den Berlinern auch zum Nachteil: Sie konnten sich nicht auf die Linie der Schiedsrichter und die Atmosphäre einstellen, die Münchner glichen zum 1:1 aus. Im dritten Spiel der „Best of five“-Serie am heutigen Sonntag (16 Uhr, Arena am Ostbahnhof) sollten sich die Alba-Profis ein bisschen besser anpassen.

In München entschieden die Schiedsrichter 56 Mal auf Foul, die Berliner fanden nie zu ihrem Rhythmus und schickten die Gastgeber immer wieder an die Freiwurflinie. „Es geht gar nicht darum, ob die Schiedsrichter gut oder schlecht waren“, sagt Alba-Sportdirektor Mithat Demirel. „Sie hatten einfach eine andere Linie als im ersten Spiel. Damit sind die Bayern viel besser klar gekommen als wir.“ Eine Schlüsselszene spielte sich im dritten Viertel ab: Alba war gerade ein Zwischenspurt gelungen und 50:49 in Führung gegangen. Dann aber beging Reggie Redding gleichermaßen überflüssiges wie unglückliches Unsportliches Foul an Nihad Djedovic, die Bayern nutzten die beiden Freiwürfe und den anschließenden Ballbesitz zu vier Punkten und bekamen das Spiel wieder unter Kontrolle. „Solche Dinge schaden einem natürlich“, sagt Demirel.

Cliff Hammonds war im zweiten Spiel ein Totalausfall bei Alba

Hinzu kam, dass mit Alex Renfroe, Cliff Hammonds und Redding alle drei Spielgestalter der Berliner einen suboptimalen Tag erwischt hatten. Und im Gegensatz zu den Münchnern, bei denen der 21-jährige Paul Zipser – elf Punkte, fünf Rebounds, drei Assists, zwei Blocks, kein Ballverlust – von der Bank viel Schwung ins Spiel brachte, gab es auf der Seite von Alba niemanden, der überraschend stark spielte. Hammonds erlebte mit null Punkten und fünf Fouls in nur 13 Minuten auf dem Feld sogar einen wirklich miserablen Abend. Auch der zum zweiten Mal hintereinander zum „Besten Verteidiger“ der Bundesliga gewählte US-Amerikaner schien nicht zu verstehen, was die Schiedsrichter zulassen wollten und wo sie ihre Grenzen zogen.

Laut Demirel sei normalerweise schnell zu spüren, wie sich ein Spiel entwickelt und welche Linie die Schiedsrichter verfolgen. „Und dann musst du einen Weg finden, dich anzupassen“, sagt der 37-Jährige. In dieser Hinsicht helfe es den Münchnern, viele erfahrene Spieler im Team zu haben. Besonders Djedovic ist ein Meister darin, „Körperkontakt zu zeigen“, wie es Demirel formuliert. Den Berlinern fehlte so ein Spieler in der zweiten Partie. In Vojdan Stojanovski haben sie einen Experten für eben diese Situationen Mitte der Saison gehen lassen, am Donnerstag hätte Alba den Mazedonier gut gebrauchen können.

Die Berliner dürfen im dritten Halbfinale nun nicht den Fehler machen, ihre Identität zu verleugnen und ihre extrem physische Spielweise abzulegen. Andererseits müssen sie cleverer darin sein, Schiedsrichter und Gegner frühzeitig einzuschätzen und im Eifer des Play-off-Gefechts die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich der Ochse Alba heute bewegen muss.

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