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Beachvolleyball-EM: Pokerpartie im Sand

Die Beachvolleyballerinnen Sara Goller und Laura Ludwig gewinnen in Hamburg die Europameisterschaft.

Wenn diese Frau sich nicht auf dem Sandplatz tummeln würde, um bunten Bällen hinterherzuhechten, könnte man sie sich auch gut am Pokertisch vorstellen. Immer wenn es eng wird und Zockerqualitäten gefragt sind, fühlt sich Laura Ludwig in ihrem Element. Die 22-Jährige liebt dieses Prickeln. Wo anderen der Angstschweiß ausbricht und die Finger zittern, wagen die Beachvolleyballerin und ihre Partnerin Sara Goller außergewöhnliche Dinge und haben damit Erfolg.

So wie bei der Europameisterschaft in Hamburg, bei der sie gestern den Titel gewannen. Laura Ludwig schwang sich im deutsch-deutschen Halbfinale gegen Stephanie Pohl und Okka Rau zur überragenden Spielerin auf und markierte beim 2:0 (25:23, 21:19) die entscheidenden Punkte. Die Krönung war der Triumph im Endspiel gegen die Norwegerinnen Nila Ann Hakedal und Ingrid Toerlen. Im hochklassigen Finale bewiesen Goller/Ludwig wieder einmal, dass sie Spezialistinnen für enge Spiele sind.

Beim 2:0 (26:24, 22:20) wehrten sie im ersten Satz vier Satzbälle ab, im zweiten Satz ließen sie ihre Gegnerinnen nach komfortabler Führung herankommen, bevor sie ihren zweiten Matchball verwandelten. Sieben Sätze gewannen sie im Turnierverlauf mit dem Minimalvorsprung von zwei Punkten, sie gaben nicht einen ab. Damit unterstrichen sie, dass sie Deutschland zu Recht bei den Olympischen Spielen vertreten werden.

Schon im Turnierverlauf hatten es die Deutschen Meister spannend gemacht. Gegen ihre Landsleute Brink-Abeler/Jurich hatten sie erst nach Abwehr von vier Matchbällen gewonnen. „Wir bieten den Zuschauern hier pure Spannung“, sagte Ludwig mit einem breiten Grinsen, „aber sonst ist es ja auch langweilig.“ Dass sie dabei regelmäßig das bessere Ende für sich haben, ist für Ludwig kein Zufall: „Wir haben in letzter Zeit so viele enge Spiele gewonnen, das macht uns stark. Und außerdem sind das doch die schönsten Spiele.“

Körpersprache und Mimik belegten, wie wohl sich Sara Goller und Laura Ludwig auf dem mit Sand aufgefüllten Rathausplatz fühlten. Der Funke sprang über, beim Halbfinale tobten die Zuschauer. „Ende des ersten Satzes bestand mein Körper aus Gänsehaut“, sagte Abwehrspielerin Ludwig, „die Stimmung auf dem Centre Court war einfach klasse.“ Dabei hatten sie in Hamburg de facto ein Auswärtsspiel. Während Pohl/Rau für den Hamburger SV ans Netz gehen, startet die deutsche Nummer eins für Hertha BSC.

Sara Goller und Laura Ludwig sind nicht nur auf dem Sandplatz Gewinner, sondern auch, wenn der Ball ruht. Selten gelingt es Profis, deren ganzes Streben auf Leistungsoptimierung ausgerichtet ist, so unbeschwert und fröhlich rüberzukommen. Das gilt auch für den Umgang miteinander. Wo andere ihre Konflikte lautstark austragen oder sich mit Aggressivität pushen, pflegen die Beachvolleyballerinnen, die in Kiel wohnen, eine betont behutsame Partnerschaft. „Man kann auch mit Harmonie zum Erfolg kommen“, sagt ihr Manager Roland Weißbarth. Einen großen Einfluss auf das friedfertige Betriebsklima hat Trainer Olaf Kortmann, der großen Wert auf respektvolle Umgangsformen legt. Kortmann ist der Chef eines Betreuerstabs, der sich mit Trainern, Ärzten, Physiotherapeuten und Helfern auf zehn Personen summiert.

Bei solch einem Aufwand relativiert sich der Umsatz von rund einer Viertelmillion Euro, die das Unternehmen „Goller plus Ludwig“ pro Jahr einspielt. Die Olympischen Spiele in Peking bieten nun eine gute Möglichkeit, das Team Goller/Ludwig weiter in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. „Du kannst zwar nie genau prognostizieren, wie sich das Medieninteresse in Sachen Beachvolleyball entwickelt“, sagt Manager Weißbarth, „aber wenn die Mädels da Erfolg haben, ist das eine riesige Chance.“

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