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Sport: Beachvolleyball: Titel und Tränen

Manchmal ist das Timing einfach perfekt: Maike Friedrichsen versenkte den letzten Ball bei den Deutschen Meisterschaften im Sand, fiel auf den Rücken und ihre Partnerin Danja Müsch schloss sie in die Arme. Danach flossen Tränen.

Manchmal ist das Timing einfach perfekt: Maike Friedrichsen versenkte den letzten Ball bei den Deutschen Meisterschaften im Sand, fiel auf den Rücken und ihre Partnerin Danja Müsch schloss sie in die Arme. Danach flossen Tränen. Es war das letzte Spiel der Beachvolleyball-Nationalspielerin, und es endete mit der Deutschen Meisterschaft. Danach erklärte Maike Friedrichsen vor über 7000 Zuschauern auf dem Centre Court ihre Leistungssportkarriere für beendet.

Der Job als Projektleiterin Marketing bei einer Medienagentur in Köln nimmt die ehemalige Hallen-Nationalspielerin so sehr in Anspruch, dass eine zweite Karriere als Beachvolleyball-Profi nicht parallel laufen kann. Außerdem will die 31-Jährige nicht mehr Wochenende für Wochenende durch die Lande reisen: "16 Jahre Leistungssport reichen. Es ist genug." Schon nach den Olympischen Spielen in Sydney hatten Friedrichsen und Müsch den Aufwand im Sand deutlich verringert. "Wir machen höchstens noch 50 Prozent von unserem früheren Pensum", sagt Danja Müsch. Der Ertrag des Sparprogramms ist verblüffend: Vier Siege und drei Finalteilnahmen bei den acht Turnieren der Masters-Serie in diesem Jahr. Für die Olympia-Dritten Jörg Ahmann und Axel Hager hingegen wurde der Auftritt in Timmendorfer Strand zum Debakel. Das Duo schied nach zwei Niederlagen aus. Den Titel holten Markus Dieckmann und Jonas Reckermann im Finale gegen Oliver Oetke und Andreas Scheuerpflug.

Die Reduzierung der Trainingsumfänge hatten für Friedrichsen und Müsch nicht nur negative Folgen. Die athletischen Werte mögen nicht das Niveau früherer Jahre haben, dafür agierten die Kölnerinnen in diesem Sommer mit einer zuvor nicht gekannten Leichtigkeit. Der Druck des Gewinnen-Müssens, die Bürde, immer und überall hier zu Lande als Favorit ins Turnier zu gehen, fiel von ihren Schultern. Derart befreit lässt es sich locker und unbeschwert spielen. Symptomatisch der Punkt von Maike Friedrichsen im Tiebreak des Finales, als sie einen äußerst schwierigen Ball kurz und unerreichbar zum vorentscheidenden 14:12 hinter das Netz spielte.

Früher hatte sie gerade in solchen Situationen des öfteren geschwächelt, beim letzten Auftritt gelangen auch diese Bälle. Überhaupt war die Krönung im Kurort eine perfekte Inszenierung. "Ein Drehbuch wie in Hollywood", sagte Klaus Kärcher, Manager der nunmehr dreifachen Deutschen Meisterinnen Maike Friedrichsen und Danja Müsch. Es passte einfach alles an diesem sonnenüberfluteten Nachmittag am Ostseestrand. Sogar die Finalgegnerinnen Ines Pianka und Tonya Williams spielten mit: Den ersten Satz gewannen sie mit 21:16, um danach ihre Gegnerinnen besser ins Spiel kommen zu lassen: 21:16 und 15:12 für Friedrichsen/Müsch beim Ausstand.

Natürlich lassen sich solche Geschichten nicht planen wie ein Film oder ein Musical. Niemand weiß das besser als Danja Müsch. Fünf Jahre ist es her, dass ihre damalige Mitspielerin Beate Bühler nach den Olympischen Spielen in Atlanta erklärte, die Meisterschaften in Timmendorfer Strand seien ihr letztes Turnier. Auch damals war geplant, den Ausstieg mit dem Meistertitel, Siegersekt und viel Pathos zu besiegeln. Doch im Halbfinale kamen Ulrike Schmidt und Gudula Staub und verdarben der Nummer eins die Abschiedsparty. Als Beate Bühler nach dem Matchball zu Boden sank, legte sich Trauer über den Centre Court.

Danja Müsch bezeichnet dieses Erlebnis auch fünf Jahre danach noch als "Trauma". Gleiches sollte ihr mit ihrer jetzigen Partnerin nicht noch einmal passieren. Um den Erwartungsdruck durch die Kulisse nicht zu groß werden zu lassen, wurde die Nachricht vom Karriereende erst einmal unter der Decke gehalten. Nur die Journalisten waren informiert, die Zuschauer wussten von nichts. Umso heftiger schlug die Kunde vom Ausstieg der schönen Maike Friedrichsen ein. Bei der Siegerehrung spielten sich ergreifende Szenen ab: "Es ist nicht ganz leicht für mich", sagte Danja Müsch bei der Siegerehrung und musste um Fassung ringen, "aber dies war mein letztes Spiel mit Maike. Ich habe alles getan, um sie zu überreden. Wir waren fünf Jahre ein Super-Team, und wir werden es auch bleiben." Neben ihr stand auf dem Treppchen die schluchzende Maike Friedrichsen, die für Danja Müsch in der gemeinsamen Zeit weit mehr als eine Partnerin auf Sand , sondern eine Freundin fürs Leben geworden ist. Als sie die Fassung wiedergefunden hatte, sprach Maike Friedrichsen die Abschiedsworte: "Es war einmalig mit Dir. Schöner kann das Ende nicht sein."

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