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„Ein bisschen selbstmitleidig“ fand Trainer Farke seine Spieler bei der Niederlage in Mainz.

© IMAGO/Sven Simon

Bei Borussia Mönchengladbach wiederholen sich die Fehler: Widerstandsfähig nur gegen Lernfortschritte

Dem rauschenden Sieg gegen die Bayern folgt fast zwangsläufig eine Niederlage in Mainz. Borussia Mönchengladbach erweist sich auch weiterhin als auffallend flatterhaft.

Borussia Mönchengladbach kommt für viele Beobachter in dieser Saison wie ein großes Rätsel daher. Dafür muss man sich nur die Bilanz der Mannschaft in den jüngsten vier Spielen anschauen, in denen sie auf den Letzten, den Vorletzten, den Spitzenreiter und den Tabellenneunten der Fußball-Bundesliga traf. Vier Punkte sprangen aus diesen Begegnungen heraus, und der einzige Sieg gelang gegen Bayern München.

Eine Woche nach dem hymnisch besungenen 3:2-Erfolg gegen den Rekordmeister kassierten die Gladbacher am Freitagabend mit einem 0:4 (0:1) bei Mainz 05 ihre nächste happige Auswärtsniederlage. Während sie in dieser Saison in zwei Spielen gegen die Bayern also vier Punkte holten, war es gegen Mainz in zwei Spielen kein einziger.

Bei genauerem Hinschauen ist sehr wohl ein Muster zu erkennen, das die Gladbacher gar nicht mehr als so rätselhaft erscheinen lässt. Unter ihrem Trainer Daniel Farke wollen sie dominant und mit viel Ballbesitz spielen. Gegen Teams, die ebenfalls einen fußballerischen Ansatz wählen, kommt dieser Fußball deutlich besser zur Geltung als gegen die Underdogs mit ihrem Gegen-den-Ball-Prinzip. Nicht von ungefähr haben die Gladbacher in dieser Saison auch gegen Dortmund und Leipzig berauschende Siege eingefahren.

Andererseits ist der Mannschaft mit ziemlich einfachen Mitteln ziemlich wirkungsvoll beizukommen: indem man sie hoch und aggressiv presst und zwischendurch auch mal ordentlich auf die Knochen geht. Oder, wie es Ralf Fährmann, der Torhüter des Tabellenletzten Schalke, nach dem 0:0 seiner Mannschaft im Borussia-Park ausgedrückt hat: „Gladbach ist eine Mannschaft, die es nicht mag, wenn man sehr aggressiv ist, wenn man auch ein bisschen dreckig spielt.“

17:6 lautete am Freitagabend die Foulstatistik aus Sicht der Mainzer. Trotzdem sahen die Hausherren nur zwei Gelbe Karten. Die Gäste hingegen, die von der harten Gangart zunehmend genervter wirkten und selbst ihrem Trainer „ein bisschen selbstmitleidig“ vorkamen, sahen dreimal Gelb.

Passend zu den bekannten Problemen der Borussen resultierten die ersten beiden Tore der Mainzer aus hohen Ballgewinnen. Vor dem 0:1 verlor Innenverteidiger Nico Elvedi das entscheidende Duell mit Danny da Costa; vor dem 0:2 spielte Stefan Lainer am eigenen Strafraum in Bedrängnis einen folgenschweren Fehlpass. „Wir machen solche dummen Fehler, das geht mir gegen den Strich“, schimpfte Borussias Sportdirektor Roland Virkus. „Es ist relativ einfach, gegen uns Tore zu schießen. Das regt mich so auf.“

Bereits 39 Gegentore nach 22 Spielen

Nach 22 Spieltagen haben die Gladbacher bereits 39 Gegentore kassiert. Das Ziel, defensiv stabiler zu werden, ist deutlich verfehlt worden. Mit einem Schnitt von 1,77 Gegentoren pro Spiel bewegt sich die Mannschaft in ähnlichen Sphären wie in den beiden unbefriedigenden Vorjahren. 2020/21 waren es am Ende der Saison 1,64 Gegentore pro Spiel, in der vergangenen Spielzeit 1,79. „Das ist zu viel, das steht fest“, sagte Farke.

Da sich bei Borussia in den jüngsten drei Spielzeiten drei verschiedene Trainer – Marco Rose, Adi Hütter und jetzt Farke – an der Mannschaft versuchen durften, rücken jetzt immer stärker die Spieler in den Fokus der Kritik. Die von Farke angemahnte Widerstandsfähigkeit zeigen sie vor allem gegen Lernfortschritte: Fehler, die inzwischen seit Jahren beklagt werden, wiederholen sich mit einer bemerkenswerten Hartnäckigkeit immer wieder aufs Neue.

Tatsächlich glänzt die Mannschaft dabei mit einer Konstanz, die ihr sonst fehlt. Von den 18 Bundesligisten warten nur die beiden Abstiegskandidaten Schalke und Stuttgart länger darauf, zwei Spiele nacheinander zu gewinnen. Den Gladbacher gelang das zuletzt im März 2022.

„Wir machen sehr gute Spiele, wenn das Spiel in unsere Richtung läuft, wenn wir im Flow sind, wenn wir das Momentum auf unsere Seite ziehen“, sagte Trainer Farke nach der Niederlage in Mainz. Aber sich nach Widerständen „penetrant zurückzuarbeiten, das ist etwas, das uns abgeht“.

Wenn die Bayern kommen und – im übertragenen Sinne – die Sonne scheint, dann hat die Mannschaft große Lust. Die Frage, ob sie es auch an einem – im Wortsinne – verregneten Freitagabend in Mainz kann, ist jetzt auch beantwortet.

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