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Sport: Beim 2:0 vergessen zehn Tennis Borussen alle früheren Animositäten

Winfried Schäfer ist ein Genießer. Ein gutes Glas Wein, ein gutes Essen - das stellt diesen Mann rundum zufrieden.

Von Karsten Doneck, dpa

Winfried Schäfer ist ein Genießer. Ein gutes Glas Wein, ein gutes Essen - das stellt diesen Mann rundum zufrieden. Am Montagabend reichte freilich schon ein gutes Fußballspiel aus, um den Übungsleiter des Zweitligisten Tennis Borussia - auch ohne Gaumenfreuden - in Hochstimmung zu versetzen. "Das war ein schöner Abend", konstatierte Schäfer nach dem 2:0 (2:0) gegen den Tabellenführer 1. FC Köln. Ein Sieg, der seine Wertsteigerung dadurch erfuhr, dass TeBe nach einem Platzverweis für Libero Jan Suchoparek rund 70 Minuten lang in Unterzahl auf dem Feld stand.

Die Gegenwehr der dezimierten Borussen beruhte offenbar auf einer ökonomischen Zeiteinteilung. "Nach der Roten Karte haben wir uns darauf konzentriert, kein Gegentor einzufangen, und zwar zunächst einmal nur bis zur Halbzeit, dann die Viertelstunde nach der Pause und dann bis zum Schluss", erzählte hinterher Niclas Weiland, der Abräumer vor der TeBe-Abwehr.

Als Suchoparek gehen musste, rückten zehn Tennis Borussen, gestützt auf die frühe 2:0-Führung durch Tore von Kirjakow und Ciric, ganz eng zusammen. Und das nicht nur in der Verteidigungszone, sondern auch im übertragenen Sinne. Hatten sich die Profis in der Vergangenheit immer wieder mal in verbale, öffentlich ausgetragene Kleinkriege verstrickt, so stand gegen Köln plötzlich eine Gemeinschaft auf dem Platz. "Der Teamgeist ist wieder da", frohlockte Mittelfeldspieler Ansgar Brinkmann nach dem Abpfiff. Der Ex-Frankfurter war durch sein vorlautes Mundwerk in der Hinrunde mehr als einmal mit Schäfer aneinander gerasselt. Vergeben, vergessen? "Die Mannschaft hat sich verändert, gerade von der Einstellung her", meint Schäfer.

Zeitweise wurde bei TeBe nicht unbedingt schön, dafür aber zweckmäßig gekickt. "Allen ist doch längst klar, dass wir nicht nur mit spielerischen Mitteln aufsteigen können", bekennt sich Niclas Weiland eindeutig zu der Abkehr von der kunstvollen Spielweise, die den Tennis Borussen bisher manches Lob vom gegnerischen Trainer, aber insgesamt zu wenig Zählbares eingebracht hat. "Wir müssten eigentlich schon zehn Punkte mehr haben", registrierte Trainer Schäfer noch Mitte voriger Woche erhebliche Defizite auf dem Konto.

Der Sieg über die Kölner war für TeBe auch nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. "Wir fangen jetzt nicht gleich an zu träumen", versprach denn auch prompt Ansgar Brinkmann. Der jetzt eingeschlagene Weg soll am Sonntag im Auswärtsspiel bei RW Oberhausen fortgesetzt werden. Dann fehlen jedoch mit den gesperrten Suchoparek und Ouakili (fünf Gelbe Karten) zwei wertvolle Kräfte. Dass Mathias Hamann für Suchoparek als Libero aufläuft, scheint beschlossene Sache. Aber wer kümmert sich in Abwesenheit von Ouakili um die Spielgestaltung? Eine delikate Frage. Denn Francisco Copado, der geeignetste Mann für diese Rolle, wurde von Schäfer wegen seiner Trainerkritik auf Eis gelegt. Wird Copado nun begnadigt? Schäfer zögert noch. "Ich werde genau beobachten, ob er den Eindruck macht, wieder ins Team zu wollen."

Probleme wollte Schäfer am Montagabend aber ohnehin nicht wälzen. Er genoss verständlicherweise lieber die lange vermissten Glücksgefühle. Derlei Emotionen brachte Hans Eiringhaus, der Mannschaftsbetreuer, beim Gang in die Kabine in einem einzigen Freudenschrei auf den simpelsten und ehrlichsten Nenner, als er ausrief: "Das ist ja so geil und so wichtig gewesen heute."

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