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Allein vorweg. Während sich Toni Kroos über sein 2:0 gegen Valencia freut, klatschen sich Thomas Müller und Mario Mandzukic ab. Beide standen überraschend nicht in der Startelf im ersten Champions-League-Spiel. Foto: AFP

© AFP

Beim FC Bayern gibt es derzeit keine Stammelf: Heavy Rotation

Auf den Bayern München warten viele Spiele. Trainer Jupp Heynckes hat sich deshalb schon beim Sieg gegen Valencia an personellen Rochaden geübt – nur Toni Kroos hat derzeit seinen Platz auf dem Feld sicher.

Jupp Heynckes ist seit 33 Jahren Trainer, unter anderem hat er bei Real Madrid gearbeitet. Die künstliche Aufgeregtheit der Journalisten in der Mixed Zone des FC Bayern München, wo Spielern und Verantwortlichen meist etliche Mikrofone gleichzeitig unter die Nase gehalten werden, steigert die Pulsfrequenz des 67-Jährigen deshalb nur noch selten. Am Mittwoch, nach dem 2:1-Sieg gegen den FC Valencia, blieb der Trainer der Münchner wieder ganz ruhig. Dabei hätte ihm durchaus der Kragen platzen können, als er ganz zum Schluss, bereits auf dem Weg zum Mannschaftsbus, wieder diese eine, an diesem Tag wohl unvermeidliche Frage zu hören bekam: Wie es denn nun weitergehe mit der Rotation beim FC Bayern? „Warten Sie das Spiel am Samstag gegen Schalke ab“, sagte Heynckes mit betont spöttischem Blick, „da habe ich ja wieder Gelegenheit zu wechseln.“

Jupp Heynckes hat mit der Partie gegen Valencia die Rotationswochen eingeläutet in München. Auf vier Positionen veränderte der Trainer die Aufstellung im Vergleich zum Spiel gegen Mainz. Der Wechsel im Sturm etwa von Fließbandtorschütze Mario Mandzukic zu Claudio Pizarro hatte die Beobachter derart verwundert, dass in der Pressekonferenz sogar ein holländischer Reporter besorgt nach dem Beweggrund für die Personalie fragte. Der Grund, entgegnete Heynckes, sei recht simpel: „Eine Fußballmannschaft besteht nicht nur aus elf Spielern, und wir haben bis Dezember fast nur noch englische Wochen.“ Der Trainer versucht die Diskussionen um die Stars auf der Bank durch betonte Gelassenheit kleinzureden, auf dass sie sich in den nächsten Wochen nicht zum Problem auswachsen für das Binnenklima in München. Heynckes hat aber, das ist bei fast jedem Statement der Spieler zu spüren, auch die Mannschaft in die Pflicht genommen, um den Grundsatz des gemeinsamen Strebens nach Erfolg nach außen zu kommunizieren. „Gegen Schalke werden wieder andere von Beginn an auflaufen“, erklärte nach dem 2:1-Sieg etwa Philipp Lahm mit staatstragender Miene. „Wir haben einen stärkeren Kader als letzte Saison“, sagte Arjen Robben. Mario Mandzukic nestelte lieber an seinem T-Shirt, als auf seine Konkurrenz zu Pizarro einzugehen, und selbst Toni Kroos schritt nur freundlich kopfschüttelnd an den Journalisten vorbei und beschied: „Heute keine Interviews.“

Dabei hätte der Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:0 durchaus Grund gehabt, sich vor die Kameras zu stellen und ein wenig Werbung in eigener Sache zu machen. Glänzende 90 Minuten hatte der Nationalspieler abgeliefert, in einer von den Bayern zwar konzentrierten, aber trägen Partie war der Präzisionsschütze mit strammen Torschüssen und feinen Pässen die Attraktion im Spiel. Wo sich Angestellte des FC Bayern nach so einer Leistung sonst gerne befragen lassen, ließ Kroos am Mittwoch lieber andere sprechen, den Trainer zum Beispiel. „Er hat mir gut gefallen, mit seinem Passspiel, seiner Übersicht und seiner überragenden Technik“, lobte Heynckes. Toni Kroos fühle sich eben wohl im offensiven Mittelfeld, analysierte der Chef und schickte noch einen herzlichen Gruß an Bundestrainer Joachim Löw: „Ich habe schon immer gesagt, dass er kein Zwischenspieler ist, sondern seine optimale Position vorne liegt.“

Löw setzt Kroos ja gerne defensiver ein, was auch Heynckes lange so gehalten hat. Allerdings aus Not, wie er nun durchblicken ließ. Nun, da Bastian Schweinsteiger wieder organisiert und Javier Martinez neben ihm dirigiert, darf sich Kroos endlich vorne austoben. Die Breite des Kaders, das war auch hier wieder Heynckes’ Botschaft, ist kein Grund zur Beunruhigung, sondern fördert die Leistung. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob der Trainer seine Gelassenheit auch beibehält, wenn sich die ersten Niederlagen einstellen. „Schalke am Samstag wird ein sehr schweres Spiel“, das war noch so ein Satz, den alle Münchner formulierten an diesem Abend. Wenn bei Negativerlebnissen die ersten Bankdrücker zu grummeln beginnen, könnte der Puls des Trainers vielleicht doch mal wieder nach oben schnellen.

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