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Sport: Bemüht

Berlin. Nach einer Niederlage macht es sich gut, den Gegner stark zu reden.

Berlin. Nach einer Niederlage macht es sich gut, den Gegner stark zu reden. Diese Trierer Basketballer etwa, einfach unglaublich. Ein 87:87 gelang ihnen in der Korac-Cup-Qualifikation vergangene Woche bei Union Mons in Belgien. "Sie stehen kurz vor dem Einzug ins Hauptfeld und werden von Euphorie getragen. Und die Stimmung in der Halle - das ist ein ganz schweres Pflaster", sagt Carsten Kerner, der Manager von Alba Berlin nach der 83:92 (39:40)-Niederlage seines Teams in der Basketball-Bundesliga am Samstagabend. Und überhaupt, "jeder unserer Spieler hat sich bemüht". Was ja sehr löblich ist, einerseits. Andererseits aber auch eine erstaunliche Aussage. Schließlich ist Alba Berlin keine Thekenmannschaft, sondern Deutscher Meister. Und Trier kein Überteam. Nach drei Niederlagen in Folge gelang dem Klub, der vergangene Woche einen Insolvenzantrag stellte, am vierten Spieltag der erste Sieg, gegen Braunschweig. Nach dem Erfolg gegen Alba sind die Trierer Tabellenneunter, Alba hat die Tabellenführung verloren und liegt auf Rang drei hinter Frankfurt und Bonn.

Alba geschlagen, schon am fünften Spieltag - das ist neu. Und dürfte die gesamte Basketballwelt außerhalb der Berliner Stadtgrenze erfreuen. Der Nimbus der (Fast-)Unbesiegbarkeit ist dahin, die Langeweile an der Spitze passé. Angedeutet hatte es sich bereits in den letzten Wochen, waren die Siege gegen den MBC, Hagen, Oldenburg und in Würzburg doch keineswegs rundum überzeugend gewesen. In der vergangenen Saison verloren die Berliner nur zwei Bundesligaspiele, das erste am 24. Spieltag beim Mitteldeutschen BC, das zweite in den Play-offs in Frankfurt. In Trier hätte die Mannschaft freilich am 19. Spieltag fast verloren. In letzter Sekunde erzwang Wendell Alexis damals die Verlängerung, Alba gewann "mit einem Kraftakt" (Kerner) 98:92. Kurz zuvor hatte Alba das Topteam von Panathinaikos Athen geschlagen und musste in der Provinz erst die richtige Einstellung finden.

Diesmal hatte Alba kurz zuvor gegen Olympiakos Piräus 69:88 verloren, war nicht vom Siege berauscht, sondern von der deutlichen Niederlage ernüchtert. Was für den derzeitigen Zustand des Meisters spricht, der erneut auf die verletzten Nationalspieler Henrik Rödl und Stefano Garris verzichten musste. Mithat Demirel kam einige Minuten zum Einsatz, ist aber noch längst nicht fit. "Lütcke und Pesic mussten deshalb sehr lange spielen, es gab keine Entlastung für sie", erklärt Kerner. Der neue Center George Zidek ist noch ein Fremdkörper im Team, ihm gelangen zwar einige Rebounds - aber kein einziger Punkt. Ein für seinen geschassten Vorgänger Dejan Koturovic unvorstellbares Ergebnis.

"In der Summe hat die Teamleistung nicht gestimmt", sagt Kerner, "Fehlpässe, Ballverluste, kein richtiger Rhythmus, Probleme in der Verteidigung, ein guter Angriff, dann ein schlechter...". Die Liste war zu lang für einen Sieg. Dabei hatte Alba sich mit seinem besten Werfer Wendell Alexis (28 Punkte) zu Beginn des letzten Viertels sogar mit 66:60 absetzen können. "Bis zur 32. Minute haben wir das Spiel kontrolliert. Dann haben wir zu viele einfache Würfe nicht getroffen, und Trier hat viele Dreier gemacht", sagt Trainer Emir Mutapcic. 12 von 18 Dreipunktewürfen verwandelten die Gastgeber insgesamt, bekamen 35 Freiwürfe zugesprochen, Alba nur 19 - von denen nur 12 verwandelt wurden. Zumindest warf Mutapcic seinem Team nicht, wie gegen Piräus, mangelnde Einsatzbereitschaft vor. "Die Spieler haben gekämpft. Jetzt müssen wir unsere Probleme lösen." Sprich, die Verletzten müssen gesund werden. Möglichst bis Mittwoch, denn da spielt Alba in der Euroleague bei Efes Pilsen Istanbul und steht nach zwei Niederlagen bereits unter Zugzwang.

Helen Ruwald

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