zum Hauptinhalt

Sport: Bereit für den großen Schlag

Tennis-Shootingstar Novak Djokovic will im Halbfinale der Australian Open beweisen, dass er auch Roger Federer bezwingen kann

Melbourne - Wenn Novak Djokovic etwas sagt, dann sind seine Worte stets mit Bedacht gewählt. „Ja, ich kann das Turnier gewinnen. Ich spiele im Moment sehr, sehr gutes Tennis“, erklärte der Serbe, nachdem er ins Halbfinale der Australian Open eingezogen war. Sein Selbstbewusstsein wirkt jedoch keinesfalls arrogant. Djokovic weiß einfach um seine Qualitäten, die er auch in Melbourne eindrucksvoll unter Beweis stellt. Der Weltranglistendritte spielte sich ohne Satzverlust bis ins Halbfinale, wo er am Freitag auf Roger Federer trifft.

Im Viertelfinale zeigte Djokovic gegen den Spanier David Ferrer zwei Durchgänge lang eine nahezu fehlerfreie Leistung und ließ die Nummer fünf der Setzliste dabei phasenweise wie einen Amateur aussehen. Er überraschte Ferrer, der ihn beim Masters Cup in Schanghai noch klar besiegt hatte, mit einer Reihe neuer Variationen in seinem Spiel. Zudem mischte Djokovic immer wieder das Tempo seiner Schläge und agierte vor allem wesentlich ruhiger in den wichtigen Momenten der Partie.

Nur am Ende bekam Djokovic plötzlich Nervenflattern. Vier Matchbälle vergab er, ließ Ferrer zum 5:5 ausgleichen, bevor er nach Abwehr einer weiteren Breakchance die Partie mit einem sehenswerten Rückhandpassierball zum 6:0, 6:3 und 7:5 beendete. „Ich bin nervös geworden“, gestand Djokovic ein. „Es wird sehr viel von mir erwartet, der Druck ist immens. Da ist es manchmal schwer, auf dem Platz cool zu bleiben. Aber ich arbeite daran.“ Wie hart der 20-jährige Shootingstar allein im letzten Jahr an sich gearbeitet hat, beweist seine vierte Halbfinalteilnahme in Folge bei einem Grand-Slam-Turnier. 2007 gelang ihm der endgültige Durchbruch, er gewann fünf Titel und etablierte sich als härtester Verfolger des Spitzenduos Roger Federer und Rafael Nadal.

Zum Saisonende schwanden seine Kräfte allerdings und Djokovic verabschiedete sich mit einer Serie von fünf Niederlagen in die Pause: „Ich habe im letzten Jahr sehr viel Selbstvertrauen getankt, aber das ist mir dann irgendwie abhanden gekommen. Aber ich war zum Ende der extrem langen Saison einfach ausgelaugt.“ Inzwischen hat der Serbe seinen Akku wieder aufgeladen und scheint in besserer Form als je zuvor. Er arbeitet akribisch an den wenigen Schwächen, die sein Spiel noch aufweist, sucht sich dafür Rat bei den ehemaligen Größen des Tennissports und beobachtet die Arbeit seiner Gegner genau: „Ich tue alles, was ich kann, um mich zu verbessern, damit ich gegen die besten Spieler der Welt gewinnen kann“, sagte Djokovic. Am Freitag bekommt er es im Halbfinale mit dem derzeit Besten der Branche zu tun.

Beim Masters Turnier in Montreal konnte er Federer erstmals bezwingen, im Endspiel der US Open musste sich Djokovic in drei hart umkämpften Sätzen jedoch geschlagen geben. „Ich hatte an meine Chancen im Finale geglaubt, sie aber nicht genutzt. Trotzdem habe ich aus der Niederlage gegen Roger viel gelernt“, erklärte Djokovic. An Ehrgeiz und Willensstärke mangelte es ihm ohnehin nie, den Glauben an den Sieg gegen Federer hat er sich erarbeitet: „Ich bin bereit.“ Petra Philippsen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false