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Sport: Berlin Capitals: Geschäfte mit Risiko

Egon Banghard ist ein Sportsfreund. Der Gesellschafter der Capitals hatte eine Kapitalerhöhung von 10,6 Millionen Mark unterzeichnet, um dadurch buchstäblich in letzter Sekunde die Insolvenz des Eishockey-Klubs abzuwenden.

Egon Banghard ist ein Sportsfreund. Der Gesellschafter der Capitals hatte eine Kapitalerhöhung von 10,6 Millionen Mark unterzeichnet, um dadurch buchstäblich in letzter Sekunde die Insolvenz des Eishockey-Klubs abzuwenden. Doch auf der Zielgraden fehlen nun doch noch einige Millionen. Banghard sagte dem Tagesspiegel, er selbst habe der Kapitalerhöhung nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass "Dritte das Geld bezahlen", Zusagen habe es schon gegeben, und er werde sich "da weiter reinhängen". Stehvermögen braucht Banghard auch bei den Immobilien-Geschäften der klangvoll "Prinz zu Hohenlohe-Jagster & Banghard" genannten Gruppe. Anleger klagen gegen den Unternehmer.

In Berlin baut Egon Banghard nahe dem Pariser Platz. Auch bei diesem ehrgeizigen Grundstücksgeschäft weht ihm der Wind ins Gesicht. Einst sollte hier eine Senioren-Residenz entstehen - nun ein Luxus-Hotel. Die Preise sind sportlich: im Durchschnitt ähnlich hoch wie beim Adlon. Banghard wehrt sich gegen den Vergleich: Sein Haus biete nur Suiten, das Adlon dagegen Suiten und Zimmer. Allerdings blicken die Bewohner der Banghard-Herberge nicht wie im Adlon auf das Brandenburger Tor, sondern auf die Plattenbauten in der Wilhelmstraße.

Egon Banghard ist ein angenehmer Gesprächspartner, verbindlich. Am besten ist er über seinen Chauffeur erreichbar. Der strahlt jene Ruhe aus, die aus der körperlichen Kraft kommt. Der Chauffeur weiß stets, wo sich sein Chef gerade befindet. Dieser Tage kommt Banghard aus Besprechungen kaum mehr heraus. Zu besprechen gibt es viel: Wie es mit den Berlin Capitals weiter geht; die rechtlichen Schritte gegen diverse Fachpublikationen, die an Banghards Suiten-Hotel Wilhelmseck kein gutes Haar ließen. Und dann noch Altlasten aus gemeinsamen Geschäften mit dem Senioren-Immobilien-Multi Jürgen Hanne.

Wegen Betrugs, Insolvenzverschleppung und Urkundenfälschung laufen gegen Jürgen Hanne derzeit 35 Ermittlungsverfahren. Banghards ehemaliger Geschäftspartner saß bereits im April 2000 in Untersuchungshaft, bis er vom Berliner Gericht in drei Verfahren zu 18 Monaten verurteilt wurde - auf Bewährung. Keinen Monat später verließ er das Land. Zielort: Kanada. Seither kursieren Gerüchte, wonach sich Hanne so Ansprüchen geprellter Immobilien-Anleger entziehen will. Einige der gemeinsamen Altlasten drohen nun Egon Banghard auf die Füße zu fallen. Banghard sagt: "Ich habe auf Provisionen verzichtet, damit die Projekte nicht Pleite gehen." Zudem hätten die Anleger nur auf kleine Teile ihrer Renditen verzichten müssen.

Dem widerspricht Rechtsanwalt Wolfgang Schirp: Bei fünf Banghard-Fonds hätten die Anleger noch nie eine Mark gesehen. Schirp vertritt 300 Anleger von sechs Fonds gegen Banghard und von 16 Fonds gegen Hanne. Gegen den Capital-Sponsor laufen Gerichtsverfahren wegen Projekten in Chemnitz-Gotha, Dresden-Freudenstadt, Werder II, Calw-Lübbenau und Berlin-Lichtenrade. "Das Kapital, das die Anleger Banghard gegeben haben, ist vollständig verloren", sagt Schirp. In einigen Fällen müssten die Gesellschaften Insolvenz anmelden. Banghard erwidert: "Ich kenne keine Verfahren, und es gingen keine Fonds kaputt." Doch das stimmt nicht: Für Werder II ist das Insolvenz-Verfahren eröffnet.

Banghard müssen solche Pannen nicht aus der Ruhe bringen. Denn der Unternehmer sammelt das Geld für "seine" Immobilien-Projekte bei privaten Anlegern ein. Diesen verspricht er Steuervorteile und Renditen. Geht die Rechnung nicht auf, steckt das Geld zinslos fest. Derzeit sammelt Egon Banghards Gruppe Millionen für das Berliner Suiten-Hotel Wilhelmseck und für die größte europäische Ferien-Anlage Fleesensee in Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch musste der Eishockey-Sponsor Banghard bereits in die Kasse einer der Fonds-Gesellschaften greifen: In Calw-Lübbenau lieh sich der Unternehmer von Anlegern drei Millionen Mark, so Schirp. Doch dafür, so sagt Banghard, bekämen die Anleger vier Prozent mehr Zinsen für ihr Geld, als Banken zahlen.

Doch hohe Zinsen werden seit jeher mit großen Risiken erkauft. Eine solche "Geldschöpfungsmaßnahme" bei einem Not leidenden Fonds sei höchst ungewöhnlich, so Schirp. Das gehe meistens nicht lange gut. Deshalb sei es in Calw-Lübbenau "sehr wahrscheinlich, dass die Anleger ihr Kapital nicht wiedersehen", so Schirp.

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